„Es wird laut“: Mainzer Gutenberg-Museum steht vor Abriss

Mit einem Jahr Verzögerung startet die Baustelle am Mainzer Gutenberg-Museum demnächst in die heiße Phase. Ein bunt gestalteter Zaun soll zwar nicht den Abriss-Lärm abhalten, aber die Baustelle verstecken – mit einer Ausnahme.

„Es wird laut“: Mainzer Gutenberg-Museum steht vor Abriss

Der Bauzaun steht bereits: Am alten Gutenberg-Museum in Mainz starten nun die Abrissarbeiten, um Platz für den geplanten Neubau zu machen. Das teilten Innenminister Michael Ebling (SPD), Oberbürgermeister Nino Haase (parteilos), Baudezernentin Marianne Grosse (SPD) und Museumsdirektor Ulf Sölter am Mittwoch bei einem Pressetermin mit. Ebling gab zudem grünes Licht für eine „erhebliche Fördersumme“ des Landes.

Abriss „von innen nach außen“

Der sogenannte Schellbau des Museums, der 1962 errichtet wurde, werde nun „von innen nach außen“ abgerissen, erklärt Baudezernentin Grosse. Entkernt sei das Gebäude schon zu einem großen Teil, ergänzt Haase. Jetzt folge die Schadstoffsanierung. Ab August soll dann der äußere Teil des Gebäudes abgerissen werden – und das auf besondere Weise. „Der Innenhof wird geöffnet und der Keller vorübergehend mit dem Bauschutt aufgefüllt, um einen stabilen Untergrund für die schweren Abrissgeräte zu bieten“, so Grosse.

Beobachten kann man dieses Spektakel allerdings nur schwer. Die Baustelle wird größtenteils von einem großflächigen Bauzaun aus Holz verdeckt, der sich nicht nur rund um die Gebäude des Gutenberg-Museums, sondern auch über einen Teil des Liebfrauen-Platzes erstreckt. Auf dem gesamten Zaun sollen im Laufe der kommenden Woche bunt gestaltete Banner der Mainzer Agentur „media machine“ aufgehängt werden, die Zahlen und Informationen zum Gutenberg-Museum sowie den benachbarten Geschäften und Restaurants abbilden.

Baustellenfenster zeigt Arbeiten

Die Lärmbelastung könne der Zaun allerdings nicht abhalten. „Es wird viel Krach geben“, räumt Grosse ein. „Wir muten den Gewerbetreibenden und Anwohnern viel zu, das ist uns schon klar.“ Deshalb sei es der Stadt bei der Gestaltung des Bauzauns umso wichtiger gewesen, dass er „nicht nur farblich, sondern auch inhaltlich super ansprechend ist“ und „Lust auf das macht, was dahinter passiert“.

Wer trotz Zaun einen Blick auf die Baustelle erhaschen will, kann das von der Fußgängerzone aus nur an einer Stelle tun: An der nördlichen Zaunseite zwischen Markt und Seilergasse soll demnächst ein Schaufenster entstehen, durch das der Baufortschritt beobachtet werden kann. Auch auf einem der Bauzaun-Banner ist das Fenster bereits mit einem Pfeil in die entsprechende Richtung angekündigt.

Weiterer Ablauf der Baustelle

Nach dem Abriss sind ab 2026 maximal 12 Monate für archäologische Untersuchungen geplant. Wie lange diese tatsächlich dauern werden, sei aber schwer einzuschätzen. „Das ist das einzige, was wir nicht sicher sagen können“, meint Grosse. Danach sei jedoch alles „exakt terminiert und berechnet“: Sobald die Archäologen die Baustelle wieder freigeben, soll der Neubau des Gutenberg-Museums innerhalb von drei Jahren fertig sein – bei einem Baustart im Jahr 2027 also 2030.

Abgesehen von möglichen archäologischen Sensationsfunden rechnet Grosse aber nicht mit weiteren Verzögerungen – trotz über 100 Millionen Euro Kosten für das Bauprojekt und einer angespannten Haushaltssituation in Mainz. Einen der Gründe für diese Zuversicht bot Innenminister Ebling mit seiner Ankündigung, dass das Land Rheinland-Pfalz den Museumsneubau mit einer „erheblichen Fördersumme“ unterstützen werde. Mit über 100.000 Besuchern pro Jahr sei das Gutenberg-Museum das mit Abstand meistbesuchte Museum in Rheinland-Pfalz und belege auch im bundesweiten Vergleich einen „herausragenden Platz“, sagt Ebling.

Millionen-Förderung vom Land erwartet

Offiziell ist die Förderung noch nicht. Sobald die Stadt den offiziellen Förderantrag eingereicht habe und dieser vom Land genehmigt sei, rechne die Stadt jedoch mit fünf Millionen Euro pro Jahr, verrät Grosse. Grundlage für die angekündigte Förderung des Landes war eine sogenannte Wirtschaftlichkeitsuntersuchung, die nun abgeschlossen wurde. Dabei wurde unter anderem geklärt, ob ein Neubau tatsächlich erforderlich sei und ob dieser sich finanziell lohnen werde. „Über das Ergebnis der Prüfung der Wirtschaftlichkeitsuntersuchung bin ich überaus glücklich und erleichtert“, so Grosse.

Das Ergebnis der Untersuchung sei gleichzeitig auch der Startschuss für den Abriss gewesen. Dieser startet jetzt ein Jahr später als ursprünglich geplant. Grund für die Verzögerung: Damit die Ausstellungsstücke vom Schellbau vorübergehend in das Naturhistorische Museum umziehen konnten, hätten dort spezielle Sicherheitstüren eingebaut werden müssen. „Und dafür gibt es nur drei namhafte Hersteller in ganz Deutschland“, so Grosse.