Eine Parkanlage in Terrassenform, im barock-pompösen Stil und mit einem Lustschloss versehen: Das war der Auftrag, den Kurfürst Lothar Franz von Schönborn im Jahr 1700 für das Mainzer Territorium erteilte. Erreichtet werden sollte die Anlage auf dem Gelände der Stifts- und Abtsgärten von St. Alban – einem Benedikterkloster, das seit dem Jahr 802 bestand. Bereits kurz zuvor, bis ins Jahr 1693, hatte Graf Christoph Rudolf von Stadion das fünf Hektar große Areal künstlerisch gestalten lassen. Damals ließ er dazu zwei Gärten zusammenlegen.
Der Wunsch von Schönborn war nun eine prunkvolle Gartenanlage nach französischem und italienischem Vorbild, inklusive aufwändigen Wasserspielen, Rosskastanienallee, Wandelgang, Figuren und Grotten –ganz im Stil von Marly-le-Roi und Versailles.
Die Sommerresidenz „Favorite“
Das bereits vorhandene „Rheinschlösschen“ ließ Schönborn umgestalten und um ein Stockwerk erweitern. Ein großes Tor und eine Freitreppe bildeten den Eingang, geschmückt von zahlreichen großen Figuren und dem Schönbornschen Wappen. Integriert wurden auch eine Kapelle sowie Wohnräume. Mittelpunkt des Schlosses war aber eine Galerie mit bemalten Säulen und Wänden. Das eigentliche Lustschloss war eine Orangerie mit Festsaal. Hinzu kamen Pavillons, ein Porzellanhaus und Wirtschaftsgebäude.
Seine Sommerresidenz „Favorite“ und das Gartenkunstwerk wurden 1722 fertigstellt und sollten später tatsächlich vielfach gelobt und bestaunt werden. Sie soll sogar Vorbild gewesen sein für weitere spätbarocke Gartenanlagen. Bei dem Namen hatte sich Schönborn wohl an der habsburgischen „Favorita“ bei Wien orientiert.
Im Krieg verwüstet
Doch bereits 70 Jahre später brach der Koalitionskrieg aus, ausgelöst vom Fürstentag, der in der Favorite selbst stattfand. Mainz wurde im Jahr 1793 von französischen Truppen besetzt. Das Lustschloss sowie die anderen Gebäude und große Teile der Anlage wurden komplett zerstört. Am 21. November 1803 dann wurde auf dem Gelände des ehemals fürstlichen Parks der Räuberhauptmann Schinderhannes hingerichtet, genauso wie 19 seiner Bandenmitglieder.
Etwa 15 Jahre später, nach dem Ende der französischen Herrschaft, kaufte die Stadt Mainz das verwüstete Gelände auf. Peter Wolf , der damalige städtische Gartenbauer, orientierte sich nun am englischen Landschaftsgartenstil und baute die Anlage vom Rheinufer bis zum Fort Kartaus als „Volksgarten“ bis zum Jahr 1825 aus.
1962, anlässlich des 2000-jährigen Stadtjubiläums, wurde der zwischenzeitlich verwilderte Park wieder in den Fokus genommen. Es kamen Blütenhäuser, ein Vogelhaus sowie ein Lese- und Ruhehof dazu. Die Herkules-Statue und den Torso des Flussgottes Rhenus aus der Zeit der Favorite wurden wieder aufgestellt. Den Auftrag zur Umgestaltung bekamen die Brüder Heinrich und Nicolaus Siesmayer, die bereits zuvor den Palmengarten in Frankfurt gebaut hatten. Ihre Gestaltung des Parks ist im Wesentlichen geblieben, unter anderem Namen. Heute ist der Mainzer Stadtpark für alle Menschen zugänglich.