„Lulu“ in der Mainzer Altstadt schließt – das ist jetzt geplant

In wenigen Tagen müssen die Geschäfte aus dem ehemaligen Karstadt-Gebäude in der Ludwigsstraße ausziehen. Für manche steht schon fest, wie es danach weitergeht. Die Betreiber indes blicken mit Begeisterung auf ihre Lulu-Zeit zurück.

„Lulu“ in der Mainzer Altstadt schließt – das ist jetzt geplant

Am 31. Dezember ist Schluss. Dann schließt die „Lulu“ in der Mainzer Ludwigsstraße für immer. Von Anfang an war die Fläche im ehemaligen Karstadt-Gebäude als Übergangslösung gedacht, doch am Ende durften die Geschäfte drei Jahre lang bleiben – statt wie ursprünglich geplant ein Jahr.

Eine große Abschiedsfeier werde es nicht geben am letzten Verkaufstag, dem Samstag (30. Dezember). „Wir werden eine Stunde länger geöffnet haben, sicherlich gibt es noch ein Bierchen zum Schluss“, erklärt Daniel Sieben. Sein Shop „Liebs“ war von Anfang an im Lulu vertreten, er war auch der erste, der von Dominique Liggins aus dem Lulu-Betreiber-Team angesprochen wurde.

Leerstand sollte vermieden werden

Die Idee zu dem Ganzen kam von denjenigen, die den alten Karstadt gekauft hatten, um hier eine neue Innenstadt-Location aufzubauen: der J. Molitor Immobilien GmbH. „Als der Karstadt hier ausgezogen war, gab es plötzlich einen großen Leerstand in der Innenstadt. Genau das wollten wir vermeiden“, erklärt Geschäftsführerin Tina Badrot bei einem Gespräch vor Ort. Da im Nachfolger, dem „Lu:“, Pop-up-Stores angesiedelt werden sollen, kam die Idee auf, die leere Fläche für kleine, lokale Unternehmen zu öffnen.

Badrot schloss sich mit dem ehemaligen Mainzer Citymanager Dominique Liggins zusammen, der dann eigens für die Lulu die Agentur „Hier & Jetzt“ gründete. Nach einigem Ideenwälzen entwickelte sich die Conceptstore-Idee der Lulu. „Wir wollten Start-ups und lokalen Kleinunternehmen die Möglichkeit geben, sich in einer A-Lage mitten in der Innenstadt anzusiedeln, und zwar zu Konditionen, die sonst nie vorhanden sind“, so Liggins. „Alles“ sei hier möglich gewesen. „Die Abstimmungswege mit dem Eigentümer und den Ämtern war kurz, so wurde am Ende diese vielfältige Nutzung erst möglich.“

Geschäfte konnten frei gestaltet werden

Liggins sprach die ersten Geschäfteinhaber persönlich an, ließ sie die Fläche besichtigen und wollte sie sonst frei entscheiden lassen. Der Boden und die Fassade wurden neu bemalt, Lichter installiert. „Die Lulu war ein großer Spielplatz, ein Experimentierlabor“, so Liggins.

„Die Lulu war ein großer Spielplatz, ein Experimentierlabor“ – Dominique Liggins vom Lulu-Betreiberteam

Mit dem Liebs kamen dann verschiedene lokale Produkte in die Lulu, es entwickelten sich Shop-in-Shop-Lösungen, Online-Shops versuchten sich im stationären Handel, Start-ups konnten ausprobieren, wie ihre Ware ankam. Junge Künstler stellten ihre Werke aus, es gab Veranstaltungen, eine Galerie im Untergeschoss, die Banksy-Ausstellung im vergangenen Jahr in der dritten Etage und ein Kleider-Basar für Flüchtlinge im vierten Obergeschoss. „In Mainz hat das gut funktioniert, weil die Start-up-Szene hier so unglaublich lebhaft und dynamisch ist“, sagt Liggins. So sei die Lulu im Lauf der Zeit auch über die Region hinaus bekannt geworden.

Risiken hatten die Shops wenige: Die Miete war günstig und die Kündigungsfrist lag bei einem Monat. Manche blieben nur ein paar Woche, andere die gesamten drei Jahre. Insgesamt 122 Mieter hatten sich hier über die drei Jahre insgesamt angesiedelt. Einige, wie das Liebs, eröffnen nun einen eigenen Shop in der Altstadt, manche können weiter in Frankfurt verkaufen, wo Liggins ein ähnliches Konzept aufgebaut hat. „Die Lulu war für viele ein Sprungbrett in Richtung Innenstadt“, formuliert es Daniel Sieben von Liebs. „Hier konnte man testen, ob ein eigener Shop funktionieren könnte.“

Und so war die Lulu, die „kleine Schwester der Lu:“, wie Badrot sagt, auch wichtig für den Betreiber des Nachfolgers. „Hier konnten wir beobachten und für die Zukunft lernen.“ Ob es nun in Mainz wieder eine ähnliche Fläche geben wird, auf der sich Start-ups und kleine Unternehmen ausprobieren können, muss Liggins offen lassen. „Wenn sich eine Möglichkeit bietet, dann gerne.“