Streit um Mainzer Bar: Wie es jetzt mit dem „Caipiranha“ weitergehen soll

Wird das Restaurant „Caipiranha“ im King-Park-Center bald schließen? Die Wohnbau erhebt schwere Vorwürfe gegen den Betreiber, er soll „unfachmännisch“ mit einem Gasventil umgegangen sein. Im Stadtteil herrscht seitdem Verwirrung.

Streit um Mainzer Bar: Wie es jetzt mit dem „Caipiranha“ weitergehen soll

Die Vorwürfe der Wohnbau gegen Bülent Soyer wiegen schwer: Ende Januar soll er bei einem Defekt an der Gasleitung „unfachmännisch am Gasventil herumgeschraubt und so für eine Undichtigkeit des Gasventils gesorgt“ haben. Das soll zur Folge gehabt haben, dass eine gefährliche Menge Gas ausgetreten sei. Seit 13 Jahren betreibt Soyer das „Caipiranha“ im King-Park-Center gegenüber dem Bruchwegstadion bereits. Entschieden weist er die Vorwürfe der Wohnbau von sich und geht seitdem rechtlich gegen sie vor.

Wie er angibt, habe die Wohnbau damals zuvor mehrmals seine telefonischen Bitten, sich um den Defekt zu kümmern, abgewiesen. „Mir wurde gesagt, dass der Defekt in der Verantwortung des Betreibers liegt, ich also für den Schaden aufkommen und mich darum kümmern müsse“, so Soyer Anfang März im Gespräch mit Merkurist. Eine Woche lang habe er mit Handwerkern nach Lösungen gesucht, bis es am 27. Januar zu dem Gasaustritt im Keller des King-Park-Centers gekommen war. Anschließend kündigte die Wohnbau ihrem Mieter fristlos, seitdem läuft ein rechtliches Verfahren.

Viel Aufruhr im Stadtteil

Die drohende Schließung der Bar hat für viel Aufruhr in Hartenberg-Münchfeld gesorgt. Das Restaurant, das hier seit 25 Jahren seinen Platz hat, wird von vielen als „zweites Wohnzimmer“ bezeichnet. Hier finden Konzerte statt und Kinderangebote, es ist Bistro, Restaurant und Café in einem. Da es barrierefrei ist, sind oft Menschen mit Rollstuhl hier zu Gast, die in der nahe gelegenen Einrichtung für mobilitätseingeschränkte Menschen leben. Sie alle fürchten nun, eine der wenigen Gastronomien im Stadtteil zu verlieren.

So schrieben Nachbarn Briefe an alle Vorsitzenden der Stadtratsfraktionen, an Oberbürgermeister Nino Haase (parteilos) und die Mitglieder des Ortsbeirats mit der Bitte um Mithilfe. Es gab eine Petition, zudem wurden 10.000 Flugblätter zur „Rettung des Caipiranhas“ verteilt, berichtet ein Anwohner gegenüber Merkurist. Christina van den Boom, die für die Partei „Die Linke“ im Ortbeirat sitzt, stellte eine Anfrage zur Ortsbeiratssitzung, die am Dienstag (25. März) stattfand. Darin wollte sie von der Mainzer Stadtverwaltung unter anderem wissen, ob die Wohnbau Gründe darlegen könne, „warum sie mit Kündigung reagiert und es dazu kein alternatives Vorgehen gibt“.

Ortsvorsteherin will „gastronomisches Angebot in dieser Form“ erhalten

Zu einer Klärung dieser Frage kam es bisher jedoch noch nicht. Wie Christin Sauer (Grüne), Ortsvorsteherin von Hartenberg-Münchfeld, auf Nachfrage von Merkurist mitteilt, habe zum einen bis zur Sitzung am Dienstagabend noch keine Antwort der Verwaltung vorgelegen, zum anderen hatte sich van den Boom für den Abend entschuldigt. Daher sei das Thema erst einmal nicht in der Sitzung behandelt worden.

Dennoch, sagt Sauer, tausche sie sich sowohl mit dem Betreiber des Caipiranha als auch der Wohnbau zu dem Thema aus und höre sich beide Seiten an. „Mir ist wichtig, dass eine gute Lösung für den Stadtteil gefunden wird.“ Damit spreche sie auch im Namen der anderen Ortsbeiratsmitglieder.

Oberste Prämisse sei demnach, dass weiterhin ein gastronomisches Angebot in dieser Form erhalten bleibe, wie es das Caipiranha biete, so Sauer. „Wo sich die unterschiedlichsten Personengruppen wohlfühlen, wo die Preise angemessen sind und es weiterhin diese vielfältigen Angebote gibt.“ Und weiter: „Das Bistro hier leistet einen entscheidenden Beitrag für mehr Lebensqualität im Stadtteil. Es wäre katastrophal, wenn das wegfallen würde.“ Auch sie würde sich hier regelmäßig mit Parteikollegen zum Stammtisch treffen. Für die Nachbarschaft sei der Konflikt nur schwer nachvollziehbar, viele Gerüchte seien im Umlauf.

Wohnbau: Vertrauen zu Betreiber nicht mehr vorhanden

Auch die Wohnbau habe ein „ein großes Interesse“ daran, wieder einen Gastronomiebetrieb hier einziehen zu lassen, sobald das Caipiranha geschlossen sei, sagte eine Pressesprecherin bereits Anfang März auf Merkurist-Anfrage. Zum aktuellen Stand wolle sich das Unternehmen wegen des laufenden Verfahrens aber weiterhin nicht äußern. Nur so viel: Zum aktuellen Betreiber sei das „Vertrauen nicht mehr vorhanden“. Vor ein paar Monaten habe das laut Soyer noch anders ausgesehen, wie er sagt. So sei ihm per Brief in Aussicht gestellt worden, dass der Vertrag, der bis Ende 2027 gültig sei, verlängert würde.

Christin Sauer wisse, dass Gespräche mit beiden Seiten laufen. Sie hoffe, dass der Konflikt bald geklärt werde. Doch weiterhin sei unklar, wie es weitergeht und ob bald eine Räumungsklage folgt. „Da es sich hier um eine private Auseinandersetzung zwischen dem Mieter und dem Vermieter handelt, die rechtlich geklärt wird, können wir nur abwarten.“