Leerstände in Mainz: Sind die Mieten einfach zu hoch?

Immer mehr Geschäfte stehen leer, trotzdem suchen einige Händler händeringend nach Flächen. Wie kann das sein?

Leerstände in Mainz: Sind die Mieten einfach zu hoch?

Erst wenige Monate ist es her, dass die „Lulu“ im ehemaligen Karstadt geschlossen hat. Einige Jahre lang konnten kleine Unternehmen und Start-ups hier für einen günstigen Mietpreis ihre Produkte anbieten – für viele war es ein erster Versuch als Händler, andere wagten hier den Schritt vom Onlineshop zum stationären Handel.

So wie Günter Wagner von „Butterbällchen“ aus dem rheinhessischen Dalheim. Von Anfang an war Wagner mit den selbstproduzierten Seifen in der Lulu vertreten. Seit der Schließung Ende Dezember ist er, gemeinsam mit anderen Shopbetreibern, auf der Suche nach neuen Verkaufsräumen in der Mainzer Innenstadt.

Preise für kleine Händler zu hoch

„Die Preise sind für uns einfach unfassbar hoch“, sagt Wagner. Er müsste seine Seifen um 50 bis 60 Prozent verteuern, um sich die Miete leisten zu können. Für ihn und die anderen kleinen Anbieter sei es wichtig, dass Passanten am Verkaufsraum vorbeilaufen, daher ist die Lage in der Mainzer Innenstadt entscheidend. „Versteckt in einer Gasse bringt uns das nichts.“

In der Lulu habe er die Erfahrung gemacht, dass die Leute gerne durch Ladengeschäfte bummeln, sich verschiedene Produkte anschauen, sie anfassen und riechen können, am besten von lokalen Produzenten, so Wagner. „Mehr Angebot auf einer Fläche lohnt sich daher für sie mehr.“ Er denkt, das Konzept eines Kaufhauses sei nicht „tot“, es komme nur darauf an, was angeboten werde. „Und die Menschen müssen gleichzeitig die Möglichkeit haben, zusätzlich online einkaufen zu können.“

Einige Ladenflächen waren bereits in die engere Auswahl gekommen, doch teilweise hätten die Sanierungsarbeiten so lange gedauert, dass die Shopbetreiber mindestens ein Jahr mit der Öffnung hätten warten müssen. Auch bei Galeria Kaufhof habe Wagner nach einem kleinen Standplatz angefragt, jedoch nie eine Antwort bekommen. „Ich wünsche mir mehr Diskussionen mit den Verantwortlichen“, sagt Wagner. „Solange Ketten die teuren Mietpreise zahlen, wird sich kaum etwas ändern.“

Stadt sind oft die Hände gebunden

Mainzer Politiker kommen immer wieder auf das Thema Leerstände zu sprechen. Sie betonen dann oft, dass ihnen in vielen Fällen die Hände gebunden seien, da sich die meisten Häuser in Privatbesitz befinden. In einem Merkurist-Interview etwa erklärte Oberbürgermeister Nino Haase kürzlich, dass die Stadt hier „sehr aktiv“ sei: „Wir sind zum Beispiel dabei, ein Gebäude am Flachsmarkt zu erwerben, wo schon lange Leerstand herrscht. Auch konnten zuletzt einige prominente Leerstände – beispielsweise gegenüber von C&A – vermittelt werden.“

Alle prominenten Leerstände in der Mainzer Innenstadt seien schon mehrfach von der Stadtverwaltung angesprochen worden, so Haase in einem anderen Interview. „Wir würden dort sogar die Zwischenmiete übernehmen, eine Kunstgalerie oder ein Café unterstützen. Aber bei vielen Gebäuden haben wir keine Handhabe, weil sie uns nicht gehören.“

Fraglich bleibt, ob die Immobilienbesitzer überhaupt bereit wären, für lokale Händler günstigere Mieten anzubieten, ähnlich wie in der Lulu. So sagte ein Unternehmenssprecher der „Aachener Grundvermögen“, die ein leerstehendes Geschäft am Brand vermieten, gegenüber Merkurist: „Wir nehmen uns die notwendige Zeit, um hierfür den richtigen und passenden Mieter zu finden, der zu der guten Einkaufslage passt.“