Wachsende Sorge: Wann wird es Taxi-Gutscheine für Frauen in Wiesbaden geben?

Nachts alleine nach Hause zu gehen, ist für Frauen oft eine gruselige Vorstellung – ob sie zu Fuß unterwegs sind oder den Bus nehmen. Wie viele andere Städte wollte Wiesbaden daher Gutscheine für Taxifahrten anbieten. Wie ist der aktuelle Stand?

Wachsende Sorge: Wann wird es Taxi-Gutscheine für Frauen in Wiesbaden geben?

Sie vermeiden in der Dunkelheit Unterführungen, viele sogar Parkhäuser: Die Angst von Frauen, sich nachts durch die Innenstadt zu bewegen, hat in den vergangenen Jahren dramatisch zugenommen, wie Statistiken und Studien immer wieder zeigen. Vor allem junge Frauen fürchten sich davor, sich nachts alleine auf den Weg nach Hause zu machen. Das gilt sowohl für den Fußweg als auch für Fahrten mit Bus und Bahn.

In etlichen Städten werden daher Taxi-Fahrten für Frauen bezuschusst. Die Gutscheine, die Frauen bei der Verwaltung oder auch in der Stadtbibliothek erhalten, sind zwischen fünf und zehn Euro wert. Sie sollen es vor allem junge Frauen und trans* Frauen mit geringem Einkommen erleichtern, in der Nacht sicher mit dem Taxi nach Hause zu kommen. Denn in der Regel gelten die Gutscheine zwischen 22 und 6 Uhr für je eine Taxifahrt. Vor allem in Städten mit vielen Studierenden gibt es die Zuschüsse: in München etwa und Stuttgart, in Heidelberg und Mannheim.

„Sehr sinnvolle Möglichkeit, einen sicheren Heimweg zu ermöglichen“

Auch in Wiesbaden sollte ein solches Angebot geprüft werden, so lautete ein gemeinsamer Antrag der Fraktionen Bündnis 90/Die Grünen, SPD, Die Linke und Volt zur Sitzung des Ausschusses für Frauen, Gleichstellung und Sicherheit im März 2023.

Die „FLINTA* Nachttaxen“ seien eine „sehr sinnvolle Möglichkeit“, einen sicheren Heimweg zu ermöglichen. Dazu sollte ein entsprechendes Konzept erstellt werden, so die Forderung. Wie der Wiesbadener Kurier damals berichtete, wurde anschließend im Frauen- und Sicherheitsausschuss einstimmig beschlossen, ein solches Angebot prüfen zu lassen, inklusive einer Kostenaufstellung.

Nun teilt die Stadt Wiesbaden auf Merkurist-Anfrage mit: Zuschüsse zu Taxifahrten für Frauen, die zusätzlich von inter, nicht-binären, trans und agender Personen (also FLINTA*) genutzt werden können, würden hohe finanzielle Aufwendungen bedeuten. „Finanzmittel in einer noch unbestimmbaren Höhe zwischen einer halben und einer ganzen Million Euro“, so die Pressestelle.

Ausgaben im Haushalt nicht vorgesehen

Da diese „finanzielle Voraussetzung“ im Haushaltsentwurf nicht vorgesehen sei, sei sie wohl auch im nächsten Jahr in Wiesbaden nicht gegeben. Der entsprechende Etat müsse von den politischen Entscheidern benannt werden. Nur dann ließen sich Regelungen herleiten, die für ein Konzept eines solchen Projekts nötig seien.

Ähnlich sieht es in der Nachbarstadt Mainz aus. Hier teilt die Pressestelle auf Merkurist-Anfrage sogar mit, dass ihr „zu diesem Thema keine konkrete Debatte in Mainz bekannt“ sei. Zudem würden konkrete Anfragen von „potenziellen Nutzerinnen“ fehlen. Die letzte Anfrage zu dem Thema hatte die CDU vor zwei Jahren gestellt. Immerhin hatte es in Mainz vor 20 Jahren das Frauennachttaxi „Lila Linie“ gegeben, jedoch musste das Projekt bereits nach drei Jahren aus „finanziellen Mitteln“ eingestellt werden, so die Stadt Mainz. Auch der nächtliche Rufbus-Service „Mainz Rider“ wurde im März dieses Jahres aus Kostengründen eingestellt.

Wer sich auf dem Nachhauseweg unwohl fühlt, kann das Heimwegtelefon wählen. Ehrenamtliche begleiten einen dann am Telefon bis nach Hause. Das Heimwegtelefon erreichst du deutschlandweit unter 030 12074182 von Sonntag bis Donnerstag zwischen 21 und 24 Uhr sowie freitags und samstags von 21 bis 3 Uhr.