Die Situation der Obdachlosen am Wiesbadener Hauptbahnhof gestaltet sich weiterhin schwierig. Momentan leben vier Personen dauerhaft vor Ort (wir berichteten). Dabei wird der Bahnhofsvorplatz und die anliegende Bushaltestelle teils von den Wohnungslosen quasi als „Wohnzimmer“ genutzt (wir berichteten). Wie die Stadtverwaltung bereits im letzten Jahr mitteilt, können Obdachlose jedoch aufgefordert werden, den Platz dort zu verlassen. So könnten das Amt für Straßenverkehr und die Stadtpolizei temporäre Platzverweise aussprechen. Sollten „Lager“ vor Ort eingerichtet sein, könnten diese auch geräumt werden.
Leser Obi meint jedoch, dass die Stadt hier wohl absichtlich wegschaue. Seinen Beobachtungen nach gebe es durchaus ältere und behinderte Menschen, die sich gerne auf die Bänke der Bushaltestelle setzen wollen. Da diese Plätze aber oft von Obdachlosen belegt wären, würde dies nicht gehen. „Keiner will sich mit dem Problem beschäftigen“, sagt er gegenüber Merkurist. Unabhängig davon kritisiert der Leser auch, dass es um die Sauberkeit rund um die Bushaltestelle nicht gut bestellt sei. So würde dort mitunter auch uriniert.
Mangelhafte Sauberkeit am Bahnhofsplatz?
Doch wie sieht es mit der Sauberkeit vor Ort nun aus und wie wird dort gereinigt? Auf Anfrage erklärt Stadtsprecher Ralf Munser, dass der Bahnhofsplatz sowie die Großraumhaltestellen am Hauptbahnhof täglich von Teams der ELW-Stadtreinigung (Entsorgungsbetriebe der Landeshauptstadt Wiesbaden) gereinigt würden. Zusätzlich zu dieser Reinigung erfolge in den Monaten April bis September eine von ESWE Verkehr beauftragte monatliche Nassreinigung der Haltestellenbereiche.
Doch die Reinigungsarbeiten können offenbar nicht immer angemessen verrichtet werden. „Die tägliche Reinigungsleistung wird leider durch die vor Ort verweilenden Obdachlosen gestört und kann daher nicht immer vollständig durchgeführt werden. Einkaufswagen, Mülllager und die teilweise noch schlafenden Obdachlosen blockieren die zu reinigenden Bereiche“, erklärt Stadtsprecher Munser. Im ersten Quartal dieses Jahres sei es daher zu morgendlichen Kontrollfahrten der Stadtpolizei gekommen. Diese hätten allerdings zu keinem nachhaltigen Ergebnis geführt.
Das vor Ort gemeldete „Hinterlassenschaften ausschließlich von Obdachlosen stammen, lässt sich nicht bestätigen“, so Munser. Verunreinigungen durch Exkremente an den Haltestellenbereichen seien allerdings in den vergangenen Wochen keine gemeldet worden.