Wiesbaden will Wildtiere im Zirkus verbieten

Nach heftiger Kritik an der Löwenhaltung in einem Zirkus in Wiesbaden hat die Stadtverordnetenversammlung einen Antrag mehrerer Parteien angenommen: Demnach sollen Wildtiere in Zirkussen künftig verboten werden.

Wiesbaden will Wildtiere im Zirkus verbieten

Die Stadtverordnetenversammlung hat in ihrer Sitzung am Mittwoch einem Antrag zugestimmt, Wildtiere in Zirkussen auf kommunalen Flächen der Stadt Wiesbaden zu verbieten. Gestellt hatten den Antrag gleich mehrere Parteien: Bündnis 90/Die Grünen, SPD, Die Linke und Volt.

Dort gehen sie auf die „Probleme“ ein, die mit der geplanten Löwenshow im „Wiesbadener Weihnachtscircus“ verbunden waren. Nachdem der Zirkusbetreiber eine Reihe von Auflagen nicht erfüllt hatte, musste er auf den Auftritt der Löwen verzichten (wir berichteten).

In ihrem Antrag begründen die Parteien den Verbotsantrag so: „Nicht nur aus tierschutzrechtlichen Gesichtspunkten, sondern auch aus Gründen der Gefahrenabwehr sind Zirkusse mit Wildtier-Shows zumindest fragwürdige Attraktionen.“ So habe es in den vergangenen Jahren eine „bemerkenswerte Anzahl an gefährlichen Zwischenfällen“ gegeben, bei denen Wildtiere in Zirkussen beteiligt waren. Deutschland sei hier sogar Spitzenreiter.

Das zeige, dass „die Haltung von Wildtieren im Zirkus nicht nur ein großes Tierschutzproblem, sondern auch ein Risiko für die öffentliche Sicherheit darstellt“, heißt es weiter im Antrag. Die Risiken, die mit den „leicht auf- und abbaubaren Abgrenzungen von reisenden Zirkusbetrieben und die Nähe der Besucher zu gefährlichen Tieren“ verbunden seien, seien nicht vollständig zu beherrschen.

Ohne Gegenstimmen angenommen

Fast alle Parteien der Stadtverordnetenversammlung stimmten dem Antrag zu. Gegenstimmen gab es keine, enthalten haben sich lediglich die AfD, die FDP und die Freie Wählergemeinschaft Pro Auto. Nun wird sich zeigen, wie der Antrag nach diesem Beschluss in die Wege geleitet wird.

Dennoch hat die Stadt hier nur begrenzt Einfluss. Wenn Zirkusse auf privaten Flächen ihre Zelte errichten, kann ihnen nur die Erlaubnis entzogen werden, sobald ein Verstoß gegen das Tierschutzgesetz vorliegt. Denn Regelungen wie ein prinzipielles Wildtierverbot können nur auf Bundesebene geregelt werden – wie es schon in etlichen anderen europäischen Ländern der Fall ist. Daher forderten die Parteien zudem, „eine Flächenvermietung hier grundsätzlich zu untersagen“.

Bereits Ende November haben sich Tierschützer sowie der Betreiber des „Wiesbadener Weihnachtscircus“ selbst gegenüber Merkurist zu der Wildtierhaltung im Zirkus geäußert. Seit Jahren wird die Betreiberfamilie Frank von verschiedenen Tierschutzgruppen kritisiert. Ende des Jahres dann war bei einer Protestaktion auf dem Zirkusgelände in Wiesbaden-Biebrich die Lage eskaliert, Aktivisten und Zirkusmitarbeiter gerieten aneinander, einige Menschen trugen Verletzungen davon.