Arm, in Not und ohne Wohnung: Obdachlose gehören auch im vermeintlich reichen Wiesbaden seit Jahren zum Stadtbild dazu. Viele Wohnungslose sind dabei rund um den Hauptbahnhof anzutreffen. Unter anderem halten sich einige auch auf dem Vorplatz an der Bushaltestelle auf. Dort belegen sie mitunter auch die Sitzbänke.
Auch wenn viele Verständnis für die schwierige Situation dieser Menschen haben, gibt es Stimmen, die Kritik an den Verhältnissen vor Ort üben:
Auch Leser Günther bewertet die aktuelle Situation vor Ort differenziert: „Das sind arme Menschen. Es gibt keinen Grund, auf sie herab zu schauen. Aber es ist auch verständlich, dass sich Bahnbenutzer gestört fühlen, wenn der Vorplatz zu einem regelrechten Sammelplatz geworden ist.
Dauerhafte Hilfe scheitert oft an fehlenden Leistungsansprüchen
Wie viele Obdachlose sich etwa jeden Tag rund um den Hauptbahnhof aufhalten, ist unklar, wie es von offizieller Seite auf Anfrage heißt. Konkrete Zahlen seien aus Sicht der Streetworker nicht zu nennen, da die Situation im Hinblick auf die Anzahl schwankend ist, sagt die Amtsleiterin des Sozialleistungs- und Jobcenters der Stadt Wiesbaden, Ariane Würzberger, gegenüber Merkurist. Doch: „Konkret sind vier Personen dauerhaft anzutreffen.“ Drei hielten sich im Vorderbereich am Bahnhof auf und eine Person im Innenbereich.
Streetworker würden die betreffenden Personen jedoch stetig auf bestehende Angebote wie die Unterbringung durch die Heilsarmee verweisen. Eine regelhafte Unterbringung könne jedoch bei einigen Personen nicht erfolgen, da bei diesen kein Leistungsanspruch bestehe, so Würzberger. Denn für eine dauerhafte Unterbringung in einer Notunterkunft der Stadt Wiesbaden sei die Finanzierung durch zum Beispiel Selbstzahlung, Rente oder Leistungsansprüche, wie das Arbeitslosengeld, Bürgergeld oder Sozialhilfe, vorgesehen.
„Darüber hinaus besteht die Möglichkeit einer kurzfristigen, temporären Unterbringung, verbunden mit dem Ziel zum Beispiel eine Rückführung zu organisieren“, so Würzberger. Streetworker würden die „Klient:innen“ durch individuelle Beziehungsarbeit motivieren, dieses Angebot zu nutzen.