Ab dem übernächsten Schuljahr werden Grundschulkinder einen „Anspruch auf einen Ganztagsschulplatz haben, so steht es im neuen „Gesetz zur ganztägigen Förderung von Kindern im Grundschulalter“ (Ganztagsförderungsgesetz, GaFöG). Stufenweise wird es dann für ganz Deutschland gelten, beginnend mit der ersten Klasse (wir berichteten).
Das neue Gesetz stellt auch in Mainz die Verwaltung, die Schulen und Eltern vor einige Herausforderungen. Probleme macht etwa die räumliche Situation, da es in einigen Grundschulen schlicht an Platz für eine achtstündige Unterbringung aller Kinder pro Tag fehlt. In einigen Schulen sind daher Interimsmensen und zusätzliche Klassenräume in Containerbauten geplant.
Betreuung bisher oft ehrenamtlich organisiert
Hinzu kommt: Entscheidet sich die jeweilige Schule dagegen, zur Ganztagsschule zu werden, ist die Stadtverwaltung verpflichtet, ein Betreuungsangebot einrichten, koordiniert von der städtischen Kinder- und Jugendhilfe. In dem Fall müssten die Eltern die Beiträge für die Betreuung zahlen. In Mainz sind aktuell nur neun der 22 Grundschulen Ganztagsschulen. Hier wird zwar in den meisten Fällen eine Betreuung am Nachmittag angeboten. Organisiert und verwaltet wird diese aber bisher von ehrenamtlichen Förder- oder Elternvereinen. Für die Eltern ist sie daher schon jetzt kostenpflichtig.
Wie die Stadt im Januar gegenüber Merkurist mitteilte, sei das Ziel, ein „bedarfsgerechtes, freiwilliges“ Angebot zu schaffen. Schulen, die sich dazu entschließen, zur Ganztagsschule zu werden, würden bei dem „Prozess“ unterstützt. Tatsächlich soll es wohl auch regelmäßige Gespräche zwischen der Verwaltung und dem Schulelternbeirat (SEB) der Mainzer Grundschulen gegeben haben – ein „enger und konstruktiver Austausch“, etwa mit leitenden Mitarbeitern des Jugendamts. So steht es in einem Schreiben des SEB an die Mainzer Eltern von Grundschulkindern, das Merkurist vorliegt.
Stadt sagt Gesprächstermin kurzfristig ab
Doch plötzlich sei vor Kurzem der nächste Termin von der Stadt abgesagt worden. Die aktuelle Situation würde „einen so regelmäßigen und umfangreichen Austausch mit einer einzelnen Interessengruppe nicht hergeben“, hieß es in einer E-Mail der Stadt an den SEB von Ende April. Stattdessen wurden die Elternvertreter zu einem „Informationstreffen“ mit den Grundschulleitern und dem Stadtelternausschuss (StEA) eingeladen, das noch vor den Sommerferien stattfinden soll.
Und weiter: „Da es sich dabei aber um grundlegende Entscheidungen mit finanzieller Tragweite handelt, müssen wir hier auf die politischen Gremien verweisen, die über diese Prozesse beraten und entscheiden. Wir von Seiten der Verwaltung können hierzu keine verbindliche Zusagen und/oder Festlegungen treffen.“
Keine Unterstützung der ehrenamtlichen Fördervereine?
Die Vertreter des SEB zeigen sich angesichts des Rückzugs der Stadtverwaltung aus den Gesprächen verärgert. „Die Stadt Mainz steht den Betreuenden Grundschulen als direkter Gesprächspartner zur Verfügung“, schreiben sie in dem Brief. Der SEB habe der Stadt bereits einige Forderungen vorgelegt, wie die Fördervereine an den Grundschulen künftig die Betreuung weiterführen könnten. Bisher habe es noch keine verbindlich Rückmeldung dazu von Seiten der Stadt gegeben. Daher gehe man im SEB davon aus, dass die Stadt die Fördervereine, die bisher ehrenamtlich die Betreuung organisiert hatten, nicht unterstützen werden. „Das bedeutet u.a. keine Fortbildung des jetzigen Personals, Unterstützung bei Catering,...“ Diese müssten daher wohl selbst das Gespräch mit der Stadt Mainz suchen.
„Wir als ARGE-SEB sind mehr als irritiert und bedauern die Entscheidung der Stadt Mainz“, schreiben die Eltern. „Wir stehen nach wie vor zu konstruktiven Gesprächen mit der Stadt Mainz zur Verfügung.“
Eine Antwort des SEB zu den Inhalten der Forderungen steht bisher noch aus.