Strandfeeling mitten in Mainz: Am Rand von Gonsenheim kann man durch feinen weichen Sand spazieren. Der „Große Mainzer Sand“ ist seit 12.000 Jahren Steppengebiet. Hier gedeihen Pflanzen, die es sonst nur in Gegenden von Südosteuropa und in innerasiatischen Steppengebieten vorkommen, beziehungsweise im Mittelmeerraum. Viele sind selten und geschützt, einige sind einzigartig in Europa. Im neunten Teil unserer Serie stellen wir euch einen weiteren besonderen Ort in Mainz vor, den vielleicht nicht jeder kennt.
Entstanden ist der „Mainzer Sand“, wie er auch genannt wird, in der Zeit des „Pleistozän“. Heller Flugsand hatte sich von den Ufern des Rheins hier abgelagert, wodurch sich eine größere Fläche aus weißem Sand bildete, der kalkhaltig war, aber nur wenig Wasser und Nährstoffe speichern konnte.
Da er sich aber schnell erwärmt, trocken und nährstoffarm ist, bildet er seit jeher gute Voraussetzungen für Pflanzen, die ansonsten nur in südlichen Steppen vorkommen. Darunter zählen das stark gefährdete Frühlings-Adonisröschen, der Sand-Lotwurz, die Rote Schwarzwurzel (beide vom Aussterben bedroht) oder die Sand-Silberscharte. An Bäumen können meist lediglich Kiefern wurzeln. Auch einige seltene Tierarten, die sich an diese Lebensbedingungen angepasst haben, kommen hier vor: etwa die Blauflügelige Ödlandschrecke, der Ameisenlöwe oder die Dünen-Steppenbiene. Der Wiedehopf wurde ebenfalls schon gesichtet, der in den meisten Gebieten Deutschlands verschwunden ist.
Gebiet steht unter Naturschutz
Der Mainzer Sand grenzt an den Lennebergwald und steht, wie der Wald, unter Naturschutz. Mitten hindurch führt die A643, errichtet in den 1960ern. Seit vielen Jahren setzen sich Naturschützer dafür ein, dass die Autobahn in dem Gebiet nicht noch weiter ausgebaut wird (wir berichteten). Eigentlich reicht dieses Binnendünengebiet von Ingelheim bis nach Heidelberg, doch geblieben ist nur das 127 Hektar große Relikt von Mainz. Seit 1939 ist der „Sand“ auf nationaler Ebene als Naturschutzgebiet ausgewiesen, das 1997 um weitere Flächen ergänzt wurde.
Wegen der großen freien Fläche wird das Gebiet regelmäßig vom Militär genutzt, und das seit 1798. Das sorgte auch dafür, dass der Sand weiterhin baumfrei gehalten wurde. Noch heute finden immer wieder Übungen des US-Militärs statt (wir berichteten).
Durch den Großen Sand führen einige Spazier- und Wanderwege, die auch von Joggern gerne genutzt werden. Verlassen werden dürfen diese Wege zum Schutz der Pflanzen nicht. Auch militärische Sperrzonen gibt es teilweise. Auf Informationstafeln erfahren Besucher Wissenswertes zu der Landschaft, seiner Geschichte und seinen Bewohnern.
Naturschutzvereine wie der „Arbeitskreis Umwelt Mombach“ bieten zudem regelmäßig Exkursionen und Führungen durch das Gebiet an.
Ihr wollt noch mehr versteckte Orte in Mainz kennenlernen? Hier kommt ihr zu Teil 1, Teil 2, Teil 3, Teil 4, Teil 5, Teil 6, Teil 7 und Teil 8 .