Erneut historischer Fund in Binger Straße in Mainz

Bei den Bauarbeiten zur neuen Straßenbahnlinie in der Binger Straße haben Archäologen wieder eine Entdeckung gemacht. Gleichzeitig gaben sie bekannt, wie lange die Ausgrabungen noch dauern werden.

Erneut historischer Fund in Binger Straße in Mainz

Schon mehrere historische Überreste haben die Archäologen in der Binger Straße entdeckt, nun kam erneut etwas zum Vorschein. Wie die Generaldirektion Kulturelles Erbe Rheinland-Pfalz (GDKE) mitteilt, wurde in der vergangenen Woche ein barocker Wasserkanal am Münsterplatz freigelegt: ein gemauertes Bauwerk, das einst Frischwasser aus der Münsterquelle und dem Zaybach zur Johanniskaserne in der Bastion Paul leitete.

Erst vor ein paar Wochen wurden Überreste der barocken Münsterbefestigung aufgedeckt und wissenschaftlich dokumentiert. Der Kanal sei nun „besonders eindrucksvoll“, so die GDKE. Dennoch werde der neue Fund nicht dazu führen, dass sich die weiteren Bauarbeiten an der neuen Straßenbahnlinie durch die Binger Straße weiter verzögerten, heißt es weiter. Demnach würden voraussichtlich am 23. Mai die archäologischen Arbeiten abgeschlossen sein, die Anfang April begonnen hatten. „Wir haben uns regelmäßig mit der Bauleitung der Mainzer Mobilität abgestimmt und konnten dadurch unsere notwendigen Tätigkeiten sehr gut in die Bauabläufe vor Ort eintakten“, erklärt Dr. Jens Dolata, stellvertretender Leiter der Außenstelle Mainz der Direktion Landesarchäologie der GDKE. Im April sei bereits vereinbart worden, dass die archäologischen Arbeiten vor Ort spätestens Ende Mai beendet sein würden. „Das werden wir nach heutigem Planungsstand auch einhalten,“ so Dolata.

Teil eines komplexen Versorgungssystems

In den nächsten Tagen würden nun die letzten Gruben der Grabungen verfüllt. Die Archäologen hätten dazu den Untergrund für den Weiterbau denkmalgerecht vorbereitet. Der aktuell gefundene Wasserkanal könne an Ort und Stelle erhalten werden. Um ihn erforschen zu können, sei die Gewölbekappe des Kanals an zwei Stellen vorsichtig geöffnet und dokumentiert worden. Als nächstes werde der Innenraum des Kanals mit einem speziellen Flüssigboden aufgefüllt. So soll die Tragfähigkeit für den zukünftigen Straßenbahnbetrieb dauerhaft gesichert werden.

Ursprünglich sei der Kanal Teil eines komplexen Versorgungssystems mit Weihern, Brücken und Kanälen gewesen, schreibt die GDKE. Er gehe auf Planungen des Kurfürsten Johann Philipp von Schönborn zurück, der das Bleichenviertel als neues Stadtquartier erschloss.

Wichtige Erkenntnisse zur Mainzer Stadtgeschichte

Auch die gefundenen Überreste der Mainzer Stadtbefestigung sowie des Münstertors seien inzwischen dokumentiert und vermessen worden. „Zusammen mit fotografischen Aufnahmen und den aktuellen Beschreibungen der archäologischen Fachleute vor Ort sind somit wichtige Erkenntnisse und Dokumente zur Mainzer Stadtgeschichte erarbeitet worden“, heißt es von Seiten der GDKE. Nun würden die Daten zu einem digitalen Architekturmodell zusammengesetzt, als Grundlage für stadtgeschichtliche Forschung. Gleichzeitig könnten die Bauarbeiten in der Binger Straße weitergehen.

Römische Funde allerdings hätten die Archäologen in der Binger Straße nicht entdeckt, abgesehen von Keramikscherben und Ziegelresten. „Es ist das, was wir üblicherweise innerhalb mittelalterlicher und neuzeitlicher Siedlungsschichten erwarten können“, so Dolata.