Martinsburg am Kurfürstlichen Schloss und früher Zoo in der Nähe des Hauptbahnhofs: Wir stellen euch bekannte Mainzer Bauwerke vor, die heute so nicht mehr existieren. Hier geht es zu Teil 1, Teil 2, Teil 3, Teil 4, Teil 5 und Teil 6. Und hier sind zwei weitere frühere Gebäude in Mainz.
Martinsburg
Würde die Martinsburg heute noch stehen, hätte Mainz eine beeindruckende Sehenswürdigkeit mehr am Rheinufer. Von 1478 bis 1480 wurde die Burg im Auftrag von Erzbischof Diether von Isenburg erbaut. Sie befand sich direkt neben der Fläche, auf der heute das Kurfürstliche Schloss steht. Am 2. März 1481 zerstörte ein Brand die Anlage weitgehend, um 1500 wurde sie wieder aufgebaut.
Endgültig verschwand die Martinsburg zu Beginn des 19. Jahrhunderts: Im Jahr 1809 wurde sie abgerissen. Im Burggraben vor dem Kurfürstlichen Schloss findet man heute noch einige Steinblöcke ihrer Mauern.
Mainzer Zoo
In Mainz gibt es einen Wildpark in Gonsenheim, ein Vogelhaus und einen Flamingoweiher im Stadtpark. Einen Zoo mit großen Raubtieren findet man nicht in der Stadt. Oder besser: nicht mehr. Denn in den 1960er-Jahren standen am Linsenberg beim Hauptbahnhof Gehege mit Bären, Löwen, Lamas und anderen Tieren. Gegründet und betrieben hatte den Privatzoo Leonhard Niebling, ein ehemaliger Tierfänger, der nach dem Zweiten Weltkrieg als Dompteur mit einer Gruppe von Raubtieren durch Europa reiste. Als er sich 1960 am Linsenberg in Mainz niederließ, blieben auch einige der Tiere bei ihm.
Ohne finanzielle Unterstützung der Stadt war der Tierpark allerdings in einem schlechten Zustand. Niebling schrieb selbst in einem Brief: „Es ist eine primitive Unterbringung.“ Bei einem Brand sollen zudem zehn Tiere gestorben sein. Die Stadt war immer mehr für eine Abschaffung der Anlage. Dabei war sogar lange diskutiert worden, den Tierpark zum städtischen Zoo zu machen: 1961 hatte die FDP einen entsprechenden Antrag an die Stadtverwaltung gestellt. Sechs Jahre lang liefen die Verhandlungen, ob ein Zoo auf dem Hartenberg entstehen soll. Der damalige Mainzer Bürgermeister Stein wollte ihn ohne wilde Tiere wie Löwen und Bären – gerade die lagen aber Niebling am Herzen.
1967 entschied sich die Stadt dann gegen eine Verlagerung des Tierparks. Die Verhandlungen scheiterten daran, dass Niebling die Kosten trotz Fördervereins nicht aufbringen konnte, die Stadt aber nur das Grundstück und keine weiteren Gelder stellen wollte. Außerdem hatten beide so unterschiedliche Vorstellungen von dem Zoo, dass die Stadt letztlich Niebling zu einem ungeeigneten Verhandlungspartner erklärte. Der Zoo musste schließen.