Auch wenn die Zahlen in den vergangenen Jahren etwas rückläufig waren: Mainz ist weiterhin eine Stadt der Autofahrer. Im Jahr 2023 besaßen laut einer Mobilitätsumfrage immer noch 73 Prozent aller Mainzer Haushalte mindestens ein Auto, 18 Prozent sogar zwei Autos oder mehr. Spitzenreiter im sogenannten MIV (motorisierter Individualverkehr) waren die Ebersheimer, die damit 57 Prozent aller Wege zurücklegten. Mit 20 Prozent fuhren die Bewohner der Altstadt am wenigsten Auto, kurz dahinter kam die Neustadt mit 22 Prozent MIV.
Viele Kritiker des MIV würden begrüßen, wenn die Zahlen in der Innenstadt noch weiter sinken. Einige träumen bereits von einer autofreien Innenstadt. Doch würde sich eine solch gestaltete Innenstadt überhaupt positiv auf den Handel auswirken? Der Mainzer Oberbürgermeister Nino Haase spricht in diesem Zusammenhang lieber von autoreduzierter Innenstadt und kann dazu Positives aus einer Mainzer Partnerstadt berichten. Im Gespräch mit Merkurist skizzierte er zudem, wie sich die Verkehrs- und Parksituation in der Mainz Innenstadt in den nächsten Jahren entwickeln könnte.
Weniger Parkplätze in Altstadt
„Natürlich ist eine Stadt attraktiver, wenn nicht alles mit Parkflächen voll ist“, sagt Haase. Mainz sei eine sehr kleine Stadt. Aktuell nutze man 20 bis 30 Prozent der städtischen Fläche für Parkraum. „Dann muss man sich die Frage stellen: Wo sollen wir sonst Flächen für Begrünung, für Entsiegelung, für Radwege, für ÖPNV hernehmen, wenn nicht daher?“ Wenn alle weiterhin mit dem Auto in die Innenstadt fahren wollten, „da kommen wir an unseren Grenzen“, so Haase. Also müsse man den ÖPNV und das Radwegenetz ausbauen, damit die Stadt auch erreichbar und attraktiv bleibe.
„Es wird Straßen geben in der Altstadt, wo wir in den nächsten Jahren Fußverkehr fördern, hier werden wir Parkplätze wegnehmen. Wir haben genug Parkhäuser, die müssen wir eben geschickt nutzen.“ Am Ende könne es auch mal sein, dass man als Anwohner abends dann doch mal 200 oder 300 Meter zu seiner Wohnung laufen müsse, so Haase. „Zumal man eh fast nie einen Parkplatz direkt vor seiner Haustür findet und eher 25 Minuten im Kreis dreht.“
Positive Entwicklung in Partnerstadt
Dass sich eine autoreduzierte Innenstadt durchaus positiv auf den Einzelhandel vor Ort auswirken kann, weiß Haase aus der Mainzer Partnerstadt Dijon, die er im letzten Jahr besuchte. „Die haben vor zehn Jahren auf einen Schlag den Großteil ihrer Altstadt autofrei gestellt – nachdem sie den schienengebundenen ÖPNV ausgebaut hatten. Sie haben nun eine minimale Leerstandsquote. Die Händler sagen unisono, dass der Umsatz direkt im Jahr danach über 20 Prozent gestiegen ist. Warum? Weil die Leute plötzlich Bock hatten, in der Stadt zu sein. Und das müssen wir auch.“
Natürlich sei eine autoreduzierte Innenstadt nicht gleichbedeutend mit: kein Lieferverkehr, keine Behindertenparkplätze. Die werde es natürlich weiter geben, auch für alte Leute. „Aber es muss eine Reduktion stattfinden und wir müssen die Kapazitäten in den Parkhäusern offensiver nutzen.“
Anwohnerparken wird teurer
Klar für Haase ist auf jeden Fall: „Der Anwohnerparkplatz ist zu günstig. Der wird auch deutlich teurer. Wir müssen allein schon kostendeckend arbeiten und das sind 2,50 Euro im Monat eben nicht.“ Es müsse auch jedem klar sein, dass acht Quadratmeter in der Innenstadt mehr kosten als 2,50 Euro im Monat. Im Rahmen der Haushaltsaufstellung werde es in den nächsten Monaten dazu einen Beschluss geben, sagte Haase im Oktober gegenüber Merkurist.