Drei Wochen lang keine S-Bahnen auf den Linien 8 und 9 und weniger Regional- und Fernzüge: Seit dem 3. Mai sorgen Bauarbeiten für Ausfälle auf der Strecke und Ärger bei Pendlern zwischen Wiesbaden, Mainz und Frankfurt. Für scharfe Kritik sorgte allerdings nicht nur die Baustelle selbst, sondern vor allem die Kommunikation der Deutschen Bahn (DB). Auf Merkurist-Anfrage gesteht die DB Fehler ein – verteidigt aber auch die Notwendigkeit kurzfristiger Bauarbeiten.
Starke Einschränkungen im S-Bahn-Verkehr
Erst Ende April hatten die DB und der Rhein-Main-Verkehrsbund (RMV) die Öffentlichkeit über die anstehenden Ausfälle informiert. Insbesondere die Oberbürgermeister von Mainz und Wiesbaden, Nino Haase und Gert-Uwe Mende, hatten die kurzfristige Ankündigung scharf kritisiert. Sie warfen der Bahn vor, auch die Stadtverwaltungen nicht rechtzeitig informiert und keinen ausreichenden Ersatzverkehr eingerichtet zu haben.
„Wir können uns dafür nur in aller Form bei unseren Partner:innen und den Fahrgästen entschuldigen“, erklärt eine Bahnsprecherin nun gegenüber Merkurist. Die kurzfristigen Ankündigungen entsprächen „in keiner Weise unserem Anspruch“. Man werde die Kommunikationskette noch einmal genau prüfen und nachschärfen.
Auch der RMV teile das „bereits öffentlich ausgedrückte Bedauern der DB“. Das Ziel sei eigentlich, dass Fahrgäste „frühzeitig und umfassend über Fahrplanänderungen informiert werden“. In diesem Fall sei der RMV selbst allerdings erst am 17. April über die Baustelle informiert worden.
Hoher Sanierungsbedarf im Schienennetz
Die Deutsche Bahn begründet die Bauarbeiten mit einem hohen Sanierungsbedarf. Das Schienennetz sei in Teilen zu alt und zu störanfällig. „Über viele Jahre haben sich Investitionen aufgestaut, die wir Schritt für Schritt aufholen müssen“, so die DB-Sprecherin. Allein im vergangenen Jahr habe man über 19 Milliarden Euro in die Bahninfrastruktur investiert und so „zum ersten Mal seit vielen Jahren“ verhindern können, dass sich der Zustand des Schienennetzes noch weiter verschlechtert.
Normalerweise plane die DB solche Baustellen mehrere Monate im Voraus und beziehe Zweckverbände und Eisenbahnunternehmen mit ein. Das sei jedoch nicht immer möglich. „Leider müssen wir aufgrund der Fülle Baustellen zunehmend auch kurzfristig einrichten.“ Ankündigungsfristen seien deshalb teilweise schwer einzuhalten. Genau das sei auch bei den Bauarbeiten zwischen Bischofsheim und Rüsselsheim der Fall gewesen, die für die aktuellen Ausfälle in Mainz und Wiesbaden sorgen.
Städte bleiben bei Kritik
Weshalb der S-Bahn-Verkehr zwischen Wiesbaden und Kelsterbach komplett ausfallen musste und kein Zug-Pendelverkehr zwischen Wiesbaden und Bischofsheim eingerichtet wurde, beantwortet die DB nicht. Diese Regelung hatten insbesondere regionale Fahrgastverbände kritisiert. Stattdessen verweist die DB auf einen „umfangreichen Ersatzverkehr mit Bussen“ sowie andere Zugverbindungen, die den Reisenden zur Verfügung stehen würden – wie etwa die RB 1o oder S1, die von Wiesbaden über Mainz-Kastel nach Frankfurt fahren, oder die RE-Linien 2 und 3 zwischen Mainz und Frankfurt.
Noch bis diesen Freitag (23. Mai) sollen die Ausfälle andauern. Danach sollen die Züge in Richtung Frankfurt wieder normal fahren. Damit hat sich das Thema offenbar auch für die Stadtverwaltungen in Mainz und Wiesbaden erledigt. Auf die Frage nach dem weiteren Vorgehen gegenüber der DB verweisen die Städte auf die Anfang Mai geäußerte Kritik ihrer Oberbürgermeister. „Von Seiten der Landeshauptstädte ist deutlich kommuniziert, wie die DB-Vorgehensweise empfunden wurde“, so ein Sprecher der Stadt Mainz gegenüber Merkurist. Einen offiziellen Austausch mit der DB habe es seitdem nicht gegeben.
Bahn will besser planen
Zumindest für die Zukunft würden die Landeshauptstädte aber „Verbesserungen in den Verbindungen, im Schienenersatzverkehr, Verbesserung vor allem auch in der künftigen Kommunikation“ erwarten, so der Sprecher der Stadt Mainz weiter. Laut der DB-Sprecherin soll genau das passieren: Um Probleme wie jetzt in Mainz und Wiesbaden künftig zu vermeiden, arbeite die DB an einem Dialog-Format für die Baustellenplanung. Dabei sollen alle Interessengruppen mit genügend Vorlauf informiert werden. Ein ähnliches Format gebe es bereits in Hessen.
Außerdem habe die Bahn mehr Personal in der Baustellenplanung eingestellt und wolle die Abläufe mit neuen IT-Systemen beschleunigen. „Gleichzeitig haben wir ein neues System eingeführt, damit wir mehr und effizienter bauen können“, so die DB-Sprecherin. Die Fahrgäste sollen dabei möglichst wenig beeinträchtigt werden. „Das Ziel dieses ‘Bauens im Takt’ ist, dass die Baustellen vorgegebenen Zeitfenstern im Fahrplan folgen – statt wie heute umgekehrt.“