Wiesbaden diente dem „King“ Elvis Presley als Filmkulisse, wurde dem russischen Dichter Dostojewski zum Verhängnis und ist die Heimat eines einzigartigen Brotaufstrichs. Hier erfahrt ihr drei weitere verrückte Dinge über die Landeshauptstadt.
Café Europa: Old Hollywood in Wiesbaden
Der amerikanische Musikfilm „Café Europa“ aus dem Jahr 1960 war der erste Film, in dem Rock ’n’ Roll-Ikone Elvis Presley nach seiner Zeit bei der Army mitspielte. Im Film wird eine in Deutschland stationierte Panzereinheit um den jungen Soldaten Tulsa, gespielt von Elvis, nach Frankfurt am Main verlegt. Dort verliebt er sich in die Frankfurter Tänzerin Lili. Gemeinsam unternehmen die beiden viele Ausflüge, zum Beispiel zum Niederwalddenkmal in Rüdesheim.
Größtenteils wurde der Film in den USA gedreht, einige Außenszenen wurden jedoch in Deutschland gefilmt. So treffen die amerikanischen GIs am Anfang des Films am Wiesbadener Hauptbahnhof auf den jungen Soldaten Turk, der aus Frankfurt kommt. Hier beginnt die Wette um Lili, die später Tulsa einlösen soll.
Außer in Wiesbaden, Rüdesheim und Frankfurt wurden Szenen in Idstein und an der Homburger Landstraße aufgenommen. Elvis selbst war für den Dreh nicht in Deutschland: Die Aufnahmen wurden ohne ihn gemacht und später in den Film geschnitten.
In die amerikanischen Kinos kam der Film im November 1960, in Deutschland lief „Café Europa“ kurz vor Weihnachten zum ersten Mal.
Dostojewski geht bankrott
Der weltbekannte russische Dichter Fjodor Michailowitsch Dostojewski hatte sich im Oktober 1866 beim Roulette in der Wiesbadener Spielbank finanziell ruiniert. Der russische Schriftsteller beschäftigte sich in seinen Werken wie „Verbrechen und Strafe“ vor allem mit der menschlichen Seele und gilt deshalb als „Psychologe der Weltliteratur“ – außerdem war er spielsüchtig, wie man im Wiesbadener Stadtarchiv nachlesen kann.
1865 unternahm Dostojewski eine Europareise. Während seines Aufenthalts in Wiesbaden verspielte er seine gesamte Reisekasse, woraufhin sein Verleger ihm ein Ultimatum stellte: In nur 30 Tagen sollte Dostojewski ihm ein neues Manuskript vorlegen. So entstand „Der Spieler“, ein Roman, in dem Dostojewski seine Spielsucht verarbeitete. Die Lebensumstände der Hauptfigur Rodion Raskolnikow reflektieren Dostojewskis Erfahrungen in Wiesbaden. Der vorübergehend mittellose Dichter saß ganze zwei Monate dort fest.
Eine einzigartige Spezialität
Den süßen Brotaufstrich „Leckweje“ gibt es in keinem Supermarkt zu kaufen. Nur im Wiesbadener Vorort Breckenheim wird die Spezialität aus Birnen in Gemeinschaftsarbeit hergestellt und im Kupferkessel eingekocht.
Traditionell wird Leckweje vom 16. auf den 17. Oktober zubereitet. Für den Aufstrich werden Birnen ausgepresst und der Saft in einem großen Kessel so lange eingekocht, bis er auf ein Drittel reduziert ist. Dann werden 50 Kilo Birnen geschält und in Stücke geschnitten. Diese werden in dem übrigen Birnensaft mindestens 20 Stunden gekocht, weshalb die Zubereitung Zusammenarbeit erfordert. Tag und Nacht muss das Holzfeuer unter dem Kessel nachgelegt und die Masse immer umgerührt werden. Ein Teil des fertigen Aufstrichs wird traditionell auf dem Breckenheimer Markt angeboten.
Noch mehr verrückte Fakten über Wiesbaden könnt ihr in Teil 1, 2 und 3 nachlesen.