Schon am Mittwoch hieß es im Kurfürstlichen Schloss 2025 „Mainz bleibt Mainz, wie es singt und lacht“, als der SWR zur Generalprobe für die Fernsehsendung lud. Insgesamt 18 Acts machten dem Namen der Sitzung alle Ehre. Wir waren für euch dabei und verraten euch die Highlights vorab – Achtung, Spoiler!
Jubiläumsauftakt in neuen Rollen
Schon seit vorletzter Woche stand fest, dass Andreas Schmitt in diesem Jahr nicht bei Mainz bleibt Mainz auftreten wird – weder als Obermessdiener noch als Sitzungspräsident (wir berichteten). Stellvertretend begrüßt in diesem Jahr Adi Guckelsberger die Närrinnen und Narrhallesen – und einige Ehrengäste: den Mainzer Oberbürgermeister Nino Haase (parteilos), den Wiesbadener Oberbürgermeister Gerd-Uwe Mende (SPD), Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD), CDU-Schatzmeisterin Julia Klöckner, SWR-Intendant Kai Gniffke, ZDF-Intendant Norbert Himmler, den rheinland-pfälzischen Ministerpräsidenten Alexander Schweitzer (SPD), die saarländische Ministerpräsidentin Anke Rehlinger (SPD) und den Mainzer Bischof Peter Kohlgraf. Nach dem Einmarsch der Garden und Schwellköppe stimmt er den Saal und das Publikum darauf ein, das 70. Jubiläum von „Mainz bleibt Mainz“ gebührend zu feiern.
Der erste Act passt genau dazu: Kathrin Dohle, Thomas Neger und Dobbelbock vereinen die bekanntesten Fastnachtshits in einem Medley, begleitet von Ballett und der Band Soundcheck. Mit dabei sind folgende Titel: „In Mainz am schönen Rhein“, „Meenzer Bube, Meenzer Mädcher“, „Im Schatten des Doms“ und „Alles wieder gut“.
Danach kommt der zweite Bekannte in neuer Rolle auf die Bühne: Florian Sitte gibt in der Rolle des Till sein Debüt als Protokollant. Er will „heutigen Gestalten“ dabei „den Spiegel vorhalten“ – und startet so: „Wie man den Wahlkampf dreht und wendet, was bin ich froh, dass der jetzt endet. Das denkt auch sicher, gar nicht eitel, inzwischen selbst Alice Weidel. Sie kandidierte – das macht Sinn – als Reichskanzler- – ‘tschuldigung – Bundeskanzlerin.“
Noch einige weitere Politiker zieht Till mit einem Augenzwinkern durch den Kakao und kommt zu dem Schluss: „Humor, ihr Leid, ist stets geboten, doch müsst ich heut unser Land benoten? Ich würde es wie folgt definiere: politische Realsatire!“
Politisch starke Sendung
Nicht nur Sitte landet in diesem Jahr politisch einige Treffer, auch die anderen Polit-Acts sind in Bestform – obwohl sie ihre Nummern wegen der Bundestagswahl am Wochenende zuvor kurzfristig umschreiben mussten, wie mehrfach betont wird.
Thomas Becker erzählt in der Bütt von seinem Alltag als Motivationsberater der Politiker. Er erklärt: „Statistisch gesehen gibt es hier im Saal auch einen mit Motivationsproblemen, nicht? Es ist der einzige Wähler der FDP.“ Am Freitag wird Becker jedoch nicht auftreten, weil der SWR seinen Vortrag nach der Generalprobe gestrichen hat (wir berichteten).
