Ein besonderes Jubiläum feierte in diesem Jahr die Kultkneipe „Bei Helga“: Seit 44 Jahren betreibt Helga Naß das Lokal in der Mombacher Straße in Hartenberg-Münchfeld. Zum närrischen Geburtstag im April kam „alles, was in Mainz Rang und Namen hat“, erzählte sie lachend im Gespräch mit Merkurist. Innenminister Michael Ebling hielt eine Rede, Margit Sponheimer sang ihren Evergreen „Am Rosenmontag bin ich geboren“ und auch Oberbürgermeister Nino Haase schaute vorbei. Vor ihrer Kneipe wurde eine große Party gefeiert. „Wenn wir feiern, dann aber richtig.“
Doch wie erreicht man als Gastronomin diesen Status in Mainz? „Wenn es eine Rezeptur dafür gäbe, würd’ es jeder machen“, sagt die Wirtin. „Das hat man sich über 44 Jahre erarbeitet.“ Zu ihr kämen eben der „Bankdirektor und der Gassenkehrer“. Die echten Typen in der Gastronomie seien fast alle verloren gegangen. „Und damit geht auch die Seele verloren. Die Leute lieben aber das Kleine, das Persönliche, die lustigen Sprüche und dass man sich Zeit für sie nimmt.“ Bei Helga finden sie es.
Von der Trinkhalle zur Gaststätte
Im Jahr 1980 fing es erst einmal klein an in der Mombacher Straße. Helgas Vater war früher Automatenaufsteller und in der Gastronomieszene bestens vernetzt. Der Pächter der damaligen Trinkhalle fragte ihn, ob er jemanden kenne, der den Laden übernehmen könne. Seine Tochter Helga übernahm. „Es war am Anfang noch sehr gewöhnungsbedürftig.“
Aus der Trinkhalle machte sie in den folgenden Jahren eines der beliebtesten Lokale in Mainz. „Wenn ich Geld verdient hab, hab ich es investiert, investiert, investiert“, so Helga. Der Hausbesitzer sei immer großzügig gewesen, habe ihr freie Hand gelassen. „Estrich, Heizung, Fliesen, Wände – alles wurde neu gemacht.“ Den letzten großen Umbau der Gaststätte gab es in der Corona-Zeit. Wichtig sei ihr immer gewesen: „Der Ur-Charakter sollte beibehalten werden. Sonst wär’s nicht mehr die Gaststätte ‘Bei Helga’.“
An Helgas Seite war in all den Jahren Ursula Roth, ihre treuste Mitarbeiterin. „Sie ist seit 35 Jahren da. Ihr Mann war bei der Kleppergarde, darüber haben wir uns kennengelernt. Zunächst haben noch beide ausgeholfen, sie ist dann ganz geblieben“, sagt Helga. „Sie ist wie Familie.“ Viele Jahre habe man den Laden zu zweit geschmissen.
Auch in Zukunft will sich die Wirtin treu bleiben. „Nur weil es die Kneipe 44 Jahre gibt, kostet die Weinschorle nicht plötzlich 7 Euro“, sagt sie. „Wenn man so denkt, fällt man auf die Schnauze.“