Im August ließ die Stadt einen Regenbogen-Streifen in die Fußgängerzone der Mainzer Altstadt malen. Er soll ein Symbol für Toleranz und Solidarität mit der LGBTIQ*-Community sein. Doch seine Entstehung und der Standort haben für hitzige Diskussionen gesorgt. Altstadt-Ortsvorsteher Brian Huck (Grüne) hat Merkurist Einblicke in den Entscheidungsprozess und die zukünftigen Pläne gegeben.
Dass der Regenbogen-Streifen in sozialen Medien für große Kontroversen gesorgt hat, habe Huck nur am Rande mitbekommen. „Nach der Einweihung gab es negative Stimmen in den sozialen Medien, aber die kamen aus Ecken, in denen ich nicht unterwegs bin“, sagt er. In seinem Umfeld seien die Reaktionen „überwiegend positiv“ gewesen. „Es gab ein paar kritische Fragen, warum dort und nicht woanders, aber das stellte das Projekt an sich nicht infrage, sondern das waren höchstens Optimierungsfragen.“
Diskussionen im Ortsbeirat
Auch im Altstadt-Ortsbeirat habe der Standort eines möglichen Regenbogen-Streifens für Diskussionen gesorgt – und einige Überraschungen. Im ursprünglichen Antrag sei noch ein richtiger Zebrastreifen auf einer befahrenen Straße vorgesehen gewesen. „Ironischerweise wurde das von der FDP vorgeschlagen, die eigentlich als klassische Autofahrerpartei bekannt ist“, sagt Huck.
„Auch die CDU, die auf Stadtebene die Verkehrsdezernentin zum Rücktritt aufgefordert hat, weil sie die Piktogramme von den Fahrrädern auf die Straße gemalt hatte: Jetzt fand sie die Piktogramme ganz toll und konnte nicht verstehen, warum die Grünen so viele Bedenken über die Straßenverkehrsordnung hatten.“ Insgesamt seien die klassischen Parteilinien beim Thema des Regenbogen-Streifens „wirklich verschwommen“ gewesen, findet Huck. „Es war eine sehr unerwartete Wendung in dieser Debatte, aber letztendlich war es ein einstimmiger Beschluss.“
Höfchen kein geeigneter Standort
Auch die Wahl des Standorts sei nicht einfach gewesen. „Der Ortsbeirat hat gesagt, es soll gut sichtbar sein und einen Bezug zur queeren Community haben“, erklärt Huck. „Wir haben beispielhaft ein paar Standorte erwogen, wie von der Peterskirche rüber zum Ernst-Ludwig-Platz oder in der hinteren Bleiche bei der Bar jeder Sicht. Aber die Bar jeder Sicht will vielleicht umziehen, dann hätte das nicht mehr gepasst.“
Die Straßenverkehrsordnung, die nur weiße Zebrastreifen erlaubt, sei dann aber der ausschlaggebende Punkt gewesen, eine andere Lösung zu finden: einen Regenbogen-Streifen in der Fußgängerzone. Zur Diskussion standen etwa das Höfchen oder das Rheinufer. Dort hätte es allerdings Probleme mit Denkmalschutz und der Stadtbildpflege gegeben. „Die Straßenverkehrsbehörde sagte, bevor wir mit dem Kopf durch die Wand gehen, nehmen wir einen anderen Standort“, so Huck. Schließlich ist es die Betzelsstraße geworden. „Es gäbe vielleicht bessere Standorte, aber es war die einfachste und schnellste Lösung.“
Regenbogen-Streifen in anderen Stadtteilen
Ob es demnächst noch weitere Regenbogen-Streifen in der Altstadt geben könnte, kann Huck nicht sagen. „Ich weiß nicht, ob das jetzt, wo wir den ersten Streifen haben, eine hohe Priorität für die Straßenverkehrsbehörde hat. Ich glaube, das ist erstmal abgehakt.“ In anderen Stadtteilen seien weitere Streifen aber durchaus denkbar – und teilweise schon in Planung.
„Wir waren nicht der erste Ortsbeirat mit so einem Beschluss“, verrät Huck. „Bretzenheim war einen Ortsbeiratszyklus vor uns, und die warten immer noch.“ Dass es in der Altstadt so viel schneller ging, wundert Huck nicht. „Wenn man ein sichtbares Zeichen setzen will, macht man das zuerst in der Innenstadt.“