Mit einer direkten Frage auf Instagram hat der Ortsvorsteher von Mainz-Gonsenheim, Josef Aron (Grüne), auf eine umstrittene Äußerung von Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) reagiert. Zu einem Foto von sich vor der Breiten Straße in Gonsenheim schrieb er am Freitag: „Passe ich in Ihr Stadtbild?“
Hintergrund ist eine Aussage des Kanzlers von Dienstag. Bei einem Besuch in Brandenburg sprach Merz über Migration und erklärte, man habe „natürlich immer im Stadtbild noch dieses Problem“. Die Äußerung löste eine Welle der Kritik aus.
„Weil es mich auch betrifft“
Gegenüber Merkurist erklärt Aron, warum er die Aussage nicht hinnehmen könne: „Aus dem einfachen Grund, weil es mich auch betrifft.“ Er habe oft genug erlebt, aufgrund seines Aussehens beurteilt zu werden. „Solange man mich nicht reden hört und man mich nur sieht, ist es halt einfach nur ein Schwarzer. Und erst wenn man mich reden hört: ‘Sie können aber gut Deutsch.’“ Vom Aussehen her zu urteilen, sei ein Unding.
Auch in einem Merkurist-Interview im vergangenen Jahr sprach Aron über seine Erfahrungen mit Rassismus. So sei er etwa oft von der Polizei kontrolliert worden. „Das war Standard: Ich habe den Ausweis immer schon vorher herausgeholt.“ Während des Studiums habe er sich genau überlegen müssen, vor welchen Clubs er sich in die Schlange stellt, denn viele von ihnen hätten ihn allein wegen seiner Hautfarbe abgelehnt. „Ich wusste dann schon, dass ich da mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht reinkomme“, erinnert er sich. Aron überlegt nun, einen offenen Brief an den Bundeskanzler zu schreiben.
„Wir haben kein Migrationsproblem“
Die Migrationspolitik der Bundesregierung bewertet der Gonsenheimer Ortsvorsteher als „erschreckend“. Es werde ein Thema aufgemacht, das keines sei. „Wir haben kein Migrationsproblem“, so Aron. Viele Menschen hätten sich eingegliedert, seien in Lohn und Brot und gingen einem normalen Leben nach. „Es wird nur schlecht geredet.“
Stattdessen solle man über die wahren Probleme sprechen, wie hohe Mieten oder Rassismus. Besonders hebt er das Thema Femizide hervor, das unter den Teppich gekehrt werde. „Also wenn wir ein Problem haben, wo Menschen verletzt und getötet werden, dann haben wir das bei Femiziden und nicht mit Ausländern.“
Hintergrund
Bei einem Termin in Brandenburg sagte Bundeskanzler Merz am Dienstag, bei der Migration habe seine Regierung viel erreicht und die Zahlen der neuen Asylanträge von August 2024 auf August 2025 um 60 Prozent reduziert. Dann fügte er hinzu: „Aber wir haben natürlich immer im Stadtbild noch dieses Problem und deswegen ist der Bundesinnenminister ja auch dabei, jetzt in sehr großem Umfang auch Rückführungen zu ermöglichen und durchzuführen.“ Seitdem gibt es für Merz’ Aussage sowohl Kritik als auch Zustimmung.
auch im Bundestag war die „Stadtbild“-Aussage am Donnerstag Thema. So sagte Grünen-Fraktionschefin Katharina Dröge: „Es wäre auch Zeit für ein bisschen mehr Anstand, Herr Merz.“ Der Satz sei „verletzend, diskriminierend und unanständig“. Unions-Fraktionschef Jens Spahn verteidigte die Aussage: „Ich weiß nicht, Frau Kollegin Dröge, wo in Deutschland Sie unterwegs sind, aber an den Hauptbahnhöfen, auf den Marktplätzen dieses Landes, sind natürlich die Folgen irregulärer Migration zu sehen.“ Sie beschäftigten die Menschen. „Und natürlich müssen wir darüber reden, was das mit diesem Land macht.“
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