Neun Männer und eine Frau treten am 9. März bei der Oberbürgermeisterwahl in Wiesbaden an. Wird Amtsinhaber Gert-Uwe Mende (SPD) erneut gewählt oder gibt es einen Wechsel im Wiesbadener Rathaus? Wir stellen euch die OB-Kandidaten einzeln noch einmal vor. Allen Kandidaten haben wir die selben fünf Fragen gestellt. Im achten Teil seht ihr die Antworten von Andreas Gutzeit (FWG).
Andreas Gutzeit, 59 Jahre, Mitglied des Vorstands eines Wiesbadener Unternehmens
Merkurist: Welches Thema in Wiesbaden ist Ihnen am wichtigsten und warum?
Am wichtigsten ist das Thema Verkehr. Es sind alle in verschiedenen Formen damit beschäftigt und die letzten Jahre haben die Stadtgesellschaft thematisch gespalten. Wir müssen hier zurückkehren zu einer Politik der Vernunft und den Verkehrsraum nach Bedarf und nicht nach „Visionen“ verteilen. Nicht alle Menschen können, da ist der Denkfehler der aktuellen Stadtregierung, den öffentlichen Nahverkehr oder das Rad nutzen um zum Beispiel zur Arbeit zu kommen. Das ist weltfremd.
Soll Tempo 30/40 ausgeweitet werden, auf dem aktuellen Stand bleiben oder wieder rückgängig gemacht werden?
Die Regelungen, wie sie aktuell sind, wurden ohne Not und völlig verkompliziert eingeführt. Da sind es mal da 50 Meter Tempo 30, dann wenige Meter Tempo 40 und dann direkt aufeinanderfolgend wieder 50 km/h. Da ist man permanent nur mit dem Blick am Straßenrand, ob man gerade die Geschwindigkeit einhält. Ich würde ein „zurück zu den alten Regeln“ vorantreiben und den angeschafften Schilderwald verkaufen. Das würde dann wenigstens noch Geld in die klamme Stadtkasse spülen.
Das Land Hessen hat der Stadt Wiesbaden beim Thema unbegrenzte Bargeldabhebung für Flüchtlinge eine klare Ansage gemacht: Doch wie stehen Sie zur aktuellen Regelung, dass Flüchtlinge eine Bezahlkarte bekommen und nur begrenzt Bargeld abheben dürfen?
Es gibt Regeln, die der Gesetzgeber aufstellt. Nur, weil einem diese Regelungen nicht passen, das gilt explizit auch für die öffentliche Hand, muss man sie trotzdem einhalten. Der Versuch selbst war einfach nur Effekthascherei und Schaufenster für das eigene Klientel. Es gibt meiner Ansicht nach Gründe, warum die Bezahlkarte eingeführt wurde, und daher ist sie zu nutzen. Die Argumentation des Ausländerbeiratsvorsitzenden, dass, wer gegen diesen Antrag ist, auch gegen Flüchtlinge wäre, ist absurd.
Welche Stadtteile brauchen Ihrer Meinung nach besondere Unterstützung? Wie sollte diese Unterstützung aussehen?
Wir haben die unterschiedlichsten Stadtbezirke mit den unterschiedlichsten Problemlagen, die man berücksichtigen muss. Die Stadtbezirke reichen vom großstädtischen Westend und Rheingauviertel bis hin zu dörflichen Strukturen wie in Naurod oder Heßloch mit weniger Einwohnern. Daher benötigt kein Stadtteil BESONDERE Unterstützung, sondern die Stadtteile benötigen, je nach Themen, lösungsorientierte und individuelle Unterstützung.
Braucht Wiesbaden eine Universität?
Wir sind, das wird oft vergessen, Hochschulstadt. Die Versuche, welche dann am Ende ja kläglich gescheitert sind, eine Universität zu etablieren, dienten offenbar nur dazu, den Titel der „Universitätsstadt“ zu erhalten. Ich würde den Ausbau der Fachhochschule mit Standorten z.B. auch in der Innenstadt forcieren, um studentisches Leben auszubauen. So wären die MINT-Studiengänge hervorragend geeignet, um Unternehmen nach Wiesbaden zu holen, die bei uns gut ausgebildetes Personal finden könnten.