Wahrscheinlich war es die Armut, die Johannes Bückler bereits als 15-Jähriger zum Stehlen brachte – zumindest am Anfang. Als Lehrjunge hatte er in Bärenbach ein paar Kalbfelle und Kuhhäute gestohlen, dafür bekam er 25 Prügelhiebe. Hier erhielt er angeblich auch seinen Spitznamen „Schinderhannes“, da er bei Abdeckern als Schinder in die Lehre gegangen war.
Bei einem Diebstahl mit zwei Freunden wurde er zwar erwischt und kam ins Gefängnis, konnte aber während der Verhandlung über das Dach der Ratsstube fliehen – im Gegensatz zu den anderen beiden. All das hielt ihn jedoch nicht von weiteren Taten ab. Auch nach einer zweiten Festnahme gelang ihm die Flucht. Später, so die Überlieferung, ging er sogar äußerst brutal vor.
Überfälle, Erpressungen und angeblicher Raubmord
Mit wechselnden Komplizen zog er, etwa 20-jährig, durch die Gegenden von Hunsrück, Mosel und Nordpfalz. Schwerpunkte der Truppen waren Überfälle und Erpressungen, vor allem gegen Soldaten, reiche Unternehmer und Juden. Angeblich hatte er 94 Mittäter. Zwar teilte er seine Beute nie mit der Bevölkerung, diese sollte ihn aber geschützt und versteckt haben. Endgültig festgenommen wurde Bückler am 31. Mai 1802 dann bei Wolfenhausen im Taunus.
Er wurde nach Mainz gebracht und in den Holzturm gesteckt, gemeinsam mit seiner Partnerin Juliana Blasius. Kurz darauf brachte sie hier ihren gemeinsamen Sohn Franz Wilhelm zur Welt. Sie wurde zu zwei Jahren Zuchthaus verurteilt. 16 Monate dauerte der Prozess gegen Schinderhannes, mit über 3000 Seiten Dokumente von Aussagen und Berichten zu mindestens 211 Straftaten: zumeist Diebstähle, Erpressungen und Raubüberfälle, aber auch Raubmord und Mord. Zweifellos nachweisen konnte man ihm die Morde aber nie. Da ihm das Gericht Hoffnung auf ein gnädiges Urteil machte, legte er ein umfassendes Geständnis ab und nannte über 100 Personen, die mit den Straftaten zusammenhingen.
Dann kam das Todesurteil. Am 21. November 1803 wurde Bückler im damals französisch verwalteten Mainz hingerichtet, vor 30.000 Schaulustigen. Die Guillotine wurde außerhalb der Stadtmauern vor dem Neutor in der heutigen Mainzer Oberstadt aufgebaut. Schinderhannes wurde gerade einmal 24 Jahre alt. Von insgesamt 68 Angeklagten wurden weitere 19 Mittäter zum Tode verurteilt. Wo sich Bücklers Leiche befindet, wurde nie geklärt.