Wiesbaden bekommt Zukunftspreis für ehemalige Ossietzky-Schule

Von Lost Place zu Modellprojekt: Auf dem Gelände der leerstehenden Carl-von-Ossietzky-Schule in Wiesbaden-Klarenthal soll ein nachhaltiges Wohnquartier entstehen. Das Vorhaben wurde nun vom Land Hessen ausgezeichnet.

Wiesbaden bekommt Zukunftspreis für ehemalige Ossietzky-Schule

Das Land Hessen hat der Landeshauptstadt Wiesbaden für ihren „Experimentierraum CarlO“ in Klarenthal den mit 5000 Euro dotierten Zukunftspreis des Großen Frankfurter Bogens (GFB) verliehen.

Experimente für neues Wohnquartier

Dort, wo aktuell noch die alte Carl-von-Ossietzky-Schule steht, soll bald ein nachhaltiges Wohnquartier entstehen. Bis der tatsächliche Bau beginnt, wird es aber noch einige Jahre dauern. Frühestens im Jahr 2026 seien die entsprechenden Planungen abgeschlossen, sagte Stadtpressesprecher Ralf Munser im April gegenüber Merkurist.

In der Zwischenzeit soll das ehemalige Areal der Carl-von-Ossietzky-Schule zum Experimentierraum „CarlO“ werden. Dort sollen in verschiedenen Zwischennutzungen „innovative Ideen“ zu den Themen „Lebendige Stadt“, „Klimaoptimiertes Stadtgrün“ und „Neue Mobilität“ entwickelt werden. „Das ‚Experimentieren' betrachten wir als Chance, neue Wege zu gehen“, sagt Camillo Huber-Braun, Leiter des Wiesbadener Stadtplanungsamtes.

Altes Schulgebäude teilweise erhalten

Ein besonderer Fokus liege dabei auf der Nutzung sogenannter „grauer Energie“. „Durch den teilweisen Erhalt des alten Gymnasiumsgebäudes zur Nutzung als Wohngebäude können wir mehrere hundert Tonnen CO2 einsparen“, so Huber-Braun.

Im Mai hatte die Stadt den Entwurf für das neue Wohnquartier vorgestellt: ein Design von „hartlockstädtebau“ und „qla Simon Quindel“ aus Essen sowie „Molestina Architekten + Stadtplaner“ aus Köln. Vorangegangen war ein Wettbewerb, an dem Experten, Politik und auch die Öffentlichkeit beteiligt waren.

Für den Zukunftspreis des GFB hat dieses Vorgehen offenbar eine entscheidende Rolle gespielt. Laut Stadt wurde das Projekt für das „vorbildliche Wettbewerbsverfahren“ ausgezeichnet, das „visionäre und innovative Ideen für die Zukunft der Quartiers- und Wohnungsentwicklung hervorbrachte“.

Weg vom Lost Place

Vor dem Start von CarlO hatte die ehemalige Carl-von-Ossietzky-Schule jedoch eher für negative Schlagzeilen und Ärger bei den Anwohnern gesorgt. Bereits im Herbst 2021 zogen die Schüler der Carl-von-Ossietzky-Schule in den Neubau in der Carl-von-Ossietzky-Straße um. In den folgenden Monaten und Jahren stand das Gebäude leer und wurde mehrfach Zielscheibe von Brandstiftungen.

„Es ist davon auszugehen, dass das Brandobjekt insbesondere unter Kindern und Jugendlichen als interessanter und daher gerne aufgesuchter ‘Lost Place’ gilt“, sagte Polizei-Pressesprecher Marc Breyer im April gegenüber Merkurist. Nachdem andere Abwehrmethoden gescheitert waren, beschloss die Stadt schließlich, Überwachungskameras zu installieren – was offenbar Wirkung zeigte. Die davor entstandenen Brandschäden könnten laut Polizei jedoch negative Folgen auf das neue Bauprojekt haben. Sie geht von einer „brandbedingten Erhöhung der Abriss- und Entsorgungskosten“ aus.