Die Pläne der Stadt, den Eisbachtal-Weg für Radfahrer auszubauen, sind bei den Wormser Bürgern auf einigen Widerstand gestoßen: Der Spatenstich erfolgte am Montag (1. September) unter Protest, wie die Wormser Zeitung berichtete. Der Grund: Einige Horchheimer wehren sich gegen die Asphaltierung.
Einige Horchheimer wehren sich gegen den Radweg
Was war passiert? Nachdem die Stadt Mitte August bekanntgegeben hatte, den Weg am Eisbach asphaltieren zu wollen, damit er ganzjährig von Radfahrern genutzt werden könne (wir berichteten), hatten sich Anlieger dagegen ausgesprochen. Aus ihrer Sicht werde mit der Asphaltierung eine Klima-Oase zur E-Bike-Rennstrecke, so das Blatt.
Weitere Kritikpunkte seien gewesen, dass die Asphaltierung gegen den Hitzeaktionsplan verstoße und der Asphalt sich im Sommer so aufheize, dass weder Hunde noch Menschen darauf laufen wollten. Ariane Jeschek, die für Bündnis 90/Die Grünen im Ortsbeirat Horchheim sitzt, aber nach eigenen Angaben nicht mehr in der Partei ist, sei eine der Wortführerinnen der Bürgerinitiative gewesen.
Das sagt die Stadt
Nun rechtfertigt sich die Stadt. Der Ausbau des Wegs sei bereits 2020 im Stadtrat beschlossen worden, heißt es in einer Mitteilung aus der städtischen Pressestelle: „Es gibt mehrere gleichlautende Anträge der Ortsbeiräte der Eisbachtalgemeinden, den Weg für Fahrradfahrende allwettertauglich auszubauen. Das ist technisch nur mit einer Befestigung des Weges in Form von Asphalt umsetzbar. Der Ausbau ist damit das Ergebnis demokratischer Prozesse.“
Darüber hinaus weist die Stadtverwaltung darauf hin, dass die Asphaltierung nicht nur Radfahrern zugute komme: „Senioren mit Rollatoren und Rollstühlen konnten den Weg bisher nur unter widrigsten Umständen nutzen, sie waren bei Matsch und Pfützen ebenso ausgeschlossen wie viele Radfahrer, die den Weg nach Regenereignissen nicht nutzen“, so das Schreiben weiter.
Auch auf die Umwelt- und Klimabedenken der Radweggegner geht die Stadt ein. Ein Gutachten zur CO2-Bilanz habe gezeigt, dass der Ausbau des Eisbachtalwegs sich positiv auswirke. Es habe prognostiziert, dass der Radverkehr sich zwischen Wiesoppenheim, Horchheim, Weinsheim und der Innenstadt um den Faktor 330 steigere. Dem entspreche eine CO2-Einsparung von knapp 51 Tonnen pro Jahr.
Versiegelung zugunsten anderer Klimavorteile in Kauf genommen
„Klimagerechtigkeit ist nicht nur eine Frage der Versiegelung, sondern der systemischen Effekte: Von der Asphaltierung profitieren weit mehr Bürgerinnen und Bürger als nur die unmittelbaren Anwohner am Eisbach, denn der Kfz-Verkehr auf den Straßen wird reduziert, ebenso wie die Belastung durch Emissionen im Stadtgebiet (Gase, Feinstaub, Lärm)“, wird in der städtischen Mitteilung betont.
Außerdem liegt der Eisbachtalweg laut Stadt größtenteils im Schatten, sodass eine starke Aufheizung nicht zu befürchten sei. Bäume würden für den Ausbau des Wegs auch nicht gefällt, sondern es würden Lösungen für jeden einzelnen Baum gefunden, der in der Baustrecke stehe.
Eine neue Studie belege außerdem, dass fast jede zweite E-Bike-Fahrt bereits eine Pkw-Fahrt ersetze. Den Autoverkehr zugunsten des Radverkehrs zu reduzieren, sei „nicht nur aus Gründen der Verkehrssicherheit, sondern auch des Klimaschutzes ein essentielles Ziel“ der Stadtverwaltung.
Zusätzliche Kompensationsmaßnahmen
Darüber hinaus wolle die Stadt „Ausgleichs- und Ersatzmaßnahmen“ durchführen: Andere Flächen sollen nach einem Auswahlprozess in Rücksprache mit Fachkundigen aufgewertet und „zielgerichtet“ bepflanzt werden. So solle die ökologische Bedeutung dieser Flächen erhöht werden.
Letztlich sei der Weg mit Asphaltdecke außerdem langfristig günstiger als ohne, „da der verschlammte Anteil entweder entfernt und/oder regelmäßig in Handarbeit und Kleinfahrzeugen aufgefüllt werden“ müsse.
Alles in allem habe also vieles für den Ausbau des Eisbachtalwegs in der geplanten Variante gesprochen, weshalb sich Politik und Verwaltung dafür entschieden hätten.
Hintergrund
Die Gegenwehr der Horchheimer Gruppe ist nicht der einzige Ärger, den es um den Ausbau des Eisbachtalwegs bisher gab: Stadtentwicklungsdezernent Timo Horst (SPD) hatte schon vorab bedauert, dass Bürokratiehürden den Baustart verzögert hätten. Mehr dazu könnt ihr in diesem Artikel lesen: