Am Samstag (15. März) beginnt die neue Saison des Mainzer Marktfrühstücks. Doch in diesem Jahr ist einiges anders. Zunächst einmal findet die Veranstaltung wegen des Neubaus des Gutenberg-Museums nicht wie gewohnt am Liebfrauenplatz statt. Stattdessen werden die Stände am Leichhof, dem Rheinufer auf Höhe des Fischtorplatzes und erstmals auf dem Tritonplatz, der sich zwischen dem Großen und Kleinen Haus des Mainzer Staatstheaters befindet, aufgebaut (wir berichteten).
Zunehmende „Alkoholisierung“?
Doch das bleibt die nicht die einzige Änderung. Auch der Name der Veranstaltung wird ein neuer sein. Statt „Marktfrühstück“ gibt es nun das „Weinfrühstück“. Was jedoch gleich bleibt: Die Mainzer Winzer schenken weiterhin ihre Weine aus. Auch wenn die Veranstaltung sich großer Beliebtheit erfreut, gab es in den letzten Jahren einige kritische Stimmen. So sorgten beispielsweise stark alkoholisierte Besucher für einen „Ballermann am Fischtorplatz“, wie es manche nannten.
Deshalb beklagen unter anderem einige die „Alkoholisierung des Marktfrühstücks“. Diese sei „mittlerweile absolut traditionsfern“, meint ein Merkurist-Leser in seinem Snip. Auch am Namen „Weinfrühstück“ wird sich vereinzelt gestört, da es schon am Morgen zu Alkoholkonsum einladen könnte.
Mainzer Winzer verteidigen Neuerung
Was sagen die Mainzer Winzer als Veranstalter des Weinfrühstücks dazu?* „Das können wir nur bedingt verstehen“, sagt Ralf Boller von den Mainzer Winzern gegenüber Merkurist. Bei dem neuen Veranstaltungsnamen „Weinfrühstück“ habe man sich an dem Namen der Corona-konformen Veranstaltung in den Jahren 2021 und 2022 als Ersatz zum Marktfrühstück orientiert. Außerdem werde im Stadtteil Mombach seit vielen Jahren ein „Dämmerschoppen“ veranstaltet. In Bodenheim gebe es das „Schorlegewitter“ und in der Mainzer Altstadt auch ein „Day Drinking Event“.
Dies sei nur eine kleine Auswahl von vielen ähnlichen Bezeichnungen, aus welchen sich der Alkoholkonsum ebenfalls ableiten ließe, sagt Boller. „Hier regt sich die Öffentlichkeit unseres Wissens auch nicht auf oder stört sich an den Namen. Freuen wir uns doch lieber über innovative Veranstaltungen, die unserer Innenstadt zugutekommt. Mit dem Weinfrühstück auf den drei Plätzen im Innenstadtbereich beleben wir die Attraktivität und den Handel unserer schönen Stadt“, so Boller.
Früher weniger Alkohol und Bier statt Wein
Dass auf Marktfrühstück zunächst Bier statt Wein und eher wenig Alkohol ausgeschenkt wurde, davon berichtet der als „Scholly“ bekannte Chef des „Zum Heringsbrunnen“, Michael Schollmeyer, gegenüber Merkurist. So habe es Mitte der 90er-Jahre noch Bier der Mainzer Brauerei zur Sonne gegeben. Außerdem seien damals lediglich zwei Fässer mit etwa 100 Litern angestochen worden. Weck und Worscht habe es aber auch schon damals vor Ort gegeben. Vor 30 Jahre sei das Marktfrühstück nur eine kleine Veranstaltung ganz ohne Party gewesen. Damals hätten sich keine Tausend Leute vor Ort versammelt. „Man hat gemütlich seinen Frühschoppen getrunken, und es gab kein Gedöns, Geschrei oder Junggesellenabschiede“, sagt Wirt Scholly. Doch die Zeiten haben sich offenbar geändert.
Wie die Mainzer Winzer gegenüber Merkurist angeben, richten sie das Mainzer Marktfrühstück nun bereits 25 Jahre aus. Somit habe man wesentlich zum Erfolg der Veranstaltung beigetragen, sagt Ralf Boller von den Mainzer Winzern. Anfang der 90er-Jahre habe das Marktfrühstück in unregelmäßigen Abständen stattgefunden, sich aber als Veranstaltungsreihe über die Zeit nicht etabliert. In den Folgejahren habe sich die Stadt Mainz jedoch immer mehr zur deutschen Weinhauptstadt entwickelt. „Für den damaligen Leiter des Ordnungs- und Gaststättenamtes war das ein Grund, einen reinen Weinausschank auf dem Wochenmarkt stattfinden zu lassen, und er war von Anfang an in Kontakt mit dem Mainzer Winzerverein“, so Boller.
Die Stände des Mainzer Weinfrühstücks sind immer samstags jeweils von 9 bis 15 Uhr geöffnet. Die Stadt Mainz stellte aber schon eine Verlängerung der Öffnungszeiten in Aussicht. Zur Eröffnung sind auch Oberbürgermeister Nino Haase (parteilos) sowie Wirtschafts- und Ordnungsdezernentin Manuela Matz (CDU) angekündigt.
*Merkurist hatte auch die Stadt Mainz zum Thema befragt. Die Pressestelle der Stadt verwies jedoch in dieser Angelegenheit auf die Mainzer Winzer als Veranstalter des Weinfrühstücks, ohne selbst Stellung zu nehmen.