325 Jahre lang stand sie direkt am Mainzer Rheinufer: die imposante Mainzer Martinsburg. Lange Zeit war sie Sitz des Erzbischofs, bis Napoleon sie dann Anfang des 19. Jahrhunderts abreißen ließ.
Errichtet wurde die Burg bis zum Jahr 1481 von Erzbischof und Kurfürst Diether von Isenburg zu Mainz. Erst wenige Jahre zuvor war er zum zweiten Mal Erzbischof von Mainz geworden. Er verlegte damit nicht nur die erzbischöfliche Residenz vom Dom an den Nordwestrand der Stadt, sondern wollte mit der Burg auch die Stadt endgültig unterwerfen.
Denn in den 1470er Jahren drohte die Stadt Mainz, unter die Oberhoheit des Domkapitels zu gelangen, was in einem Bürgeraufstand am 22. Juli 1476 mündete. Diether von Isenburg, der teilweise beschrieben wurde als einer „der streitbarsten Gestalten, die den Mainzer Bischofsstuhl je bestiegen“ hat, zwang die Stadt am 26. Juli 1476 zur Unterwerfung unter die erzbischöfliche Hoheit. Mainz wurde kurfürstlich-erzbischöfliche Residenzstadt.
Abriss per kaiserlichem Dekret
Erstmals restauriert und im Renaissancestil gestaltet wurde die Burg dann Mitte des 16. Jahrhunderts. Im Jahr 1580 wurde sie von Erzbischof Daniel Brendel von Homburg um eine Schlosskirche und ein Kanzleigebäude erweitert. 1627 kam das heutige Renaissanceschloss hinzu, das direkt neben der Burg errichtet wurde. Georg Friedrich von Greiffenklau hatte zunächst den Rheinflügel in Auftrag gegeben, 1687 kam der Nordflügel hinzu, der jedoch erst 1750 fertiggestellt werden konnte. So existierten Burg und Schloss lange Zeit als Einheit.
Napoleon war es dann, der im Oktober 1804 den Abriss der Martinsburg (vieux château) per Kaiserlichem Dekret befahl. Sein Ziel war es, Mainz zu einer repräsentativen Metropole auszubauen und einen „Boulevard de l’Empire“ hier entlang führen zu lassen. Die Steine wollte er dann für den Bau von Brücken, Straßen und den geplanten Hafen verwenden.
Überreste der Burg in der heutigen Grünanlage des Schlosses
Fünf Jahre später begann der Abriss der Martinsburg. Im gleichen Jahr wurden auch das mittelalterliche Kaufhaus und die Liebfrauenkirche niedergelegt. Das Schloss wurde weiter genutzt, als Kaserne und Lazarett sowie als Zollhaus.
Geblieben sind von der Martinsburg nur ein paar Sandsteinblöcke, die sich in der Grünfläche vor dem Rheinflügel des Schlosses befinden. Sie sind Überreste der beiden Ecktürme, die zum Rhein hin zeigten. Ein weiterer stand schräg zur heutigen Rheinstraße. Dazwischen befand sich die Hauptfront mit sechs Fensterachsen.
Der Text basiert auf einem Artikel von Stefan Grathoff auf der Webseite regionalgeschichte.net.