Tierschützer haben die Abrissarbeiten an einem Gebäude am Mainzer Hauptbahnhof kritisiert. Dabei seien mehrere Tauben verletzt oder getötet worden.
Nach Angaben des Kleintierhauses des Tierheims Mainz habe sich das seit Jahren verfallene Gebäude zu einem Nistplatz für Tauben entwickelt. Das Problem sei bekannt gewesen und es habe mehrfach Hilfsangebote gegeben. Die Abrissarbeiten seien dann ohne Ankündigung erfolgt.
Verletzte Tiere mussten eingeschläfert werden
Mitarbeiter der Stadttaubenhilfe waren vor Ort, durften die Tiere aber nicht retten. Einige Tauben hätten es geschafft, unter dem Bauzaun zu entkommen und seien von Passanten gesichert worden. Die Verletzungen seien jedoch so schwer gewesen, dass die Tiere eingeschläfert werden mussten oder direkt verstorben seien.
Die Tierschützer weisen darauf hin, dass es sich bei Stadttauben um verwilderte Haustiere handelt. Zudem seien in dem Areal auch mehrfach Fledermäuse gesichtet worden, die durch das Bundesnaturschutzgesetz streng geschützt sind. Im Schutt seien auch Nester von anderen Gebäudebrütern entdeckt worden.
Die Stadttaubenhilfe Mainz/Wiesbaden hatte Merkurist schon am Donnerstagabend auf den Abriss hingewiesen. Man sei bereits in Kontakt gewesen mit der Bundespolizei, dem Veterinäramt, dem Grün- und Umweltamt, der Feuerwehr, dem Ordnungsamt und der beauftragten Abrissfirma. Doch niemand habe sich zuständig oder in der Verantwortung gesehen, die Abrissarbeiten zu stoppen, damit die verbliebenen Tiere auf dem Gelände gesichert werden können.
Gebäude in privatem Besitz
Merkurist hatte zuletzt vor zwei Jahren über das leerstehende Gebäude berichtet. Wie die Deutsche Bahn damals mitteilte, sei es im Jahr 2007 an einen privaten Investor verkauft worden. „Warum der Käufer seine Ideen beziehungsweise Planung nicht umgesetzt hat, ist uns leider nicht bekannt“, so eine Sprecherin. Die Deutsche Bahn könne am Zustand des „Lost Place“ nichts ändern. „Rückkaufabsichten bestehen seitens der DB aktuell keine“, hieß es damals.
Die Geschichte des Gebäudes geht bis in die Mitte der 1940er-Jahre zurück. Nach Ende des Zweiten Weltkrieges richteten die US-Truppen das sogenannte „Rail Transportation Office“ im zerstörten Deutschland ein. Diese Organisation war vor allem für den Transport von Familienangehörigen von US-Soldaten verantwortlich, die im Nachkriegsdeutschland stationiert waren.
Das Haus an Gleis 1 war ein Gebäude des „Rail Transportation Office“. Hier konnten Eltern, Frauen und Kinder der in Deutschland stationierten US-Soldaten auf ihren Zug warten oder Informationen für ihre Weiterreise erhalten.
Update (Freitag, 25. Juli)
Mittlerweile hat die Stadt Mainz die Abrissarbeiten gestoppt. Wie die Stadt mitteilt, wurden Verstöße gegen das Landesnaturschutzrecht festgestellt.