OB-Wahl in Wiesbaden: 5 Fragen an Gesine Bonnet

Am 9. März wählen die Wiesbadener ihre Oberbürgermeisterin oder ihren Oberbürgermeister. Wir haben allen Kandidaten fünf Fragen gestellt. Im zweiten Teil findet ihr die Antworten von Gesine Bonnet (Grüne).

OB-Wahl in Wiesbaden: 5 Fragen an Gesine Bonnet

Eine Frau und neun Männer treten am 9. März bei der Oberbürgermeisterwahl in Wiesbaden an. Wird Amtsinhaber Gert-Uwe Mende (SPD) erneut gewählt oder gibt es einen Wechsel im Wiesbadener Rathaus? Wir stellen euch die OB-Kandidaten einzeln noch einmal vor. Allen Kandidaten haben wir die selben fünf Fragen gestellt. Im zweiten Teil seht ihr die Antworten von Gesine Bonnet (Grüne).

Gesine Bonnet (54 Jahre), Selbstständige Redakteurin und Moderatorin, Wohnort Wiesbaden-Mitte, seit 2007 in Wiesbaden

Merkurist: Welches Thema in Wiesbaden ist Ihnen am wichtigsten und warum?

Bonnet: Als Oberbürgermeisterin möchte ich unsere Stadt fit für die Zukunft machen. Dazu gehört der Umstieg auf erneuerbare Energien – auch für die Wirtschaft entscheidend. Ich möchte die Digitalisierung voranbringen und dafür sorgen, dass unsere Verwaltung ihre anspruchsvollen Aufgaben auch in Zeiten des Fachkräftemangels gut bewältigen kann. Kurzfristig möchte ich mehr bezahlbaren Wohnraum schaffen – dazu gilt es, im Bestand intelligent aufzustocken, etwa auf Supermärkten, und nachzuverdichten, wo dies verträglich ist.

Soll Tempo 30/40 ausgeweitet werden, auf dem aktuellen Stand bleiben oder wieder rückgängig gemacht werden?

Tempo 30/40 muss bleiben und ist als Teil des Lärmschutzplans nicht ohne Weiteres rückabzuwickeln. Eine Ausweitung ist zwar aktuell nicht geplant, aber denkbar, um in allen Quartieren eine bessere Lebensqualität zu ermöglichen: weniger Lärm, bessere Luft und eine höhere Sicherheit für alle Verkehrsteilnehmer:innen – gerade auch Schulkinder. Ein Nebeneffekt ist, dass der Durchgangsverkehr auf dem 1. Ring reduziert wird, weil beispielsweise am 2. Ring weiterhin Tempo 50 gefahren werden kann.

Das Land Hessen hat der Stadt Wiesbaden beim Thema unbegrenzte Bargeldabhebung für Flüchtlinge eine klare Ansage gemacht: Doch wie stehen Sie zur aktuellen Regelung, dass Flüchtlinge eine Bezahlkarte bekommen und nur begrenzt Bargeld abheben dürfen?

Die restriktive hessische Version der Bezahlkarte erweist der Integration einen Bärendienst. Flohmarkt-Einkäufe, ein Eis, Geld für den Schulausflug: Gerade Familien trifft diese politische Entscheidung. Sozialgerichte halten die pauschale 50-Euro-Grenze auch für rechtswidrig. Hessen sieht entsprechend Ausnahmen vor. Der Antrag unserer Kooperation diente dazu, die vorgesehenen Spielräume optimal zu nutzen, auch um den erwartbaren Verwaltungsaufwand für individuelle Ausnahmen zu vermeiden.

Welche Stadtteile brauchen Ihrer Meinung nach besondere Unterstützung? Wie sollte diese Unterstützung aussehen?

In Stadtteilen, in denen besonders viele benachteiligte Menschen leben (Indikatoren sind u. a. Kinderarmut, Arbeitslosigkeit, Anteil Sozialwohnungen), sollte es mehr Angebote für Teilhabe und Chancengleichheit geben (wie Eltern-Kind-Zentren, Schulsozialarbeit, Jugendzentren). Welche Stadtteile dazu gehören, wird durch eine genaue Sozialdatenanalyse erhoben. Wichtig ist, regelmäßig zu evaluieren, ob wir mit diesen Angeboten Wirkung erzielen, also mehr Menschen aus der Armut holen.

Braucht Wiesbaden eine Universität?

Wir haben bereits eine – die Charlotte-Fresenius-Hochschule ist einer Universität gleichgestellt. Überhaupt studieren bereits über 14.000 junge Menschen in Wiesbaden (u. a. HSRM). Darauf kommt es an, ich sehe darin eine große Chance für die Stadt: für Innovation, für Fachkräftesicherung und überhaupt dafür, dass unsere Stadt jung, lebendig und kulturell vielfältig bleibt. Aktuell leben nur 30 Prozent der Studierenden in Wiesbaden. Das müssen mehr werden – daher setze ich mich für den Ausbau von Studi-Wohnen ein.

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