Nach 13 Jahren: Mainz saniert „Schandfleck“ in der Augustinerstraße

Seit fast 13 Jahren verfällt ein Haus in der Mainzer Augustinerstraße. Nun greift die Stadt durch und lässt das Gebäude auf Kosten des Eigentümers sanieren.

Nach 13 Jahren: Mainz saniert „Schandfleck“ in der Augustinerstraße

Die Stadt Mainz hat mit der Sanierung des seit Jahren verfallenden Gebäudes in der Augustinerstraße 22 begonnen. Wie die Stadtverwaltung am Dienstag mitteilt, werden die Arbeiten mit einer sogenannten Ersatzvornahme durchgeführt, da der Eigentümer seinen Pflichten nicht nachkam.

Das denkmalgeschützte Haus aus dem 17. Jahrhundert ist laut Stadt seit fast 13 Jahren ein „sichtbarer Problemfall“ und ein Ärgernis für Anwohner, Gewerbetreibende und Touristen. Es steht leer und droht zu verfallen. Oberbürgermeister Nino Haase bezeichnet den Zustand als einen „Affront, den wir nicht akzeptieren“. Er sagt: „Eigentum verpflichtet – dieses Verhalten war nicht länger hinnehmbar, aber leider mit hohen juristischen Hürden verbunden.“

Nachdem der Eigentümer einer behördlichen Anordnung zur Instandsetzung der Fassade aus dem Jahr 2024 nicht nachkam, beauftragte die Stadt nun selbst die Arbeiten. Baudezernentin Marianne Grosse erklärt, dass nach Ausschöpfung aller milderen Mittel nun die rechtlichen Voraussetzungen für diesen Schritt gegeben seien. Bei einer Ersatzvornahme beauftragt die Stadt Fachbetriebe und stellt die Kosten anschließend dem Eigentümer in Rechnung.

Fassade und Statik werden erneuert

Die Sanierung soll rund drei bis vier Monate dauern. In dieser Zeit wird die Straßenfassade denkmalgerecht instandgesetzt, was auch Verputzarbeiten einschließt. Außerdem werden die Deckenbalken erneuert, um das Gebäude dauerhaft statisch zu sichern. Eine provisorische Stahlkonstruktion im Inneren des Hauses wird dadurch überflüssig.

Nach Abschluss der Arbeiten kann auch das Baugerüst entfernt werden, das derzeit den Gehweg in der Augustinerstraße einschränkt. Oberbürgermeister Haase kündigt an: „Wir werden alle Hebel in Bewegung setzen, damit die entstehenden Kosten für diese Schritte vom Eigentümer zurückerstattet werden.“ Ziel sei es, das historische Erbe und die Attraktivität der Augustinerstraße zu erhalten.

Hintergrund

In den 1990er-Jahren befand sich in dem denkmalgeschützten Gebäude das Café „Schöner Brunnen“, danach ein China-Restaurant. Dann wechselte das Haus den Eigentümer, das Restaurant musste schließen. Kurz darauf stellte sich das Haus als baufällig heraus. Im Jahr 2016 forderte der Ortsbeirat Altstadt die Verwaltung auf, stärkere Zwangsmittel zu ergreifen, da der Eigentümer trotz mehrfacher Aufforderungen keine ausreichenden Sanierungen durchführte. Solche Schritte sind jedoch laut Stadt mit hohen juristischen Hürden belegt. Da nach den rechtlichen Bestimmungen immer zunächst das mildeste und zugleich geeignete Zwangsmittel zu wählen ist, konnte die Verwaltung erst Ende 2019 eine erste Ersatzvornahme durchführen.