Am 22. März 2023 wurde Nino Haase (parteilos) in das Amt des Mainzer Oberbürgermeisters eingeführt. Ein gutes Jahr später zieht er nun Bilanz – und verrät dabei auch, welche Wahlversprechen er noch nachholen muss.
In einigen „sehr, sehr wichtigen Themen“ habe er schon Veränderungen in Gang bringen können, sagt Haase im Merkurist-Gespräch. Besonders zufrieden sei er mit den Erfolgen beim Kampf gegen den Personalmangel in den Kitas, bei der Wohnraumförderung oder auch bei der Verbesserung der öffentlichen Sichtbarkeit der Stadtverwaltung, vor allem auf Social Media. „Die anderen Dezernenten ziehen da auch mit“, erzählt Haase. „Anfangs waren vielleicht manche skeptisch, aber mittlerweile haben alle den Wert erkannt.“ Doch nicht alles, was er sich eigentlich für sein erstes Amtsjahr vorgenommen hatte, konnte er umsetzen.
„Dauert länger, als ich es mir vorgestellt habe“
Einige Punkte, die Haase eigentlich schon früher umsetzen wollte, seien etwas zäher. Dazu zähle etwa die Verbesserung des Angebots in den öffentlichen Parkhäusern. „Wie geht es weiter mit dem Anwohnerparkausweis? Was sind die Kosten? Welche Leistungen gibt es? All das ist gerade etwas, wo wir wirklich in guten Gesprächen mit der PMG sind“, sagt Haase. „Das dauert etwas länger, als ich es mir vorher vorgestellt habe. Aber ich denke, dass wir im Laufe des Jahres ein gutes Konzept präsentieren können.“
Auch bei der Digitalisierung der Stadtverwaltung sei noch einiges zu tun. Zwar gebe es mittlerweile elektronische Zeiterfassung und immer mehr Möglichkeiten, mobil zu arbeiten. Doch vor allem interne Prozesse würden immer noch zum großen Teil analog ablaufen – was bei gleichzeitig steigender Arbeitsbelastung immer schwerer zu bewerkstelligen sei. „Wir zählen ungefähr 50 Prozent mehr Anfragen, ob Bürgeranfragen, in der Pressestelle oder an anderen Stellen“, so Haase. „Mainz ist jetzt mehr im Fokus, auch aufgrund der Erfolge und des Wachstums der letzten Jahre.“
Noch in diesem Jahr will der Oberbürgermeister deshalb damit anfangen, E-Akten und künstliche Intelligenz (KI) in der Verwaltung einzusetzen. „Wir können nicht einfach das Personal verdoppeln, wir müssen auf effiziente, moderne, digitale Arbeitsmethoden setzen“, erklärt Haase. „Und da muss ich gestehen, da haben wir noch einige Jahre nachzuholen.“
Biotechnologie und Mammutprojekt Rathaus-Sanierung
Langfristig stehen auf Haases Agenda unter anderem Großbauprojekte wie das Rathaus und das Gutenbergmuseum. Insbesondere die lange und teure Sanierung des Rathauses sorgt in Mainz immer wieder für Kritik. Haase zufolge ist das Projekt aktuell im Zeit- und Kostenplan. „Ich glaube, das ist ein ganz wichtiges Zeichen, dass wir auch als öffentliche Verwaltung solche Großprojekte gut hinbekommen“, sagt er dazu. Jetzt gelte es, diese Erfahrungen auf das Gutenbergmuseum umzumünzen. „An diesen Großbauprojekten hängt tatsächlich eine Akzeptanz der Bevölkerung, weil sie da natürlich immer ganz genau hingucken.“
Vor allem ein größeres Projekt will Haase während seiner Amtszeit aber noch weiter vorantreiben: die Entwicklung von Mainz zum international erfolgreichen Biotechnologie-Standort. „Viele in Deutschland und international wissen schon, dass in dieser Region relativ viel passiert“, erzählt Haase. „Letztens sagte der ehemalige ifo-Chef* Hans-Werner Sinn in einem Interview, dass er aktuell nur eine Region in Deutschland sehe, wo sich gerade wirklich Zukunftstechnologien bilden: Mainz.“ Wenn es nach Haase geht, soll Mainz diese Vorreiterstellung nicht verlieren. „Ich glaube, das muss man immer mehr den Leuten klar machen, welche Chance wir haben und dass wir deswegen das Tempo hochhalten müssen. Und das tun wir.“
*ifo ist eine Abkürzung für das Institut für Wirtschaftsforschung in München.