Das über 251 Millionen Euro schwere Salamanderquartier am Rande der Innenstadt ist ein Mammutprojekt, das in Worms kosten- und planungsmäßig seinesgleichen suchte.
Die Idee wurde nun aber größtenteils aufgegeben, wie der Stadtrat am 28. Mai beschlossen hat: Denn die Rheinhessen Sparkasse hat der Stadtverwaltung jüngst ihren Wormser Hauptsitz am Lutherring angeboten, den sie gerne mit dem leerstehenden städtischen Gesundheitsamt-Gebäude im Andreasquartier tauschen möchte (wir berichteten).
Stadtverwaltung soll in Sparkassen-Gebäude ziehen
Der Stadtrat beschloss bei vier Enthaltungen einstimmig, das Sparkassen-Gebäude am Lutherring als weiteren Standort der Stadtverwaltung nutzen zu wollen – und stattdessen auf dem Salamanderquartier nur noch das neue Werksgelände für die ebwo und die neue Hauptfeuerwache zu bauen. Ursprünglich sollten auf dem Gelände ebenso die Großküche des städtischen Integrations- und Dienstleistungsbetriebs, das „Technische Rathaus“ der Stadt und eine neue Kita eine gemeinsame Heimat finden.
Das Salamandergelände wurde kosten- und bedarfsmäßig für die Stadt deutlich zu groß. Denn mit dem Einzug in das Sparkassen-Gebäude am Lutherring werde das Salamanderquartier nur noch für die ebwo und die Berufsfeuerwehr „alternativlos“ gebraucht, so die Stadtverwaltung. Die geplante Großküche könnte ohnehin an einem anderen Standort realisiert werden und eine neue Kita auf dem Salamandergelände bräuchte es zudem laut dem Kita-Bedarfsplan aktuell gar nicht mehr.
Andreasquartier soll attraktiver werden
Für das Andreasquartier gibt es mit Tim Brauer und seiner TIMBRA Consulting GmbH bereits einen Investor aus Worms, der in der Ratssitzung seine Projektidee vorgestellt hat. Schon seit 2020 gibt es laut Brauer die Idee, das leerstehende Gebäude des Gesundheitsamts durch einen neuen Gebäudekomplex zu ersetzen. Die Rheinhessen Sparkasse soll dort ihren neuen Wormser Hauptsitz finden, da ihr die Räume am Lutherring zu groß wurden.
Mit dem Neubau soll das Andreasquartier „deutlich aufgewertet“ werden, erklärte Brauer. Im Erdgeschoss des Komplexes seien Gastronomie und Einzelhandel vorgesehen. In den ersten beiden Obergeschossen seien Büroräume, im Dachgeschoss Wohnungen geplant. Das Nutzungskonzept ähnelt dem „K32“, mit dem der Starnberger Projektentwickler „Ehret + Klein“ das alte Kaufhof-Gebäude wiederbeleben will.
Der Einzug der Stadtverwaltung in die Sparkassen-Gebäude und die Entwicklung des neuen Andreasquartiers könnte die Wormser Innenstadt in mehrfacher Hinsicht stärken: Es würden neue Arbeitsplätze im Zentrum geschaffen werden, die Besucherfrequenz an den beiden Standorten erhöht werden und das Andreasqurtier als „ein bedeutendes innerstädtisches Areal revitalisiert werden“, wie die Stadtverwaltung schreibt.
Auch Nutzung des Gerberquartiers in Gespräch
Aktuell bleiben nach dem Grundsatzbeschluss noch einige Fragen offen: Wie soll der Ringtausch genau aussehen? Wie sieht die Planung des Andreasquartiers im Konkreten aus? Über die Einzelheiten, Zahlen und Daten zum Tauschprojekt wurde in der Ratssitzung jedoch unter Ausschluss der Öffentlichkeit gesprochen. So ist es bei Vertragsangelegenheiten üblich.
Außerdem bräuchte es ein zweites Gebäude, um das Technische Rathaus, wie es auf dem Salamandergelände geplant ist, ganz ersetzen zu können. Denn das Sparkassen-Gebäude am Lutherring allein reicht laut der Stadtverwaltung platzmäßig nicht aus. Brauer stellte dafür in Aussicht, dass die Stadt das Bürogebäude im Gerberquartier nutzen könnte. Wie die Wormser Zeitung berichtet, wollen Brauer und die Rheinhessen Sparkasse das Projekt von „Ehret + Klein“ übernehmen.
Die Idee, dass Stadtverwaltungen ehemalige Sparkassen-Gebäude nachnutzen, gibt es übrigens auch am anderen Ende Rheinhessens: In Bingen laufen bereits die Planungen, weite Teile der Stadtverwaltung in der ehemaligen Binger Hauptstelle der Sparkasse Rhein-Nahe unterzubringen (wir berichteten). Auch in Bingen entschied sich die Sparkasse, in ein kleineres Gebäude zu ziehen, da ihr die Bestandsimmobilie für den Bankbetrieb zu groß wurde.