Seit im August bekanntgegeben wurde, dass der Eisbachweg für Radfahrer ausgebaut und dabei über weite Strecken asphaltiert werden soll, reißt die Kritik an dem Vorhaben nicht ab. Nun will die Bürgerinitiative „Asphaltfreie Eisbach“ mit einer erneuten Aktion gegen die Baupläne vorgehen.
„Naherholungsgebiet wird grob verschandelt“
Viele Anwohner seien angesichts der ersten fertiggestellten Abschnitte „mehr als besorgt, was beim Radwegeausbau aus dem sensiblen renaturierten Bachabschnitt ihres Naherholungsgebiet werden wird. Konsens ist, dass das Naherholungsgebiet durch einen Asphaltweg dieser Breite und Machart grob verschandelt wird“, so Mischa Marincevic, ein Sprecher der Initiative.
Außerdem hätten die Bürger Sicherheitsbedenken, vor allem an der Neuen Brücke. Wenn auf dem geplanten zweispurigen Radweg künftig E-Bikes mit 30 km/h unterwegs seien, könnten ihrer Ansicht nach beispielweise die Kinder aus der angrenzenden Kita, der Grundschule und der IGS in Gefahr geraten.
Zudem verdrängen die Pläne aus Sicht der Gegner Fußgänger, Jogger, Nordic Walker, Rollstuhlfahrer und Hundebesitzer aus dem Gebiet. Die Ausweichwege seien gänzlich unbefestigt, hätten zu enge Passagen und verliefen über weite Strecken ohne Schatten.
Bürger gehen vor Gericht
Darum will die Initiative nun vor Gericht gegen den Ausbau des Eisbachwegs vorgehen, obwohl dieser bereits am 1. September begonnen hat. „Hierfür braucht man Fachanwälte für Umwelt- und Verwaltungsrecht, und die sind leider sehr teuer“, teilt „Asphaltfreie Eisbach“ in einem Spendenaufruf auf der Plattform goodcrowd.org mit. Weil die Zeit dränge, sei eine Privatperson aus der Initiative in Vorlage getreten und trage das finanzielle Risiko nun alleine. Aktuell stünden die Bagger still – eventuell auch, weil die Anwälte bereits aktiv geworden seien.
Die Stadt Worms hingegen hält bisher an der umstrittenen Sanierung fest. Anfang September verteidigte sie den Ausbau mit dem Argument, dass das Projekt schon 2020 im Stadtrat beschlossen worden sei. Es gebe mehrere gleichlautende Anträge der Ortsbeiräte entlang des Eisbachs, den Weg für Radfahrer ganzjährig nutzbar zu machen. Technisch sei dies nur mit Asphalt möglich. Die Entscheidung sei somit „das Ergebnis demokratischer Prozesse“.
Die Stadtverwaltung betonte außerdem, dass nicht nur Radfahrer von der befestigten Oberfläche profitieren würden. Auch Senioren mit Rollatoren und Rollstühlen sei die Nutzung des Weges bei Matsch und Pfützen bisher kaum möglich gewesen.
Auf Kritik am Umwelt- und Klimaschutz entgegnet die Stadt: „Klimagerechtigkeit ist nicht nur eine Frage der Versiegelung, sondern der systemischen Effekte.“ Ein Gutachten prognostiziere eine erhebliche Steigerung des Radverkehrs auf dem neuen Weg, was jährlich knapp 51 Tonnen CO2 einspare. Zudem liege der Weg größtenteils im Schatten, wodurch eine starke Aufheizung nicht zu befürchten sei. Als Ausgleich für die Versiegelung sollen andere Flächen ökologisch aufgewertet werden.
Bürger wollen Argumente der Stadt nicht gelten lassen
Die Initiative bezeichnet „die vermeintliche CO2-Ersparnis“ durch den asphaltierten Radweg als „eine Mogelpackung“. Bei der Asphaltierung würden „Unmengen von CO2“ freigesetzt. Zudem sei der geplante asphaltierte Weg in Wirklichkeit gar nicht ganzjährig besser befahrbar ist als der jetzige Weg.
Außerdem hat die Stadt aus Sicht der Initiative versäumt, über kostengünstigere Alternativen für einen asphaltierten Radweg nachzudenken, wie beispielsweise eine parallel verlaufende Nebenstraße.
Weitere Informationen zum Streit um den Eisbachtal-Radweg findet ihr hier:
Die Argumente der Stadt sind in diesem Artikel ausführlich beschrieben: