Ärger um das Zollhafen-Schwimmbad „Heilige Makrele“: Projektinitiator Alexander Kiefer und sein Team erheben in einer Pressemitteilung schwere Vorwürfe gegen die Stadt Mainz. So erklärte das Makrelen-Team nun: „In der aktuellen amtsinternen Voruntersuchung ‘Baden im Rhein – Blaue Infrastruktur’ der Stadtverwaltung Mainz im Auftrag und unter der Leitung von Oberbürgermeister Nino Haase (parteilos) besteht aus unserer Sicht ein gravierender Verdacht, dass durch manipulative Bewertungsmuster versucht wird, das geplante Hafenbad-Projekt ‘Heilige Makrele!’ gezielt negativ darzustellen und politisch auszubremsen“.
Im Klartext: Der Bau des Zollhafenbades solle demnach aktiv verhindert werden.
Laut Kiefer zeigt eine detaillierte Analyse der Untersuchung zahlreiche „fachliche Widersprüche“ und nicht nachvollziehbare Bewertungsansätze. So werde etwa fälschlicherweise behauptet, im Hafenbad dürften „nur zwei Kinder“ gleichzeitig ins Wasser – eine Zahl, die in keinem Planungskonzept enthalten sei.
Auch weitere Kritikpunkte weisen die Makrelen-Initiatoren zurück: Die Bezeichnung als „gated community“ sei falsch, da die nächtliche Schließung nur dem Lärmschutz und der Sicherheit diene. Die Wasserqualität sei durch mehrere unabhängige Laboranalysen bestätigt. Zudem prognostiziere die Machbarkeitsstudie einen jährlichen Überschuss von über 100.000 Euro.
Rechtliche Schritte möglich
Das Team um Kiefer habe nach eigenen Angaben fast alle Stadtratsfraktionen über die festgestellten Widersprüche informiert. Man behalte sich vor, die Hinweise der Kommunalaufsicht ADD Trier vorzulegen. „Gerade in einer Zeit, in der demokratische Prozesse und Institutionen von vielen Menschen zunehmend in Frage gestellt werden, halten wir es für unverzichtbar, dass städtische Entscheidungen auf einer Grundlage von Vertrauen, Transparenz und sachlicher Fairness getroffen werden“, heißt es in der Mitteilung.
Die Projektverantwortlichen fordern nun eine „faire, transparente und fachlich ausgewogene Neubewertung der Standortfrage“. Das Vorhaben sei die einzige verbleibende Möglichkeit, den Menschen einen Zugang zum Rhein zu ermöglichen.
Linke kritisiert Vorgehen
Am Dienstag veröffentlichte auch die Stadtratsfraktion der Mainzer Linken eine Presseerklärung zum Thema. Darin solidarisiert sich die Linken-Fraktion mit dem Makrelen-Team: „Auf dem kurzen Dienstweg soll die ‘Heilige Makrele‘ erledigt werden. Und das möglichst schnell, geräuschlos und ohne Öffentlichkeit.“ Das sei „eine Ohrfeige für kreative Ideen in Mainz, für bürgerschaftliches Engagement und vor allem ein tiefer Griff in die Trickkiste: Mit einem schnellen Verfahren sollen Fakten geschaffen werden“, sagt Martin Malcherek, Sprecher der Linksfraktion für Bauen, Finanzen und Kultur und Mitglied im Ortsbeirat Neustadt.
Das sagt die Stadt Mainz
Am Dienstagnachmittag veröffentlichte auch die Stadt Mainz eine Mitteilung zum Thema. Darin erklärte die Stadt, insgesamt 16 Standorte von Mombach bis Laubenheim untersucht zu haben. Dabei ging es um vier Themenbereiche: „Baden im Rhein“, „Baden am Rhein“, „Blaue Infrastruktur in Rheinnähe“ und „Badeseen“. Nachdem verschiedene Kriterien wie Lärm-, Natur- und Umweltschutz, Wasserqualität, Sicherheit sowie Denkmalschutz und Eigentumsverhältnisse geprüft worden seien, käme nur ein einziger Standort für eine weitere Machbarkeitsstudie in Frage: Ein mögliches Badeschiff nördlich der Urbanen Aue und südlich der Kaiserbrücke. Die anderen 15 Standorte würden nicht weiter berücksichtigt.
Oberbürgermeister Nino Haase stellte sich dabei gegen die Kritik des Projektbetreibers Kiefer. „Die Idee der ,Heiligen Makrele' ist zwar charmant, hält in ihrer vorgelegten Form jedoch der fachlichen Prüfung nicht stand“, so Haase. Zwei Punkte seien dabei besonders problematisch: Die Grundstückseigentümer hätten kein Interesse an dem Vorhaben und die Rückübertragung des Areals an die Stadt werde erst in den 2030er-Jahren erfolgen. Außerdem seien die geplanten Besucherzahlen zu niedrig: Mit maximal 160 Personen gleichzeitig wäre die Auslastung bei nur 12 Prozent.
„Wir alle sind uns einig, dass wir die Chancen, die dieses Wasserareal mitten in einem Wohngebiet hat, nutzen möchten“, sagt Haase. Er habe Kiefer bereits am 24. März telefonisch eingeladen, gemeinsam alternative Ansätze zu prüfen – dieses Angebot habe Kiefer jedoch abgelehnt.