Man spielte mit dem Gameboy, hörte Trash-Techno und Boy-Bands und schaute Filme auf VHS: Das und vieles mehr waren die 1990er-Jahre. Doch wie sah Mainz in dieser Zeit aus? Wir geben euch auch in unserem 13. Teil unserer Reihe einen Einblick.
Bahnhofplatz
Das erste Bild zeigt den Mainzer Bahnhofplatz in den frühen 90ern. Christian Wenger fotografierte am 19. Oktober 1991 eine Straßenbahn vor dem Central Hotel Eden. Heute befinden sich hier das AC by Marriott Hotel und das Restaurant „Adam und Eden“. Das AC-Marriott-Hotel hatte 2017 nach mehr als zehn Jahren Leerstand eröffnet.
Auf der Straßenbahn wird für „Babyland“ in Ingelheim geworben. Auch heute gibt es an selber Adresse noch den Fachmarkt, der allerdings etwa ein Jahr später (1992/1993) in „BabyOne“ umfirmierte. Weitere Bilder von Fotograf Christian Wenger findet ihr in Teil 11 und Teil 12 unserer Reihe.
Mainzer Gefängnis
Wer heute am Isenburg-Karree in der Mainzer Altstadt vorbeiläuft, kann nur erahnen, dass hier bis vor 23 Jahren noch etwa 300 Gefangene untergebracht waren. Bereits Anfang des 20. Jahrhunderts wurde die Mainzer Haftanstalt gebaut und in ihren letzten Jahrzehnten vor allem als Untersuchungsgefängnis genutzt – noch bis Dezember 2002.
„Das Gebäude war alt, dunkel, beengt, schmutzig – einfach eine bedrückende Atmosphäre“, erinnerte sich ein früherer Beschäftigter der JVA gegenüber Merkurist. Die meisten Gefangenen saßen in Einzelzellen, etwa acht Quadratmeter groß. „Es gab ein Bett, ein Klo, ein Waschbecken und einen Spind. Dazu ein Fenster in etwa 1,70 Meter Höhe – da war nicht viel mit rausschauen.“ Der Knastalltag in Mainz bedeutete: eine Stunde Hofgang und 23 Stunden in der Zelle sitzen.
In Mainz saßen viele Gefangene in Untersuchungshaft, darunter auch extreme Fälle wie der „Wormser Hammermörder“, der später an seinem 44. Geburtstag zu lebenslanger Haft verurteilt wurde. Der Mann tötete im September 1997 seine Mutter, seinen Bruder und dessen Freundin mit einem Maurerhammer. Auch eine RAF-Terroristin habe in U-Haft gesessen.
Im Jahr 2002 war dann Schluss für die JVA Mainz. Schon in den Jahren zuvor war auf der grünen Wiese bei Wöllstein die Justizvollzugsanstalt Rohrbach entstanden. Zunächst wurde im Jahr 2002 die JVA Kaiserslautern geschlossen und die Häftlinge nach Mainz versetzt, noch im November folgte dann der endgültige Umzug nach Wöllstein. Innerhalb eines Tages wurden alle Häftlinge von Mainz nach Wöllstein verlegt. Im Dezember kam dann das offizielle Aus für das Mainzer Gefängnis.
Und dann passierte mit dem Gebäude lange nichts. Erst ab 2009 wurde das ehemalige Gefängnis saniert und in ein modernes Verwaltungsgebäude verwandelt. Die denkmalgeschützten Fassaden aus Sandstein blieben weitestgehend erhalten. Auch eine historische Haftzelle ist noch heute im Isenburg-Karree zu sehen. In den Büros arbeiten jetzt der Landtagspräsident und die Landtagsverwaltung von Rheinland-Pfalz.
Die historischen Bilder wurden Merkurist vor einigen Jahren zur Verfügung gestellt. Sie zeigen das Mainzer Gefängnis in der Zeit zwischen 1989 und 2002.
So sieht es am Isenburg-Karree heute aus:
Ihr wollt weitere Bilder aus den 90er-Jahren sehen? Hier geht es zu Teil 1, Teil 2, Teil 3, Teil 4, Teil 5, Teil 6, Teil 7, Teil 8, Teil 9, Teil 10, Teil 11 und Teil 12. Oder ihr habt selbst Bilder aus dieser Zeit, die ihr uns zur Verfügung stellen wollt? Postet sie gerne unter diesen Artikel oder schickt sie uns an redaktion-mainz@merkurist.de.