Kreistag Mainz-Bingen will Heilig-Geist-Hospital retten

Der Grundsatzbeschluss fiel einstimmig aus: Der Kreistag Mainz-Bingen will zur Rettung des Binger Krankenhauses beitragen.

Kreistag Mainz-Bingen will Heilig-Geist-Hospital retten

Es geht um nicht weniger als 15 Millionen Euro: So viel Geld benötigt der Kreis Mainz-Bingen, um das insolvente Binger Heilig-Geist-Hospital (HGH) vorerst zu retten. Der Kreistag hat nun einstimmig beschlossen, in die Finanzierung einzusteigen. Doch damit ist das Binger Krankenhaus noch nicht über den Berg.

Neues Konzept

In der kommenden Woche muss der Binger Stadtrat darüber entscheiden, ob auch er in die Brückenfinanzierung des HGH einsteigt. Zudem ist noch unklar, wie viel Geld die Heilig-Geist-Stiftung zuschießen kann.

Den Kreistag konnte Vicondo-Geschäftsführer Jörg Risse jedenfalls mit seinem neuen Konzept für die Binger Klinik überzeugen. „Wir haben hier ein Krankenhaus in gutem Zustand und mit viel Potenzial“, sagte er. Er rechne mit einer Trendumkehr bei den Belegungszahlen. 80 bis 100 Betten seien die Zielmarke, Zuwachs statt Rückgang die Devise. Dies gelte auch für das Personal, damit die steigende Zahl an Patienten auch gut betreut werden könne.

Bis 12. Juli soll der Plan komplett ausgearbeitet sein. Dann tagt der Kreistag erneut und muss wieder einstimmig abstimmen. Bis Ende August könnte das Krankenhaus dann wieder aus der Insolvenz heraus sein und in die Sanierungsphase gehen. Die Marienhaus GmbH scheidet nach diesen Plänen aus der Trägerschaft aus.

„Zukunftsfähige Leistungsangebote“

Insolvenzverwalter Jens Lieser und Risse betonten aber gemeinsam, dass der Bund bei seiner geplanten Krankenhausfinanzierungsreform die Voraussetzungen schaffen müsse, kleinere Häuser zu erhalten. Landrätin Dorothea Schäfer (CDU) pflichtete ihnen bei, dass das Land außerdem dafür sorgen müsse, dass die Binger Klinik im Landeskrankenhausplan verbleibe. Zudem wurde im Kreistag gefordert, dass das Land die Kosten für den Erhalt des Krankenhauses künftig bei der Schlüsselzuweisung und beim kommunalen Finanzausgleich für den Kreis berücksichtigen solle.

Konkret setzen die Zuständigen für das Krankenhaus auf „zukunftsfähige Leistungsangebote“ wie etwa eine Weaning-Station zur Entwöhnung von Beatmungsgeräten. Geplant sind zudem folgende Abteilungen: innere Medizin, allgemeine Chirurgie, Unfallchirurgie und Orthopädie sowie Anästhesie, Intensiv- und Notfallmedizin. Die Notaufnahme soll rund um die Uhr geöffnet bleiben. Freie Räume sollen vermietet oder mit Joint-Venture belegt werden. Ideen und Gespräche dazu gebe es bereits, im Fokus stehe dabei die Verzahnung ambulanter und stationärer Leistungen.

Hintergrund

Die Geschäftsführung des HGH hatte Ende März öffentlich erklärt, einen Insolvenzantrag gestellt zu haben (wir berichteten). Danach hatten sich viele Vereine und Zusammenschlüsse sowie auch Bürger für den Erhalt des Binger Krankenhauses eingesetzt.