Demonstranten von Zirkus-Mitarbeitern verprügelt? Das sagt die Polizei

Ende des Jahres protestierten mehrere Aktivisten vor dem Wiesbadener Weihnachtscircus gegen dessen Tierhaltung. Dann tauchte ein Video auf, das eine Prügelei zeigt. Was ist passiert?

Demonstranten von Zirkus-Mitarbeitern verprügelt? Das sagt die Polizei

„Ein geschwollener Kiefer, geplatzte Lippen, Prellungen, Schürfwunden, geprellte Rippen, Gehirnerschütterung“ – sind das die Folgen einer Prügelei, die am Freitag (29. Dezember) auf dem Zirkusgelände in Wiesbaden-Biebrich stattgefunden hatte?

So zumindest beschreibt es Raffaella Raab, die sich in den sozialen Medien als „Militante Veganerin“ bezeichnet. Sie war selbst vor Ort, um gegen die Tierhaltung im Zirkus zu demonstrieren. Auf einem Youtube-Video ist zu sehen, wie die Demonstranten zunächst mit Megafonen die Zirkusbesucher ansprechen und auf die „Tierquälerei“ und „Tiersklaverei“ von Zirkustieren hinweisen.

Handgemenge und Faustschläge

Nach einer Weile kommen weitere Personen dazu, offenbar Zirkusmitarbeiter. Es gibt eine Auseinandersetzung. Dann eskaliert die Lage. Es kommt zum Handgemenge, es wird geschubst und beleidigt. Dann ist im Video zu sehen: Offenbar holt ein Zirkusmitarbeiter zum Faustschlag aus und schreit „Haut ab, ihr Wichser!“ Mit den Worten „Lasst die Gäste hier durch!“ wirft er eine große Batterie der Aktivisten auf den Boden. Auch von zerstörten Bildschirmen wird später die Rede sein. Raffaella Raab schreibt auf ihrer Instagramseite von über 1000 Euro Schaden.

Wieder gibt es Tritte und Faustschläge. Ein Aktivist geht zu Boden, ein Mann tritt in Richtung Kopf auf ihn ein. Kurz darauf erscheint die Polizei. Am Nachmittag veröffentlichte die Pressestelle der Polizei eine Meldung, in der von einer „Auseinandersetzung“ mit drei verletzten Personen die Rede ist.

Auf Merkurist-Nachfrage erklärt die Polizei am Dienstag (2. Januar), dass nach derzeitigem Kenntnisstand sogar neun Personen leicht verletzt wurden. Die etwa 20 Aktivisten gerieten demnach gegen 14:15 Uhr mit Zirkusmitarbeitern in Streit. Dieser endete in „Handgreiflichkeiten“.

Bei den Verletzten handelte sich zum großen Teil um Aktivisten, auch der Seniorchef des Zirkus’ sei verletzt worden. Ebenso bestätigt die Polizei, dass einer der Aktivisten am Boden liegend getreten worden sein soll.

Es wurden Ermittlungsverfahren wegen der Körperverletzungen und Sachbeschädigungen eingeleitet.

Hintergrund

Der Wiesbadener Weihnachtscircus war in die Kritik geraten, weil hier Tiere in der Manege auftreten sollten, darunter auch Löwen des tschechischen Dompteurs Hynek Navratil. Merkurist berichtete darüber zunächst am 25. November.

Kurz vor Weihnachten kam dann die Nachricht der Stadt Wiesbaden, dass die Löwenshow nicht stattfinden darf. Das Wiesbadener Veterinäramt hatte dem Zirkus eine Absage erteilt, die beantragte Erlaubnis für den Auftritt der Löwen habe nicht erteilt werden können. Die verantwortlichen Beschäftigten beim Veterinäramt hätten bei ihren Kontrollen „eklatante Mängel im Hinblick auf tierschutz- und tierseuchenrechtliche Anforderungen festgestellt“, so die Stadt (wir berichteten). Der Zirkusbetreiber selbst gab kurz darauf an, dass man sich gemeinsam mit dem Veterinäramt für die Absage der Löwenshow ausgesprochen habe. Zudem erklärte der Zirkusleiter Roberto Frank, dass es bei Protesten in den vergangenen Tagen zu Morddrohungen gekommen sei.