Nach heftiger Kritik: Zirkus in Wiesbaden tritt wieder mit Tieren auf

Im vergangenen Jahr wurde die Löwenshow vom Veterinäramt verboten, vor Ort gab es heftige Proteste gegen die Tierhaltung. Dennoch tritt der „Wiesbadener Weihnachtscircus“ bald wieder mit Tieren in der Manege auf.

Nach heftiger Kritik: Zirkus in Wiesbaden tritt wieder mit Tieren auf

Die Proteste gegen den „Wiesbadener Weihnachtscircus“ erreichten im vergangenen Jahr am 29. Dezember ihren Höhepunkt. Mehrere Tierschützer hatten sich vor dem Zirkuszelt auf dem Festplatz Gibber Kerb versammelt, um gegen die umstrittene Tierhaltung im Zirkus zu demonstrieren.

Auf einem Youtube-Video war zu sehen, wie die Demonstranten zunächst mit Megafonen die Zirkusbesucher ansprachen und auf die „Tierquälerei“ und „Tiersklaverei“ von Zirkustieren hinwiesen. Anschließend gab es ein Handgemenge, Faustschläge und Beschimpfungen. Ein Zirkusmitarbeiter zerstörte laut den Aktivisten einige ihrer technischen Geräte. Einer der Aktivisten soll am Boden liegend getreten worden sein, neun Personen wurden laut Polizei verletzt (wir berichteten). Inzwischen ist das Video wegen einer „Datenschutzbeschwerde“ nicht mehr verfügbar.

Löwenshow im vergangenen Jahr verboten

Eine Woche vor den Protesten hatte das Wiesbadener Veterinäramt die Löwenshow im Zirkus verboten. Vorausgegangen war laut der Stadt Wiesbaden eine „ausgiebige Prüfung“ sowie mehrere Vor-Ort-Termine. Bei Kontrollen seien „eklatante Mängel im Hinblick auf tierschutz- und tierseuchenrechtliche Anforderungen festgestellt“ worden, erklärte die Stadt. Der Zirkusbetreiber Roberto Frank indes suchte die Schuld bei dem tschechischen Dompteur Hynek Navratil und teilte in einer Stellungnahme mit, dass man sich gemeinsam mit dem Veterinäramt für die Absage der Löwenshow ausgesprochen hätte (wir berichteten).

Nun also gastiert der „Wiesbadener Weihnachtscircus“ wieder vom 19. Dezember bis 5. Januar auf dem Festplatz Gibber Kerb, und wieder hat er Tiershows im Programm. Dieses Mal sind es keine Löwen, Dressurpferde und Hunde, sondern Kamele, Zebras, Wasserbüffel, Schottische Hochlandrinder, Esel und Lamas – oder wie es auf der Webseite heißt, eine „Karawane der Exoten“. Wieder versichert der Zirkusbetreiber hier: „Das Wohlbefinden unserer Manegenpartner liegt bei uns an erster Stelle.“

„Methoden der humanen Dressur“

Weiter heißt es, dass die Tiere in „großflächigen Freigehegen“ gehalten würden, ausgestattet mit „z.B. Ästen und Baumstämmen, Bademöglichkeiten oder Sandbädern“. Zudem seien die in der „Manege gezeigten Darbietungen den natürlichen Verhaltensweisen der Tiere entlehnt“, vermittelt würden sie „nicht mit Zwang und Gewalt“, sondern mit „den Methoden der humanen Dressur“. Bei der Auswahl der Tierdarbietungen lege man „immer und kompromisslos höchsten Wert auf einen tadellosen Umgang und beste Haltungsbedingungen.“

Die Tiere stammen laut der Webseite dieses Mal von dem Dompteur Andy Ortmann, dem Chef des „Circus Rolina“. Auch er tourt regelmäßig durch Deutschland und führt dabei rund 60 Tiere mit. Die Tierschutzorganisation Peta kritisiert, dass hier Tiere „zur Belustigung des Zirkuspublikums missbraucht“ würden, fordert weiterhin eine Änderung im Tierschutzgesetz. Sämtliche Wildtiere im Zirkus sollen demnach verboten werden. Geplant sei lediglich ein Verbot, Giraffen, Elefanten, Nashörner, Flusspferde, Primaten, Großbären, Großkatzen sowie Robben an wechselnden Orten zur Schau zu stellen. Peta schreibt in einer Stellungnahme: „Wasserbüffel haben genauso wenig im Zirkus zu suchen wie Elefanten oder Giraffen.“