Welche Auswirkungen werden die neuen Pläne des Frankfurter Flughafens für Mainz und Wiesbaden haben? In der vergangenen Woche hatten die Deutsche Flugsicherung (DFS) und die Fraport AG angekündigt, die Flugrouten am Frankfurter Flughafen in den kommenden Jahren zu ändern (wir berichteten).
Massive Kritik an den Plänen kommt nun von der Mainzer Verkehrsdezernentin Janina Steinkrüger (Grüne). Sie ist gleichzeitig Vorsitzende im Vorstand der Fluglärmkommission (FLK) und beanstandet nicht nur das Vorgehen von Fraport, sondern auch des Hessischen Verkehrsministers Kaweeh Mansoori (SPD). Er habe „offensichtlich kein Interesse daran, die Mitglieder der Fluglärmkommission ehrlich und transparent zu informieren“, sagt Steinkrüger in einem Statement am Dienstag (10. Juni).
Befürchtung: Mainzer Fluglärm-Belastung steigt
So seien nur wenige Tage nach seiner persönlichen Vorstellung in der vergangenen Sitzung Einladungen zu einem „Informationsgespräch“ verschickt worden, die sich an wenige kommunale Vertreter aus dem Vorstand richteten. In dem Gespräch seien die Mitglieder dann von Mansoori „mehr oder weniger vor vollendete Tatsachen gestellt“ worden, was das neue Betriebskonzept betreffe. Dieses beinhalte vor allem die verstärkte Nutzung der Nordwestrouten.
„Das gesamte Vorgehen zeigt eindeutig, dass Fraport den Fokus ausschließlich auf den weiteren Ausbau ihrer Kapazitäten legt. Die Belastung der Bevölkerung durch Fluglärm und das Bemühen um eine Fluglärmvermeidung scheint nichts anderes als Makulatur zu sein“, so Steinkrüger weiter. Auch spricht sie davon, dass das Vertrauen des FLK-Vorstands zum Land Hessen, der Deutschen Flugsicherung und Fraport dadurch „massiv geschädigt“ sei.
Die Pläne von Fraport und der DFS sehen vor, die sogenannte Südumfliegung über Mainz und Wiesbaden künftig seltener zu nutzen, insgesamt wurde jedoch ein erheblicher Anstieg der Starts und Landungen angekündigt.
Prüfung der Betriebsänderung angekündigt
Bereits jetzt würde die Südumfliegung unter anderem die Bewohner von Mainz-Laubenheim und Weisenau belasten, kritisiert Steinkrüger. Mit der Nordabflugroute würde sich der Lärm über Mainz weiter ausdehnen, da dadurch vor allem Stadtteile wie Mombach und die Neustadt betroffen wären. „Dies bedeutet, dass insgesamt eine noch höhere und untragbare Belastung für die Stadt Mainz einhergeht“, so die Verkehrsdezernentin.
Die Stadt Mainz werde gemeinsam mit weiteren betroffenen Kommunen auf hessischer Seite nun prüfen, ob die angekündigte Betriebsänderung mit dem bestehenden Planfeststellungsbeschluss überhaupt vereinbar sei. Weiterhin halte sich die Stadt offen, rechtliche Schritte gegen diese Vorgehensweise einzuleiten.
Hintergrund
Erwartet wird, dass die Zahl der Flugbewegungen bis zum Jahr 2033 von heute 441.000 Starts und Landungen auf 560.000 pro Jahr ansteigen wird. Bereits jetzt machen die Abflüge in westlicher Richtung etwa 70 Prozent aller Tage aus. Zwar sollen auch künftig 65 Prozent der Abflüge über die Startbahn West abgewickelt werden, doch die sogenannte Südumfliegung mit einer weit gezogenen Kurve über Mainz und Wiesbaden soll nach Angaben der Fraport AG seltener genutzt werden.
Stattdessen ist geplant, dass ein deutlich größerer Teil der von der Centerbahn startenden Flugzeuge unmittelbar nach dem Abheben in Richtung Nordwesten aufsteigen. Außerdem würden die Flugzeuge künftig in einem steileren Winkel abheben, was zu weniger Lärmbelastung für die Menschen am Boden führen könnte.