Es muss ein imposantes Gebäude gewesen sein, das auf dem Gebiet des heutigen Mainzer Brand den Mainzern als Kaufhaus diente. Erbaut im 14. Jahrhundert, stand es dort sehr lange Zeit, bis es Anfang des 19. Jahrhunderts abgerissen wurde.
Geblieben sind von dem Haus bis heute leider kaum Überreste, vielen ist auch gar nicht bekannt, dass es das „Kaufhaus am Brand“ einmal gegeben hat – obwohl es damals das größte seiner Art in der ganzen Gegend war. Einige Wissenschaftler haben sich daher vor Jahren schon auf Spurensuche begeben und versucht, dieses Stück Mainzer Geschichte wieder zu beleben. Eine 3D-Visualisierung vom Institut für Geschichtliche Landeskunde (IGL) und dem Institut für Mediengestaltung (IMG) der Fachhochschule Mainz war vor rund elf Jahren im Landesmuseum zu sehen.
Errichtet zu Gutenbergs Lebzeiten
Entdeckt wurde das große Kaufhaus nach Recherchen der Historiker auf einem Stadtplan der damaligen Festungsstadt Mainz aus dem 16. Jahrhundert, den der Vermessungsingenieur Gottfried Mascop gezeichnet hatte. Wahrscheinlich wurde das Kaufhhaus Anfang des 14. Jahrhunderts errichtet. Damals lebten in Mainz rund 15.000 Menschen.
Auch einige Details hatten die Wissenschaftler damals herausgearbeitet, darunter eine Madonna über dem Eingang, die das Gebäude beschützen sollte. Daneben schmückten weitere Figuren die Fassade, wie der Heilige Martin, die Mainzer Kurfürsten und der König. Die Figuren sind heute im Mainzer Landesmuseum ausgestellt.
Dennoch sei es wegen fehlender Aufzeichnungen schwierig, das ehemalige Gebäude zu rekonstruieren. Es könne nur vermutet werden, wie das Haus wahrscheinlich ausgehen habe, heißt es von Seiten der Forscher. Es hatte wohl zwei Stockwerke, von Gewölben getragen. Wie das Dach ausgesehen hat, ist nicht überliefert.
Gebühren waren wichtige Einnahmen für Mainz
Gehandelt wurden hier Produkte in großen Mengen, vor allem im Erdgeschoss. Die Gebühren, Wiegegelder und Steuern kassierten der Hausmeister und der Wieger. Sie waren wichtige Einnahmen für die Stadt. Über eine überdachte Außentreppe gelangte man ins Obergeschoss, das mitunter als Festraums genutzt wurde. Auch einen Außenkran gab es wohl. Im ersten Stockwerk wurden an Verkaufstischen Waren angeboten: Tuche, Heilpflanzen und Farben. Auch Johannes Gutenberg kaufte hier seine Farben ein.
Vor dem Kaufhaus selbst könnten Mainzer Krämer und auswärtige Händler ihre Buden aufgebaut und ihre Waren verkauft haben. Transportiert wurden die Waren von Knechten, der Weg zur Anlegestelle am Eisenturm war von hier aus kurz.
Das alte Mainzer Kaufhaus stand dort, wo am Brand auch heute noch eingekauft wird: In dem Gebäude, in dem inzwischen Media Markt und das Modehaus Zara angesiedelt sind. Abgerissen wurde es im Jahr 1812.