Die Polit-Highlights unter den Büttenreden kommen jedoch von zwei Kult-Acts: Johannes Bersch als Moguntia und Lars Reichow als Anchorman der Fastnachtsthemen. Bersch holt zum ganz großen Rundumschlag aus, was auch das Komitee würdigt: „111 Themen hat unser Freund Johannes in seiner Rede bearbeitet“, so Guckelsberger. „Eine wahre Fleißarbeit!“
Moguntia knöpft sich etwa die CDU vor: „Merz möchte Deutschland als Kanzler so weiterentwickeln, dass noch seine Enkel davon profitieren. Apropos Philipp Amthor, das menschgewordene Einstecktuch der CDU: Auch er hat sich wieder aufstellen lassen. Das zählt als Projekt von Jugend forscht.“
Für Annalena Baerbock hingegen „endet nach gut drei Jahren ihr Auslandspraktikum“, so Bersch. Und auch Habeck, „der Robert Redford für die alleinerziehende Besserverdienerin“, muss abtreten. Die USA kommen ebenfalls nicht ungeschoren davon: „Der Trump arbeitet ja schon seit Jahren erfolgreich mit KI – also ‘kaum Intelligenz’.“
Nachdem Lars Reichow bei seinem letzten „Mainz bleibt Mainz“-Auftritt im Jahr 2023 AfD-Politiker als „einen Haufen ungehobelter Arschlöcher“ bezeichnet hatte, feiert er nun sein Comeback mit den Fastnachtsthemen (wir berichteten). Dabei nimmt er wieder kein Blatt vor den Mund: „Damit wir auch morgen wieder kraftvoll in den Spiegel schauen können: Der neuen amerikanischen Regierung ein dreifach donnerndes ‘Fuck you’!“
Als Reichow zur Bundestagswahl übergeht, erklärt er zuerst: „Sahra Wagenknecht kann sich jetzt in Ruhe auf die Pflege von Oskar Lafontaine konzentrieren.“ Doch dann ist ihm eines besonders wichtig: „Ich finde es sehr schade, ich muss es hier ganz deutlich sagen. Die Grünen waren nicht immer perfekt, auch mal ungeschickt, aber sie sind auch nicht immer an allem Schuld.“
Reichow scheut sich auch nicht, erneut mit der AfD abzurechnen: „Die Anzahl der Leute im Bundestag, die sich nicht benehmen können, die hat sich leider verdoppelt.“ Die AfD habe ihren Wahlkampf nur mit dem Wort „raus“ geführt, so der Kabarettist: „Ausländer raus! Eine Bitte an die AfD-Wähler: Holt doch schon mal eure Eltern aus dem Seniorenstift, da wimmelt’s nämlich nur so vor ausländischen Fachkräften.“ Fremdenfeindlich zu sein, sei dumm, sagt Reichow weiter. „Aber noch dümmer ist es, fremdenfeindlich zu sein, wenn man auf Fremde angewiesen ist. Das ist strunzdumm.“
Einen weiteren politischen Auftritt, wenn auch nicht in der Bütt, gibt es mit Erzieherin „Kati von der Kita“ alias Kati Greule. Sie muss sich plötzlich auf der Bühne statt um Kindergartenkinder um kurzfristig eingeflogene Ehrengäste kümmern: nämlich Friedrich Merz, Olaf Scholz, Alice Weidel, Christian Lindner, Robert Habeck und Sahra Wagenknecht. Sie versucht dafür zu sorgen, dass die sechs schön zusammen spielen, und hat dabei ihre liebe Not: Scholz schläft ständig, Merz nimmt Habeck sein Falt-Windrad weg, Weidel will nicht aus der rechten Ecke kommen und Lindner fällt mit Wagenknecht über eine Hürde. Zuletzt sollen eigentlich alle miteinander einen Ausflug machen, doch dann gibt es ein Problem: „Christian, Sahra, nein, ihr könnt leider nicht mitmachen. Ihr seid ja noch ein bisschen verletzt und außerdem seid ihr auch noch nicht fünf.“
Kokolores mit „Mainz bleibt Mainz“-Allstars
Einer der Höhepunkte ist in diesem Jahr der Auftritt anlässlich des 70. „Mainz bliebt Mainz“-Jubiläums, die KI-Fastnacht. Mit „technischer Hilfe“ werden frühere Fastnachtsgrößen als Hologramme zu neuem Leben erweckt. Mit dabei: Johannes Bersch als wiederauferstandener Prinz Bibi (Herbert Bonewitz), Martin Heininger und Christian Schier als Fraa Babbisch unn Fraa Struwwelisch und Marcus Schwalbach als Bote vom Bundestag, ehemals Jürgen Dietz. Ein großer Lacher: Ein Video von Helmut Schlösser als Obama kann nicht geladen werden, weil es laut KI gegen die Political Correctness verstößt.
