Seit Jahren besiedeln Scharen von exotischen grünen Vögeln die Stadt Mainz. Die Halsbandsittiche bevölkern die Bäume in den Parks und fliegen in großen Gruppen über den Straßen. Doch wie kommen die Tiere überhaupt nach Mainz?
Normalerweise sind die Halsbandsittiche in Teilen Afrikas und Asiens heimisch. Bereits vor Jahrhunderten wurden sie nach Europa importiert und in privaten Händen oder Zoos gehalten. In den 1970er-Jahren konnten die ersten Halsbandsittiche aus ihren Gehegen fliehen. Seitdem breiten sich die Vögel in freier Wildbahn im gesamten Rhein-Main-Gebiet aus. Wiesbaden gilt dabei als „Sittich-Hauptstadt“: Jedes Jahr werden hier Tausende Tiere gezählt (wir berichteten).
Der Vogelschutzbeauftragte Oliver Weirich, der Sittich-Experte Detlev Franz sowie die HGON Wiesbaden/Rheingau-Taunus-Kreis haben im vergangenen Sommer fast 3900 Halsbandsittiche im Wiesbadener Stadtgebiet gezählt. Im Jahr zuvor waren es noch 2300, im Sommer 2021 fast 4000. Hinzu kommen etwa 1000 Alexandersittiche. Rückschlüsse darauf, wie sich die Population der Sittiche insgesamt entwickelt, könne man aus den Zahlen jedoch nicht schließen, erklärt Weirich gegenüber Merkurist.
Zu Tausenden unterwegs
Auch in Mainz sind die auffälligen Halsbandsittiche zu Tausenden unterwegs. Wegen des milden Klimas im Rhein-Main-Gebiet fühlen sie sich hier besonders wohl. Die Parks bieten ihnen genügend Nahrung, Platz zum Schlafen und für Bruthöhlen. Laut Ornithologen schlafen sie meist in Wiesbaden und fliegen morgens über den Rhein nach Mainz. Hier suchen sie nach Nahrung und brüten auch teilweise in den Bäumen.
Viele Vogel- und Naturschützer sehen die Verbreitung der Sittiche kritisch, zählen sie doch zu den gebietsfremden Tierarten und könnten einheimische Vögel wie Spechte, Kleiber und Dohlen vertreiben. Dagegen spricht, dass sich die Papageien vorwiegend pflanzlich ernähren, und damit nicht in Konkurrenz mit anderen Vogelarten stehen, die hauptsächlich Insekten fressen. Eine Schädigung einheimischer Tierbestände wurde jedenfalls noch nicht gemeldet.
Nester in Hauswänden
Immer wieder berichten Anwohner in Mainz, dass Halsbandsittiche ihre Nester in gedämmten Hauswänden bauen statt in Baumhöhlen. Dabei nutzen sie die zuvor von Buntspechten in die Dämmung gehackten Löcher. Das liegt daran, dass das Angebot an geeigneten Nistmöglichkeiten in Städten rar ist, und viele Höhlenbrüter daher auf Löcher in Häusern ausweichen.
Während der Brutzeit ist es übrigens verboten, die Höhlen zuzuspachteln. „Das würde gegen das Tierschutz- und das Naturschutzgesetz verstoßen“, so Rainer Michalski von der Nabu-Regionalstelle Rheinhessen-Nahe. Dieses Verbot gilt laut dem Grün- und Umweltamt zwischen dem 1. März und dem 30. September.