Warum es so viele Papageien in Wiesbaden gibt

Grüne Federn, roter Schnabel, bei den Männchen ein schwarz-rosa Halsband: Die exotischen Halsbandsittiche gibt es bereits seit 44 Jahren in Wiesbaden. Doch könnte sich das bald ändern?

Warum es so viele Papageien in Wiesbaden gibt

Wer in Wiesbaden wohnt oder öfters in der Stadt spazieren geht, hat sie sicherlich schon einmal gesichtet: die Halsbandsittiche. Seit Jahren besiedeln sie die Bäume in Wiesbaden, größtenteils im Stadtteil Biebrich und am Kurpark. Doch wie lebt es sich mit den Exoten und wieso halten sie sich ausgerechnet in Wiesbaden auf?

Der Weg von Afrika nach Wiesbaden

Normalerweise sind die Halsbandsittiche in Teilen Afrikas und Asiens heimisch. Sie wurden seit Jahrhunderten nach Europa importiert und in privaten Händen oder Zoos gehalten. In den 70er-Jahren konnten die ersten Halsbandsittiche aus ihren Gehegen fliehen. Seitdem breiten sich die Vögel in freier Wildbahn aus und Wiesbaden kann sich als die Sittich-Hauptstadt des Rhein-Main-Gebiets bezeichnen. Vor drei Jahren wurden bis zu 6058 Halsbandsittiche in der Umgebung gezählt.

Wegen des milden Klimas fühlen sich die Halsbandsittiche in Wiesbaden wohl. Die Parkanlagen, mit teils alten und auch exotischen Bäumen, bieten ausreichend Nahrung sowie Platz für Schlafplätze und Bruthöhlen.

Seit 1975 werden Halsbandsittiche von ehrenamtlichen Vogelkundlern beobachtet und gezählt. Die Hessische Gesellschaft für Ornithologie und Naturschutz Verein (HGON) im Wiesbaden/Rheingau-Taunuskreis nimmt seit Sommer 2019 an den deutschlandweiten Synchronzählungen der Papageien teil. Der Wiesbadener Vogelschutzbeauftragte Oliver Weirich, der Sittich-Experte Detlev Franz sowie die HGON Wiesbaden/Rheingau-Taunus-Kreis haben im vergangenen Sommer fast 3900 Halsbandsittiche gezählt. Im Jahr zuvor waren es noch 2300, im Sommer 2021 fast 4000.

Hinzu kommen etwa 1000 Alexandersittiche. Rückschlüsse darauf, wie sich die Population der Sittiche insgesamt entwickelt, könne man aus den Zahlen jedoch nicht schließen, erklärt Weirich gegenüber Merkurist.

Friedliches Zusammenleben mit heimischen Vogelarten

Die Halsbandsittiche zählen zu den gebietsfremden Tierarten. Dementsprechend sehen Vogel- und Naturschützer ihre Verbreitung eher kritisch, da sie die einheimischen Vögel wie Spechte, Kleiber und Dohlen vertreiben könnten. Bis heute wurde jedoch keine Schädigung einheimischer Tierbestände gemeldet. Die Sittiche ernähren sich vorwiegend pflanzlich, sodass sie in keiner Konkurrenz mit anderen Vogelarten stehen, die sich hauptsächlich von Insekten ernähren. Somit gehören sie nach heutigem Kenntnisstand nicht zu den invasiven Arten.

Halsbandsittiche brüten auch in Hauswänden

Während der Brutzeit legen Halsbandsittiche ihre Nester in Baumhöhlen an. Es kann aber durchaus vorkommen, dass die Papageie auch in gedämmten Hauswänden ihr Nest bauen. Dabei nutzen sie die zuvor von Buntspechten in die Dämmung gehackten Löcher. Dadurch können sich die Anwohner gestört fühlen.

Vor allem an der Wilhelmsstraße hat sich ein großer Hauptschlafplatz in den Platanen etabliert, sodass mehr Personen durch Rufe und Kot der Vögel gestört werden könnten. Als Reaktion darauf hat die Stadt geeignete Nistkästen angebracht. Zudem wurden die Reinigungsintervalle erhöht.