Sie vermeiden in der Dunkelheit Unterführungen, viele sogar Parkhäuser: Die Angst von Frauen, sich nachts durch die Innenstadt zu bewegen, hat in den vergangenen Jahren dramatisch zugenommen, wie Statistiken und Studien immer wieder zeigen. Vor allem junge Frauen fürchten sich davor, sich nachts alleine auf den Weg nach Hause zu machen. Das gilt sowohl für den Fußweg als auch für Fahrten mit Bus und Bahn.
In etlichen Städten werden daher Taxi-Fahrten für Frauen bezuschusst. Die Gutscheine, die Frauen bei der Verwaltung oder auch in der Stadtbibliothek erhalten, sind zwischen fünf und zehn Euro wert. Sie sollen es vor allem junge Frauen und trans*Frauen mit geringem Einkommen erleichtern, in der Nacht sicher mit dem Taxi nach Hause zu kommen. Denn in der Regel gelten die Gutscheine zwischen 22 und 6 Uhr für je eine Taxifahrt. Vor allem in Städten mit vielen Studierenden gibt es die Zuschüsse: in München etwa und Stuttgart, in Heidelberg und Mannheim. Auch in Wiesbaden wird aktuell ein solches Angebot geprüft. Ein Konzept soll noch in diesem Herbst erstellt werden.
„Keine Anfragen von potenziellen Nutzerinnen bekannt“
In der Unistadt Mainz indes ist wohl nicht vorgesehen, Taxi-Gutscheine für Frauen anzubieten. Lediglich im März 2022 gab es eine Anfrage der CDU zu dem Thema. Bislang hätten Mainzer Frauen nicht danach gefragt, so die Stadt damals: „Aus den letzten Jahren sind uns keine Anfragen hinsichtlich eines solchen Angebots von potenziellen Nutzerinnen bekannt.“
Zwar gab es 1994 das Frauennachttaxi „Lila Linie“, jedoch musste das Projekt bereits nach drei Jahren aus „finanziellen Mitteln“ eingestellt werden. Bezuschusst wurde das Angebot damals mit 25.000 DM pro Jahr aus dem Haushalt der Stadt Mainz, so Ralf Peterhanwahr von der Stadtpressestelle. Gleichzeitig hieß es in der Antwort auf die CDU-Anfrage damals weiter: „Wenn alle hierfür benötigten Ressourcen zur Verfügung gestellt würden, könnten weitere Überlegungen aufgegriffen werden.“
Heute sagt Peterhanwahr: „Aktuell ist der Pressestelle – abseits von Diskussionen in anderen Städten Deutschlands – zu diesem Thema keine konkrete Debatte in Mainz bekannt.“ Dabei spielen anscheinend auch weder die Statistiken eine Rolle noch die Einstellung des Mainz Riders im März dieses Jahres, wie sich aus der Antwort auf Merkurist-Anfrage schließen lässt. Der nächtliche Rufbus-Service wurde unter anderem genutzt, da er eine Möglichkeit war, sicher nach Hause zu gelangen.
Wer sich auf dem Nachhauseweg unwohl fühlt, kann das Heimwegtelefon wählen. Ehrenamtliche begleiten einen dann am Telefon bis nach Hause. Das Heimwegtelefon erreichst du deutschlandweit unter 030 12074182 von Sonntag bis Donnerstag zwischen 21 und 24 Uhr sowie freitags und samstags von 21 bis 3 Uhr.