„Lüge“, „Entgleisung“: Riesen-Streit um Zollhafen-Schwimmbad in Mainz

Die Ergebnisse einer Voruntersuchung der Stadt Mainz bedeuten wohl das Aus für die Pläne eines Schwimmbades im Zollhafen. Projektleiter Alexander Kiefer wirft dem Mainzer OB vor, gelogen zu haben. Die Stadt erwägt juristische Schritte.

„Lüge“, „Entgleisung“: Riesen-Streit um Zollhafen-Schwimmbad in Mainz

Seit Jahren arbeitet der Mainzer Ingenieur Alexander Kiefer an seinem Traum vom Naturschwimmbad „Heilige Makrele“ im Mainzer Zollhafen. In dieser Woche jedoch gab es einen herben Rückschlag für Kiefers Pläne. Die Ergebnisse einer amtsinternen Voruntersuchung der Stadtverwaltung Mainz bedeuten im Prinzip das Aus für das Zollhafen-Schwimmbad (wir berichteten). Der Mainzer Oberbürgermeister Nino Haase (parteilos) erklärte sogar: „Die Idee der ,Heiligen Makrele' ist zwar charmant, hält in ihrer vorgelegten Form jedoch der fachlichen Prüfung nicht stand.“

Das wollte Makrelen-Projektleiter Kiefer nicht auf sich sitzen lassen und äußerte in einer Pressemitteilung den Verdacht, „dass durch manipulative Bewertungsmuster versucht wird, das geplante Hafenbad-Projekt ‘Heilige Makrele!’ gezielt negativ darzustellen und politisch auszubremsen.“ Der Streit zwischen Kiefer und OB Haase geht nun in die nächste Runde. Denn in einer Pressemittelung vom Dienstag hatte Haase noch erklärt, er habe Kiefer bereits am 24. März telefonisch eingeladen, gemeinsam alternative Ansätze zu prüfen – dieses Angebot habe Kiefer jedoch abgelehnt.

Vorwurf der Lüge steht im Raum

Alexander Kiefer legte am Donnerstag nach. Der Makrelen-Projektleiter erklärte nun: „Es entspricht nicht der Wahrheit, dass Oberbürgermeister Haase mir im Telefonat vom 24.03.2025 ein Angebot unterbreitet habe.“ Das Gegenteil sei sogar der Fall: „Nach einem Telefonat, das aus meiner Sicht von massiven sachlichen Fehlbehauptungen und einem unangemessenen Ton geprägt war, habe ich Herrn Haase schriftlich in einem ausführlichen Brief auf die zahlreichen falschen Darstellungen in diesem Gespräch hingewiesen und meine Irritation und meine Unverständnis über die Art der verbalen Kommunikation ausgedrückt.“

Auch habe Haase „ausdrücklich nicht“ angeboten, alternative Vorschläge zu prüfen. „Ich fordere den Oberbürgermeister auf, diese Behauptung zurückzuziehen“, so Kiefer. Der Vorwurf, der Mainzer Oberbürgermeister habe in einer offiziellen Pressemitteilung der Stadt Mainz gelogen, steht nun also im Raum.

Kiefer zweifelt Voruntersuchung weiter an

Kiefer rückt auch weiter nicht von dem Vorwurf ab, dass die amtsinterne Voruntersuchung „in wesentlichen Teilen auf unzutreffenden, manipulativ gewählten Bewertungsmaßstäben basiert“. Zudem seien etwa Daten zur Selbstreinigung des Hafenbeckens „vermutlich übersehen“ worden, die das Projekt gestützt hätten. Auch in vielen weiteren Punkten widerspricht Kiefer den Ergebnissen der städtischen Voruntersuchung, etwa bei der Bemessung der Besucherzahlen oder bei Daten zur Auslastung des Schwimmbades. Inzwischen hat Kiefer sogar in einem Bürgerantrag an den Mainzer Stadtrat gefordert, die „möglichen Unregelmäßigkeiten und manipulativen Methodiken“ bei der Voruntersuchung prüfen zu lassen.

Stadt erwägt juristische Schritte

Auf Anfrage von Merkurist macht die Stadt Mainz deutlich, dass sie die Vorwürfe nicht auf sich sitzen lassen will. „Die Stadt Mainz nimmt die verbalen Entgleisungen von Herrn Kiefer befremdet zur Kenntnis und weist nachdrücklich darauf hin, dass die Unterstellungen weiterhin ohne jegliche belegten Ansatzpunkte sind.“ Die städtische Untersuchung der 16 möglichen Badeorte seien „in der Grundanlage, den Untersuchungskriterien und den Bewertungen transparent und detailliert im Haupt- und Personalausschuss vorgestellt“ worden – „mit der Möglichkeit zu klärenden Rückfragen“.

Kiefer sei bei dieser öffentlichen Sitzung nicht da gewesen. „Die Landeshauptstadt weist darauf hin, dass die Zollhafen GmbH als relevanter Player an der Umsetzung der ‘Heiligen Makrele’ über Jahre keinerlei Interesse bekundete.“ Gegensätzliche Behauptungen Kiefers habe die Zollhafen GmbH schon vor geraumer Zeit durch eine Unterlassungserklärung klargestellt. „Auch die Stadt Mainz behält sich aufgrund der wahrheitswidrigen und in jüngster Zeit auch teils diskreditierenden Aussagen des Herrn Kiefer daher juristische Schritte vor.“

Warum das Projekt nicht intensiv geprüft werden soll

Die Stadt bekräftigt noch einmal, dass Oberbürgermeister Haase Kiefer in einem Telefonat sinngemäß angeboten habe, Teile der Idee als Alternative gemeinsam zu prüfen. „Dieser Gedankengang war auch Bestandteil eines Gespräches bei einer zufälligen Begegnung Haase/Kiefer vor einigen Monaten. Herr Kiefer ist hierauf nicht eingegangen.“ Auch in dem Telefonat habe Kiefer jeden Prüfungspunkt der Verwaltung als „faktenfrei“ bezeichnet. „Ein Interesse an einem wie auch immer gearteten konstruktiven Austausch bestand offenbar nicht, dies wird auch durch die Absenz Kiefers bei der öffentlichen Sitzung des Haupt- und Personalausschusses in dieser Woche untermauert.“

Laut Stadt wurden in der Verwaltungsuntersuchung zahlreiche Aspekte geprüft. „Ausschlaggebend dafür, dass die Stadt Mainz eine intensivere Prüfung dieses Projektes als nicht zielführend ansieht, liegt primär darin begründet, dass seitens der Eigentümer des Areals kein Interesse am Projekt besteht und durch die von Herrn Kiefer selbst eingereichten Schallgutachten zudem ein Badebetrieb direkt an einer Wohnbebauung nur mit 160 Menschen denkbar wäre – und somit keinesfalls wirtschaftlich oder in den Augen der Verwaltung sinnvoll darstellbar wäre.“

Kiefer habe noch nie einen „wie auch immer gearteten Genehmigungsantrag für das Projekt“ gestellt. „Dies steht ihm auf privatwirtschaftlicher Ebene offen. Die Stadt Mainz fokussiert sich auf aussichtsreiche Ansätze der Vorprüfung einer Bademöglichkeit an der Kaiserbrücke.“

Thema im Stadtrat

Kiefer hofft derweil auf die Fraktionen im Mainzer Stadtrat. „Wir appellieren an alle Fraktionen des Mainzer Stadtrates, auf Grundlage einer internen Untersuchung, die den Verdacht einer nachweislich manipulativen Methodik nahelegt, keine politischen Entscheidungen zu treffen.“