Seit dem 14. August kann der Verkehr wieder über die Schiersteiner Brücke rollen. Elf Jahre hatte es gedauert, bis sie fertig gestellt war (wir berichteten). Seit vielen Jahren ist geplant, die A643 auch im weiteren Verlauf in Richtung Mainz weiter auszubauen. Statt vier Spuren soll der Abschnitt zwischen Schiersteiner Brücke und Anschlussstelle Mombach auf sechs erweitert werden.
Das Problem, das viele an den Plänen sehen: Zwischen der Anschlussstelle Mombach und dem Autobahndreieck durchläuft die Autobahn die Naturschutzgebiete Mainzer Sand und Lennebergwald. Hier leben etliche seltene und geschützte Pflanzen, deren Zusammensetzung in Europa einzigartig ist.
Mainzer Sand und Lennebergwald durch Autobahnausbau bedroht
Naturschutzverbände und auch viele Parteigruppierungen kritisieren daher, dass diese empfindlichen Gebiete durch einen Ausbau bedroht werden. Sie fordern, auf den sechsspurigen Ausbau zu verzichten und schlagen stattdessen eine „4+2-Lösung“ als Alternative vor, also den Standstreifen je nach Verkehrsaufkommen freizugeben. Denn das Verkehrsaufkommen sei auf den Abschnitten nach der Schiersteiner Brücke weitaus geringer als auf der Brücke selbst.
Ursprünglich war vorgesehen, den Ausbau zwischen Mombach und Gonsenheim anzugehen, sobald die Schiersteiner Brücke fertig gestellt sein wird. Bereits im Jahr 2021 hieß es, dass das Planfeststellungsverfahren eingeleitet sei, parallel dazu hatte das Land Rheinland-Pfalz bei der EU eine Stellungnahme eingeholt, „die aufgrund des Eingriffs in das Naturschutzgebiet Mainzer Sand erforderlich ist“, so der Landesbetrieb Mobilität damals. Der Antrag wurde bei der EU-Kommission bereits im Januar 2020 gestellt.
Arbeiten an der Vorlandbrücke Mombach
Nun ist im Amtsblatt der Stadt Mainz in einer öffentlichen Bekanntmachung zu lesen, dass demnächst an der Vorlandbrücke Mombach gearbeitet werden soll. Die Brücke über das Mombacher Vorland ist der Übergang der A643 zur Schiersteiner Brücke. An der Anschlussstelle Mombach dürfen deswegen ab sofort keine Schwertransporte die Zu- und Abfahrtsrampen der Vorlandbrücke befahren. Hintergrund ist laut der Autobahn GmbH des Bundes eine Untersuchung der gesamten Vorlandbrücke Mombach, die 2023 begonnen wurde.
Langfristig soll diese Vorlandbrücke ersetzt werden, teilt die Autobahn GmbH in der Bekanntmachung mit. Voraussichtlich im Juli 2025 soll mit den vorbereitenden Bohrungen begonnen werden, diese Arbeiten sollen fast ein Jahr lang dauern. Betroffene Grundstückseigentümer sollen rechtzeitig informiert werden. Bis zum 10. Januar haben sie zudem die Gelegenheit, eine Stellungnahme abzugeben.
Brücke entspricht nicht mehr den Anforderungen
Gleichzeitig betont die Autobahn GmbH in der Bekanntmachung, dass mit diesen Vorarbeiten keine Entscheidung über das geplante Straßenbauvorhaben getroffen worden sei, auch sei noch nicht über eine Zulassung entschieden worden. Die Arbeiten würden nur die Vorlandbrücke betreffen.
„Das Brückenbauwerk stammt aus dem Jahr 1962, aufgrund der Belastungen und des Bauwerkszustandes entspricht es nicht mehr den aktuellen technischen wie statischen Anforderungen“, so ein Pressesprecher auf Merkurist-Anfrage. Eine grundlegende Instandsetzung sei daher nicht möglich. „Das Bauwerk muss abgebrochen und durch einen Neubau ersetzt werden.“ Im ersten Schritt gebe es nun Vermessungen, umweltschutzfachliche Untersuchungen und Baugrunderkundungen – also reine Planungsarbeiten, aber noch keine Bauarbeiten.
Zwar sei die Brücke Teil des „Bedarfsplanprojektes“ des sechsstreifigen Ausbaus der A643, doch die Arbeiten hier seien nicht als Baubeginn für den weiteren Ausbau zwischen Mainz-Gonsenheim und Mombach zu sehen, betont der Pressesprecher.
Für den weiteren Ausbau würde das Planfeststellungsverfahren von Autobahngesellschaft und Planfeststellungsbehörde „weiter betrieben“. Eine Stellungnahme der EU-Kommission liege weiterhin noch nicht vor.