Die geplante Neugestaltung des Mainzer Rheinufers sorgt weiterhin für Ärger bei den Schaustellern. Denn die Pläne, dort vor allem Beton zu reduzieren und mehr Grünflächen zu schaffen, würden die großen Traditionsvolksfeste wie den Rhein-Frühling und die Johannisnacht gefährden, argumentieren die Schausteller.
Kein Platz mehr für Fahrgeschäfte?
So würden dieser Umgestaltung gleich mehrere große Fahrgeschäfte „zum Opfer fallen“, sagt der Vorsitzende der Mainzer Schausteller, Marco Sottile, gegenüber Merkurist. Außer dem Riesenrad seien dann auch das Kettenkarussell und der Autoscooter betroffen. Zudem würden einige kleinere Fahrgeschäfte und viele Imbisse bedroht sein (wir berichteten).
„Es ist eine Schande, die Volksfeste wären dann nicht mehr attraktiv genug und nicht mehr konkurrenzfähig“, kritisiert Sottile. Wenn die großen Attraktionen auf den Volksfesten am Rhein fehlten, würden die Besucher wegbleiben. Generell sei es auch schwer zu verstehen, warum genau dieser Abschnitt so umgestaltet werden soll, sagt Sottile. So gebe es beispielsweise am Zollhafen eine echte „Betonwüste“. Dort sei jedoch noch nichts geändert worden.
„Priorität auf Vermehrung der Grünflächen“
Doch wie blickt die Politik auf das Streitthema? Im Altstadt-Ortsbeirat diskutierte man zuletzt über den Sachstandsbericht der Verwaltung zur „Rheinuferentsiegelung und Riesenradstandort“. Demnach wird eine Entsiegelung und Beschattung des Mainzer Rheinufers zwischen Fischtorplatz und Rheingoldhalle bevorzugt. „Die Entsiegelung hat für den Ortsbeirat Altstadt die höhere Priorität, als das Riesenrad an diesen Standort zu stellen“, heißt es in dem Bericht. Eine Entsiegelung und Beschattung des Ufers seien aufgrund der Auswirkungen des Klimawandels zweifelsohne erforderlich, so der Ortsbeirat.
Für das geplante Riesenrad solle die Verwaltung stattdessen Standorte prüfen, die die notwendige robuste Oberfläche bereits haben und nicht für eine Entsiegelung zur Verfügung stehen, wie zum Beispiel Verkehrsflächen. Die Verwaltung habe bereits 2022 mögliche Ausweichstandorte geprüft, unter anderem Schillerplatz, Gutenbergplatz, Liebfrauenplatz, Markt und Große Bleiche, heißt es in dem Bericht. Unter Berücksichtigung der Rückmeldungen der Feuerwehr, des Stadtplanungsamtes und des Wirtschaftsbetriebes komme lediglich der Standort Liebfrauenplatz in Betracht. Dieser liege über einem Kanal, sodass ein statischer Nachweis zur Platzierung des Riesenrades notwendig werde.
Auch wenn abschließend noch nichts entschieden ist, sagt der Ortsvorsteher der Mainzer Altstadt Brian Huck (Grüne) gegenüber Merkurist: „Der Ortsbeirat vertritt die Interessen der Wohnbevölkerung. Nichts gegen die Interessen des Schaustellerverbands, aber unsere Priorität liegt eindeutig auf der Vermehrung der Grünflächen. Genau das war die Intention des Beschlusses.“ Huck verweist aber auch noch darauf, dass für den Dialog mit den Schaustellern die Stadt zuständig sei.
„Manchmal verändern sich Standorte“
Der Mainzer Oberbürgermeister Nino Haase (parteilos) gibt sich gegenüber Merkurist entspannt. Dieses Jahr habe man ohnehin noch kein Problem mit dem Stellen der Fahrgeschäfte am Rheinufer. „Ich weiß, dass Gespräche geführt werden mit den Schaustellern, auch mit einer Perspektive für einen Standort für ein Riesenrad.“ Er verstehe auch die Sorgen der Schausteller, so Haase. Doch: „Verändert sich eine Stadt, dann verändern sich auch manchmal Standorte und dann muss man gemeinsam immer nach Lösungen gucken.“ Hier ist der Oberbürgermeister aber zuversichtlich. „Wir haben bisher immer Lösungen gefunden.“
Auch die Schausteller seien nach wie vor an einer Lösung beziehungsweise an einem Kompromiss für beide Seiten interessiert, sagt Marco Sottile. Doch es gehe bei der Diskussion eben nicht nur um den Standort für das Riesenrad. Durch die Umgestaltung würde die Veranstaltungsfläche auseinandergerissen. „Warum muss genau an dieser Stelle begrünt werden?“, fragt Sottile. Logistisch sei es dann schwierig, ständig den Standort zu wechseln. „Wir werden uns auf jeden Fall rechtlichen Beistand holen, um für die Gespräche mit den Grünen gerüstet zu sein.“ Die Schausteller seien bereit zu verhandeln, aber nicht nur, wie es den Grünen passe. „Wir wollen eine Lösung, die am Ende für beide Seiten passt.“