Gutenberg, Fastnacht, ZDF und Mainz 05 – all das bringen die Menschen mit Mainz in Verbindung. Doch es gibt auch Dinge, die nur echte Mainzer kennen. In Teil 1, Teil 2, Teil 3, Teil 4, Teil 5, Teil 6, Teil 7, Teil 8 und Teil 9 haben wir euch schon einige Mainz-Insider gezeigt. Hier kommen fünf weitere hinzu.
Mainzer Nationalhymne
Das Lieblings-Fastnachtslied der Mainzer ist mit Abstand „Im Schatten des Doms“ von Thomas Neger – das zumindest ergaben mehrere Merkurist-Umfragen in den vergangenen Jahren. Seinen Siegeszug verdankt das Lied auch Trainer-Legende Jürgen Klopp.
Im „L’Acarde“, einer der früheren Lieblingskneipen des damaligen Mainz 05-Trainers Klopp wurde Thomas Negers Hit „Im Schatten des Doms“ jahrelang als Rausschmeißer gespielt. Doch Klopp wollte die Kneipe erst recht nicht verlassen, wenn das Lied lief. Wenn er in der Kneipe war, musste das Lied mehrmals am Abend gespielt werden. Später setzte Klopp sogar durch, dass der Hit im Stadion gespielt wird. Dem damaligen Manager von Mainz 05, Christian Heidel, soll Klopp scherzhaft mit Rücktritt gedroht haben, wenn er das Lied nicht spielen lässt. Heidel akzeptierte und seitdem wird „Im Schatten des Doms“ bei den Heimspielen der 05er gespielt.
Little Italy
Ein bisschen erinnert die kleine Jakobsbergstraße in der Mainzer Altstadt an Italien. Auf dem Kopfsteinpflaster zwischen Holzhof- und Neutorstraße sitzen die Mainzer draußen und trinken Wein. Auf wenigen Metern findet man gleich drei Traditionslokale: das „Weinhaus Michel“, die „Weinstube zum Bacchus“ (aktuell geschlossen) und das Weinhaus „Lösch“. Außerdem findet ihr das Restaurant „Oma Else“, die Traditions-Backstube Vetter und kleine Geschäft wie das Käsekontor.
Plaketten-Legende
Nach fast 60 Jahren als Plakettenverkäufer war Hilmar Frölich für viele nicht mehr aus der Mainzer Fastnachtszeit wegzudenken. Am 17. Dezember 2023 starb er im Alter von 74 Jahren. Sein großes Jubiläum hätte am 14. Januar angestanden. Für MCV-Präsident Hannsgeorg Schönig steht er nun in einer Reihe mit ,Plaketten-Klaus‘ Klaus Eigenbrodt und sei längst eine Institution in Mainz. „Wir werden ihn sehr vermissen und ihm stets ein besonderes Andenken bewahren.“
Vor allem für sein soziales Engagement sei Frölich im MCV geschätzt worden. 2022 spendete Frölich insgesamt 10.000 Euro an das Mainzer Tierheim und den Mainzer Schwimmverein – aus Einnahmen der letzten 11 Jahre und weiterem Gespartem. Auch nach dieser Fastnachtskampagne wollte Frölich wieder einen Euro pro Plakette an das Tierheim und die Katzenhilfe spenden.
Vergessener Stadtteil
Als am heutigen Standort des Cinestars in der Neutorstraße die Archäologen Ausgrabungen vornahmen, brachten sie Reste einer Siedlung aus der spätrömischen Zeit zum Vorschein, aus der Zeit um 430. Es waren Überbleibsel der sogenannten Theatersiedlung Selenhofen. Es befand sich dort, wo heute die südliche Altstadt ist, also rund um die Kirche St. Ignaz von der heutigen Holzstraße über die Kapuzinerstraße bis zur Dagobertstraße. Etwa auf Höhe des Cinestars begann dann das Dorf „Vilzbach“. Zwischen den beiden Orten floss der Wiesbach, der von der Zitadelle in den Rhein mündete.
Im 12. Jahrhundert taucht das verhältnismäßig arme Selenhofen mehrfach urkundlich auf, da eine Ministerialen- und Offiziatenfamilie von hier stammte. Bekannt war vor allem der Erzbischof von Mainz, Arnold von Selenhofen. 1160 wurde er von Mainzer Bürgern ermordet. Offiziell eingemeindet und in die Mainzer Stadtmauergrenzen integriert wurde Selenhofen dann in der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts. Zu der Zeit entstand auch der Neuturm (später Holzturm) als Teil der Stadtbefestigung.
Im 17. Jahrhundert brannten die schwedischen Truppen das Dorf Vilzbach nieder, das sich außerhalb der Stadtmauern befand. Die Vilzbacher wurden daraufhin nach Selenhofen übergesiedelt. Sie gaben ihrer neuen Heimat inoffiziell den Namen ihres ehemaligen Dorfs, der sich dann nach und nach durchsetzte.
Historische Gaslaternen
Künftige Generationen werden die historischen Gaslaternen nur noch aus Geschichtsbüchern kennen, denn in Mainz steht jetzt keine einzige mehr. „Wir haben uns ungern von den historischen Lampen getrennt“, sagt Marianne Grosse (SPD), die Mainzer Dezernentin für Bauen und Denkmalpflege im September.
Nun steht im Mainzer Stadtgebiet keine einzige Gaslaterne mehr, deren Geschichte bis ins Jahr 1844 zurückreicht. Erst Jahre nach dem zweiten Weltkrieg konnten die meisten wieder in Betrieb genommen werden, so dass es in Mainz Anfang der 1970er Jahre rund 3600 gab. 2019 war ihre Zahl laut der Mainzer Netze schon auf 80 geschrumpft.
Ursprünglich sei das Ziel gewesen, noch etwa 40 Gaslaternen in der Mainzer Altstadt zu erhalten, vor allem am Dom und vor der St. Stephanskirche. Doch wegen der Gas-Mangellage sei man vor einigen Jahren von der Idee abgerückt. „Der Energieverbrauch und der Wartungsaufwand der alten Gasleuchten sowie der Infrastruktur war einfach zu hoch“, so Grosse.