Mainzer Stadtwerke-Vorstand kritisiert „Fake News“

Rekordzahlen statt „Gewinneinbruch“: Die Mainzer Stadtwerke haben am Freitag ihren Geschäftsbericht vorgestellt. Vorstand Daniel Gahr fand deutliche Worte für die Kritik der vergangenen Wochen und Monate.

Mainzer Stadtwerke-Vorstand kritisiert „Fake News“

Die Mainzer Stadtwerke waren in den vergangenen Monaten immer wieder Thema in der Lokalpolitik und in den Medien. Höhe- oder besser Tiefpunkt der Auseinandersetzung war die Stadtratssitzung vom 16. Mai: Im Mittelpunkt standen Stadtrat Erwin Stufler (Freie Wähler) und Bürgermeister und Finanzdezernent Günter Beck (Grüne). Dabei ging es unter anderem um einen potenziellen Gewinneinbruch der Stadtwerke von 40 Prozent im Jahr 2022, den die Freien Wähler ins Spiel gebracht hatten.

Zuletzt gab es Veröffentlichungen zum Thema Brunnensanierung im Wasserwerk Hof Schönau: Das Lokalmedium „MainzUnd“ und „Business Insider“ berichteten, dass es Stadtwerke-interne Warnungen vor „überteuerten Leistungen“ bei dem Millionen-Projekt gegeben habe. Am Freitag machte Stadtwerke-Vorstand Daniel Gahr seinem Ärger über die negativen Schlagzeilen Luft. Er präsentierte zusammen mit Vorständin Kerstin Stumpf und der Aufsichtsratsvorsitzenden Sylvia Köbler-Gross (Grüne) den Geschäftsbericht der Stadtwerke und damit Zahlen, die nicht zu den negativen Schlagzeilen passen. Am Tag zuvor hatte es eine turnusmäßige Aufsichtsratssitzung gegeben.

Gahr spricht von „Fake News“ und „Verschwörungstheorie“

Zum Thema Brunnensanierung teilten die Stadtwerk mit, dass das Vorgehen sowohl intern als auch extern durch eine vergaberechtlich spezialisierte Kanzlei „geprüft und für angemessen befunden wurde“. Eine Ausschreibung sei zum damaligen Zeitpunkt für diesen Teilbereich nicht erforderlich gewesen. „Ein Schaden ist daher weder hier noch dort entstanden.“ Auch von einem „Gewinneinbruch“ der Stadtwerke könne keine Rede sein. Gahr sprach von „hanebüchenen Fake News aus den letzten Wochen und Monaten“, „versuchtem Rufmord“ und „Verschwörungstheorie“. Alle Fakten könne man im Unternehmensregister nachschauen.

Wie Köbler-Gross sagte, sei 2023 ein „wirtschaftlich herausragendes Jahr“ für die Unternehmensgruppe gewesen. Auch Gahr sprach vom „besten Ergebnis der Unternehmensgeschichte“. Die Mainzer Stadtwerke hätten ein Jahresergebnis von rund 38,6 Millionen Euro (nach Steuern) erwirtschaftet. Darin seien bereits das Minus der Mainzer Verkehrsgesellschaft (MVG) von rund 21,4 Millionen Euro sowie eine Konzessionsabgabe an die Stadt Mainz von 14,6 Millionen mit einberechnet. Auch das Ergebnis der MVG sei im Vergleich mit anderen Verkehrsbetrieben im Rhein-Main-Gebiet gut – und besser als erwartet.

Große Jahresüberschüsse im Teilkonzern

Ein großes Plus, nämlich 14,3 Millionen Euro, sei hingegen von den Mainzer Netzen gekommen, wie Stadtwerke-Vorständin Kerstin Stumpf sagte. Bei der MEE (Mainzer Erneuerbare Energien GmbH) waren es 8,3 Millionen Euro. Hier sei vor allem Windenergie die „treibende Kraft“ gewesen. Auch die Ergebnisse der kleineren Unternehmen seien „im Plan“ gewesen.

Betrachtet man nicht nur die AG, sondern den Teilkonzern, zu dem auch die Kraftwerke Mainz-Wiesbaden (Plus von 24 Millionen Euro) zählen, zeige sich ein ähnliches Bild. Hier seien die Umsatzerlöse und der Jahresüberschuss seit 2017 stetig gewachsen. Einen besonders großen Jahresüberschuss gab es vor allem 2022 (82,5 Millionen) und im vergangenen Jahr (74 Millionen). Die Eigenkapitalquote sei von 34 auf 43 Prozent gestiegen. Gahr sagte: „Wir sind grundsolide aufgestellt. Und das ist auch wichtig bei den Herausforderungen der nächsten Jahre.“ Auch in diesem Jahr rechnet man für die AG mit einem positiven Geschäftsjahr und einem Plus von etwa 20 Millionen, nachdem ursprünglich 6,8 Millionen erwartet worden waren.

ÖPNV soll wachsen – aber langsamer

Gahr ging auch auf die Mittelfristplanung für die nächsten fünf Jahre ein. Im Februar hatte er im Finanzausschuss des Mainzer Stadtrates auf eine drohende finanzielle Überforderung der Mainzer Stadtwerke hingewiesen, sollte das Defizit der MVG wie ursprünglich geplant in den kommenden Jahren auf mehr als 50 Millionen Euro steigen. Die Folge: Der ÖPNV soll zwar in den nächsten Jahren weiter wachsen, aber nicht so schnell wie ursprünglich geplant. Durch geplante Einsparungen wie das Aus für den „Mainz Rider“ (wir berichteten) rechne man in den kommenden fünf Jahren nun mit jeweils leicht positiven Jahresergebnissen zwischen vier und zehn Millionen Euro pro Jahr.

Am Straßenbahnausbau wolle man festhalten. Aktuell wird die Binger Straße umgebaut (wir berichteten). Auch bei den möglichen neuen Strecken zum Heiligkreuzviertel und in der Neustadt stehe man „nicht auf der Bremse“.