Die Stadt Mainz hat die Abrissarbeiten an einem alten Gebäude am Mainzer Hauptbahnhof stoppen lassen. Zuvor waren bei den Arbeiten mehrere Tauben zu Schaden gekommen (wir berichteten).
Wie die Stadt mitteilt, wurden Verstöße gegen das Landesnaturschutzrecht festgestellt. Demnach hätte vor den Arbeiten geprüft werden müssen, ob das Gebäude als „Fortpflanzungs- oder Ruhestätte besonders geschützter Arten“ dient. Dies sei nicht geschehen.
Tiere mussten eingeschläfert werden
Nach Angaben des Kleintierhauses des Tierheims Mainz hatte sich das verfallene Gebäude zu einem Nistplatz für Tauben entwickelt. Einige Tiere hätten es zwar geschafft, unter dem Bauzaun zu entkommen und seien von Passanten gesichert worden. Die Verletzungen seien jedoch so schwer gewesen, dass die Tiere eingeschläfert werden mussten oder direkt verstorben seien.
Die Stadttaubenhilfe Mainz/Wiesbaden hatte sich bereits an verschiedene Behörden gewandt – darunter Bundespolizei, Veterinäramt, Grün- und Umweltamt, Feuerwehr und Ordnungsamt. Auch die Abrissfirma sei kontaktiert worden. Zunächst habe sich jedoch niemand zuständig gefühlt.
Biologe wird hinzugezogen
Nun wurde die Untere Naturschutzbehörde der Stadt Mainz aktiv und beraumte einen Termin mit der Bauleitung an. Die Abrissarbeiten wurden gestoppt. Ein Biologe soll nun hinzugezogen werden, um dort vorkommende Tierarten zu sichten und zu begutachten. Anschließend soll das weitere Vorgehen festgelegt werden.
Das betroffene Gebäude hat eine lange Geschichte: Nach dem Zweiten Weltkrieg diente es als „Rail Transportation Office“ der US-Truppen. Hier konnten Angehörige von US-Soldaten auf ihre Züge warten. 2007 verkaufte die Deutsche Bahn das Gebäude an einen privaten Investor.