Nach den „hässlichsten Ecken von Mainz“ hatten wir euch Anfang des Jahres gefragt. Das Ergebnis: Ganz vorne landeten unter anderem der Dauerleerstand in der Großen Bleiche 22-26, die Ostein-Unterführung am Mainzer Hauptbahnhof und die Bonifaziustürme. Doch was sagt Oberbürgermeister Nino Haase (parteilos) zu den unschönen Ecken in Mainz? Wir haben ihn im Interview zu zwei der bekannten „Schandflecken“ in der Stadt befragt. In einem Fall ist nun Bewegung reingekommen.
Haase: „Der Herr hat bei mir jeden Kredit verspielt“
Nino Haase über das „Gammel-Haus“ in der Augustinerstraße 22, das seit zwölf Jahren leer steht: „Für mich war das Thema Augustinerstraße 22 ein Riesen-Ärgernis. Deswegen war ich da auch vom ersten Tag sehr, sehr eng dran. Der Herr, dem das Haus gehört, hat bei mir jeden Kredit verspielt. Ob er nicht in der Lage ist oder nicht will, ist mir an der Stelle auch egal. Das schadet einfach der Stadt und es schadet der Augustinerstraße“, macht der OB deutlich.
Wie Merkurist im Februar berichtete, tut sich aber mittlerweile etwas an dem „Schandfleck“. Haase sagt: „Wir hatten die Ersatzvornahme zur Statikberechnung im Februar vornehmen können, hatten dann noch mal eine Frist gestellt. Als diese dann abgelaufen war, ging die Beauftragung raus für die Fassadensanierung.“ Das heißt konkret: „Da ist der Zimmermann schon am Werkeln und ich vermute, diese Maßnahme sollte irgendwann im Laufe des Jahres abgeschlossen sein. Die Fassade ist dann wohl wiederhergestellt und das Gerüst weg.“
Die Kritik an der Stadt fand Haase in diesem Punkt allerdings nicht immer fair. „Ich kann den Frust verstehen. Ich finde trotzdem, man sollte sachlich bleiben. Das gelingt offensichtlich nicht allen in der Gegend.“ Immer wieder hatten sich Anwohner über die Dauerbaustelle beschwert, seit einiger Zeit hängt an der Absperrung ein Schild mit der Aufschrift „zehnjähriges Jubiläum der Ebling/Haase-Baustelle“. OB Haase sagt: „Ich muss mich an Recht und Gesetz halten. Und es hat in Deutschland meines Wissens nach nur einmal funktioniert, eine denkmalgeschützte Immobilie zu enteignen. Wir haben es letztes Jahr versucht, da wurde uns klar gesagt von der SGD Süd: das reicht nicht. Fragen Sie mich nicht, was noch passieren muss. Gerade die Verkehrssicherheit war nicht mehr gegeben.“ Nun habe die Stadt mit seiner Rückendeckung konsequent die Fristen eingehalten. „Sobald diese abgelaufen sind, werden wir den nächsten juristischen Schritt einleiten, der uns zusteht. Innen wird dann trotzdem erstmal nichts weitergehen.“
Haase: „Das ist extrem ärgerlich“
In der Großen Bleiche 22-26 tut sich seit Jahren nichts. Ursprünglich waren andere Investoren an dem Projekt dran. Haase sagt: „Und dann gab es eine neue Investorengruppe, die das ehemalige Hotel Neubrunnenhof gekauft hatte und schon vor zwei Jahren von uns ihre Baugenehmigung erhalten hat. Es folgte die Hochzinsphase und offensichtlich ist dann erstmal das Interesse an der Fortführung abgekühlt.“ Eine Baugenehmigung sei vier Jahre gültig. „Ich habe vor einigen Wochen die Investoren und die Eigentümer angeschrieben und noch mal gebeten, sich auszutauschen. Ich habe noch keine Antwort erhalten.“
Haase weiter: „Wenn die Investoren sagen, uns fehlen die finanziellen Mittel, könnten wir auch jemand anderes finden, der das Projekt vorantreibt. Das ist natürlich insgesamt einfach extrem ärgerlich. Aber ich kann niemanden zwingen, ich kann nur am Thema dranbleiben.“ Bei der Augustinerstraße habe dieses konsequente Handeln zum Erfolg geführt. „Und ich hoffe auch, dass wir das bei der Großen Bleiche ähnlich erfolgreich machen können. Aber das kann ich nicht garantieren.“