Außerdem sorgt Alexander Leber als Meenzer Polizist wieder für Zucht und Ordnung. So klärt er beispielsweise darüber auf, welche Begriffe man als Beamter heute nicht mehr sagen dürfe: „Zum Gassebub hat mer einst Bangert gesagt. Heut kommt gleich sein Vater, und du wirst verklagt. Mei ganz Repertoire mit Meenzer Begriffe muss ich polizeidiplomatisch umschiffe. Dollbohrer, Spitzgligger, so Leid hatt ich täglich.“ Heute sei das nicht mehr möglich. „Auch Baggage, dieses Mainzer Wort, steht infrage. Nur Schiffschaukelbremser, des derfste noch sage.“
Jürgen Wiesmann lässt die Zuschauer wieder an seinem Alltag als Ernst Lustig teilhaben. Diesmal regen ihn nicht nur Sören, Hauke und seine Frau auf, sondern auch die lieben Nachbarn. Eine Nachbarin fragt nämlich, ob seine Frau und er ins Theater mitkommen wollen. „Säht die anner: ‘Es wird die Oper Aida gebracht.’ Sach ich: Eija, wenn die gebracht werd. Ich menn, das gab’s frieher ja nie. Wie ich’s letzte Mol dort war, musst mer ins Theater noch hie.“ Doch das bleibt nicht das einzige Missverständnis: „Saht er: ‘Ist ihnen Aida als Oper überhaupt ein Begriff?’ Sach ich: Ich hab die erstmols gesehn, da war’s noch net mol e Schiff!“
Martin Heininger und Christian Schier treten in diesem Jahr als Mainzer Halsbandsittiche auf und zünden damit ein Gag-Feuerwerk gegen Wiesbaden, denn von dort sind die Tiere nach Mainz eingewandert. Eines von vielen Problemen, das den selbsternannten Vögeln daraus entsteht: „Alle, die dich sehen, denke: ‘Ach, guck emal da, ein Wiesbadener!’ Und statt Brotkrümel geben sie dir Shrimps und Kaviar.“
Mainz, wie es singt und tanzt
Musikalisch und tänzerisch hat „Mainz bleibt Mainz“ 2025 ebenfalls viel zu bieten. Handkäs und sei Musigg heizen dem Saal ebenso ein wie Markus Schönberg alias Ignaz mit der Schoppestang und die Schnorreswackler, die in diesem Jahr als Blumenbeet auch besonders schön anzusehen waren.
Doch zwei der Musik-Acts begeistern nicht nur von der Bühne herab, sondern mischen sich im Saal mitten unters Publikum: Laura Müller gibt mit großer Stimme ihre Variante von einem Alicia-Keys-Song zum besten („Empire State of Mainz“) und Fastnachtsikone Margit Sponheimer lässt den Saal noch Minuten nach ihrem Auftritt „Am Rosenmontag bin ich geboren“ weitersingen.
Für angehaltenen Atem sorgen die Tänzerinnen vom Ballett Fantasy Schott mit ihren waghalsigen Sprüngen und Hebefiguren.
Johannes Bersch legt als Cousine von Shirin David ebenfalls eine Tanz- und Gesangsnummer aufs Parkett, Davids Hit „Bauch, Beine, Po“ wird bei ihm zu „Weck, Worscht, Woi“.
Und wie immer klingt die Sendung mit den Hofsängern aus.
Fazit
Die Zuschauer dürfen sich darauf freuen, an Highlights aus 70 Jahren „Mainz bleibt Mainz“ erinnert zu werden. Passend zum Jubiläum glänzen vor allem die alten Hasen, ein Hauch Nostalgie durchzieht die gesamte Sendung. Dass viele Polit-Beiträge nicht lange geübt werden konnten, fällt nicht auf. Im Gegenteil zählen sie zu den Höhepunkten der Sitzung.
Die Fernsehsitzung „Mainz bleibt Mainz, wie es singt und lacht“ könnt ihr am Freitag, 28. Februar, ab 20:15 Uhr live im Ersten sehen.