Rheinufer-Abschnitt in Mainz nach Yılmaz Atalay benannt

Noch nie trug in Mainz eine Straße den Namen einer Person mit türkischem Migrationshintergrund – bis heute. Denn am Mittwoch wurde das Yılmaz-Atalay-Ufer auf der Nordmole offiziell eingeweiht.

Rheinufer-Abschnitt in Mainz nach Yılmaz Atalay benannt

Zum ersten Mal wurde in Mainz eine Straße nach einer Person mit türkischem Migrationshintergrund benannt. Yılmaz-Atalay-Ufer heißt der Weg entlang des Rheins auf der Nordmole des Mainzer Zollhafens nun. Mit der Enthüllung des Straßenschildes am heutigen Mittwoch (22. Oktober) wurde die Benennung offiziell gemacht.

Enthüllung des Straßenschilds

Yılmaz Atalay war ursprünglich Gastarbeiter und später Geschäftsinhaber in Mainz. Baudezernentin Marianne Grosse (SPD) würdigte den 2021 verstorbenen Atalay und sein Engagement für die Stadt. Dass die Straße seinen Name trage, solle auch ein Zeichen gegen jede Art der Ausgrenzung sein. Auch Ortsvorsteher Christoph Hand (Grüne) betonte die symbolische Bedeutung des neuen Straßennamens: „Hier entsteht ein Stadtbild, das unsere Vielfalt feiert.“ Es sei auch ein Signal gegen Rhetorik, die Menschen das Gefühl vermitteln könnte, sie seien nicht willkommen, so Hand weiter. Damit bezog sich Hand offenbar auf die „Stadtbild“-Aussagen, die Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) vor wenigen Tagen geäußert hatte.

Der Ortsvorsteher freue sich über die versammelten Menschen, unter denen auch viele Familienangehörige von Yılmaz Atalay waren. Ein Neffe von Atalay ergriff das Wort und bedankte sich im Namen der Familie. Als letztes trat Nurhayat Canpolat vor das Mikrofon. Die SPD-Politikerin war bis 2017 Mitglied des Mainzer Stadtrats und lieferte den Vorschlag für die Benennung (wir berichteten).

Vom Gastarbeiter zum Unternehmer

Atalay kam 1961 als Gastarbeiter aus der Türkei nach Mainz. Seitdem engagierte er sich sowohl beruflich als auch ehrenamtlich für die Integration türkischer und muslimischer Menschen in der Stadt, unter anderem als Mitbegründer der „Interkulturellen Woche“ in Mainz (damals „Ausländertag“). Außerdem gründete er den Verein „Gesundheitsprävention in Mainz und Umgebung e.V.“ und leitete diesen viele Jahre lang.

Für dieses und sein weiteres Engagement überreichte ihm der damalige Oberbürgermeister Jens Beutel (SPD) 2009 den „Mainzer Pfennig“. 1978 eröffnete Atalay in der Boppstraße das erste türkische Reisebüro in Mainz – das auch heute noch existiert. 2021 verstarb er im Alter von 88 Jahren.

„Yılmaz Atalay hat wie kaum ein anderer für das Miteinander, den Respekt und die Verständigung zwischen den Kulturen gestanden. Dass der Uferweg jetzt seinen Namen trägt, ist eine Bereicherung für das Mainzer Stadtbild“, sagte Kathleen Herr, Fraktionsvorsitzende der SPD-Stadtratsfraktion.